Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
einmal und überschütten ihn mit Mitgefühl und Zuneigung, die in seinen Augen unverdient sind.
Hunde hegen keinen Groll gegen Vergangenes und sinnen auch nicht darüber nach. Selbst wenn sich zwei Hunde nicht vertragen und ständig aufeinander losgehen, löst die Erinnerung an einen vergangenen Vorfall keinen neuen Kampf aus. Auslöser ist vielmehr der Anblick des anderen Hundes, doch selbst dann kämpfen die Hunde oft erst, wenn einer von ihnen das Verhalten des anderen als aggressiv einstuft. Nach dem Kampf sind sie nicht böse aufeinander und hegen keine Rachepläne. Beim Menschen dagegen kann eine einzige Beleidigung (echt oder eingebildet) zu jahrelanger Feindschaft und Groll führen.
Ihre natürliche Tendenz, im Augenblick zu leben, ermöglicht erst die Resozialisierung von Hunden. Weil sie sich nicht an die Vergangenheit klammern oder sich um die Zukunft sorgen, sind Hunde offen für die Gegenwart und lernen ständig dazu. Sie sind auch nicht böse, wenn sie korrigiert oder diszipliniert werden, denn wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Sie assoziieren diese Erfahrung mit dem Augenblick, in dem sie stattfand, und dabei lassen sie es bewenden.
Dies ist eine der wichtigsten Lektionen, die wir von Hunden lernen können. Die zwanghafte Beschäftigung mit Vergangenheit oder Zukunft kann zu vielen negativen Emotionen führen: Groll, Kummer, Sorge, Furcht oder Neid. Loszulassen, was vorbei ist und was wir nicht mehr kontrollieren können, ist der Weg zu unserer Erfüllung im Hier und Jetzt.
KERNPRINZIP 3:
Hunde lügen nicht.
Während der Dreharbeiten zum Hundeflüsterer arbeitete ich mit vielen Familien an der Rehabilitation von über 400 Hunden. Bevor ich mich mit ihnen traf, bat ich meine Filmcrew, mir nicht zu sagen, worin das Problem bestand. Ich musste dem Hund und seiner Familie unbeeinflusst entgegentreten, um an die Wurzel des Problems zu gelangen. Fast immer erzählten mir die Menschen die Geschichte, aber die Hunde vermittelten mir die Wahrheit. Die Energie eines Hundes ist immer vollkommen ehrlich. Durch reines Beobachten des Hundes bekomme ich meist ein gutes Gefühl dafür, wie sich die Lage tatsächlich darstellt.
Wir Menschen besitzen eine große Gabe, Geschichten zu erzählen, und deshalb machen wir uns oft etwas vor. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube nicht, dass sich diese Hundebesitzer bewusst unehrlich über ihre Gefühle äußerten oder darüber, was sie als Problem wahrnahmen. Sie meinten es nicht böse, sondern wollten sich nur schützen. Wenn Menschen die Wahrheit über die Vorgänge in ihrem Innern nicht akzeptieren, ist es schwieriger, ihren Hunden zu helfen. Die verzwicktesten Fälle sind die, in denen der Mensch die Situation leugnet und eine komplizierte Erklärung für das Fehlverhalten des Hundes findet.
Ein Beispiel aus meiner Praxis soll dies demonstrieren. Unter den Kursteilnehmern eines Seminars war eine Frau, Ann. Sie hatte einen Therapiehund namens Monarch, den sanftesten und sensibelsten Hund, den man sich vorstellen kann. Gerade wegen dieser Eigenschaften war er für seine Aufgabe ideal geeignet. Ann sagte: «Monarch und ich haben Verständigungsprobleme. Er tut nicht immer, was ich ihm sage, und er reagiert ängstlich, wenn ich ihn zurechtweise.» Das war die Geschichte, die Ann erzählte, doch ihre Körpersprache und ihre Energie sagten etwas anderes.
Die anderen Kursteilnehmer erkannten, dass sich Ann zu viele Gedanken darüber machte, wie Monarch auf sie reagierte. Ihr Blick schoss immer wieder zu ihm hinunter, um die kleinste Reaktion mitzubekommen. Sie bewegte sich nicht bewusst und voller Selbstvertrauen. Sie hielt die Leine sehr kurz, damit Monarch dicht bei ihr blieb. Sie überkompensierte Monarchs angebliche Gleichgültigkeit ihren Kommandos gegenüber.
In Wirklichkeit vertraute Ann Monarch nicht, und Monarch wusste das. Überlegen Sie einmal: Würden Sie einer Person folgen, von der Sie wissen, dass sie Ihnen nicht vertraut? Ann war zu zaghaft, zu ängstlich, und sie übertrug diese Energie auf ihren Hund. Als ausgebildeter Therapiehund reagierte Monarch besonders sensibel auf Menschen, vor allem auf Anns Verhalten.
Als ich Monarchs Leine nahm, hielt ich sie locker und mit zwei Fingern. Zuversichtlich und ruhig gab ich Monarch nonverbale Kommandos über meine Körpersprache. Er befolgte sie ohne Zögern. Dann nahm ich die Leine ab, und Monarch erwachte plötzlich zum Leben. Aus dem schüchternen, zaghaften Therapiehund war plötzlich ein
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