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Die Glücksritter von Schreckenstein

Die Glücksritter von Schreckenstein

Titel: Die Glücksritter von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Laufschritt ziehen. Mit keuchendem Atem bewegte die 4mal-100-Meter-Staffel, Andi, Klaus, Stephan, Ottokar, das wassergefüllte Monstrum über den Rasen. Während der letzten Verschnaufpause kam Fritz, der noch immer nicht trainieren durfte, den Hang vom Bootssteg heraufgehumpelt. „Ihr habt Besuch!“ wandte er sich an Stephan und Ottokar. „Von Horns Hühnerfarm.“
Beatrix und Ingrid waren herübergerudert, um fachmännischen Rat einzuholen. Ihre Eltern hatten zur Belohnung für den Gewinn dem Kauf eines Akkordeons, beziehungsweise einer „Musikfabrik“, wie Ingrid es nannte, zugestimmt. Die beiden Ritter steckten zuerst einmal ihre erhitzten Köpfe in den See, dann gaben sie Auskunft. Stephan empfahl Beatrix das Instrument, das er sich selbst am liebsten kaufen würde; der in technischen Dingen beschlagene Ottokar versprach Ingrid, die Musikfabrik über die Elektrofirma seiner Eltern preisgünstig zu vermitteln.
Hochzufrieden ließen die Mädchen ihrer Neugier freien Lauf. „Was sagen denn eure Eltern zu dem Geld?“
„Gar nix“, antwortete Ottokar. „Wir haben eine Gemeinschaftskasse. Da gibt’s nichts reinzureden.“
„Und was kauft ihr euch?“ fragte Ingrid.
Stephan zog die Schultern hoch. „Erst mal gibt’s ein Festessen für alle. Dann sehen wir weiter.“
„Macht doch auch mit!“ schlug Ottokar vor. „Das wird eine irre Viecherei.“
Die Mädchen schüttelten die Köpfe. „Typische Ritteridiotie!“ rief Ingrid. „Unbeteiligte mitfüttern, statt sich selber was zu kaufen. Ihr seid wirklich nicht mehr zu retten.“
Stephan lächelte mild. „Wir finden’s eben lustiger, wenn alle satt sind.“
Sie ließen die Mädchen stehen und trabten locker den Hang hinauf. Es war nicht das erste Gespräch, das so endete. Verständnis für ihre Gemeinschaft erwarteten die Ritter nicht. Aber sich dafür dumm anreden zu lassen, betrachteten sie als Zeitverschwendung. Die beiden verloren kein Wort mehr über den Besuch, und niemand fragte danach.
In einer Schuhschachtel sammelte Emil beim Abendessen die Wunschzettel ein. Ottokar sah sie durch und wandte sich an Armin, der ihm schräg gegenüber saß. „Ein Pfund Kaviar, spinnst du? Nimm Froschlaich aus dem Kappellsee oder Kartoffelsalat mit Kapern. Die sehen ähnlich aus und sind viel größer.“
Armin zeigte sich sofort einverstanden. Er hatte wieder einmal auffallen wollen und das war ihm geglückt.
Der Abend verlief ruhig, wenn auch laut. Strehlau übte am Flügel im Wohnzimmer für ein Konzert mit Fräulein Böcklmeier; Andi blies mit Oskars Gitarrenbegleitung Trompete. Aus dem Westflügel drangen in Abständen Schreie. Werner hatte sich einen Lautstärkenmesser besorgt. Dampfwalze, Beni, Fritz, Walter und Emil trieben den Zeiger in die Höhe, bis keiner mehr reden konnte.
Um so leiser ging’s bei den vier Minis zu.
„Das gibt eine Streichnacht, sag ich euch!“ behauptete der kleine Eberhard im Flüsterton.
„Woher willst ‘n du das wissen?“ fragte der kleine Herbert.
„Mann! Das liegt doch in der Luft“, belehrte ihn der kleine Egon, und der kleine Kuno nickte.
„Wir werden sehr wachsam sein!“
Ein Schrei ertönte, daß alle zusammenzuckten. Dampfwalze hatte den Zeigerauf neue Rekordmarke hochgebrüllt. Dann wurde es still auf der Burg. Licht um Licht erlosch, nur ein Schatten bewegte sich durch die Korridore — der kleine Egon. Er hatte bei der Auslosung die erste Wache gezogen. Beim zweiten Rundgang hörte er in der Ecke zwischen West — und Südflügel, wo die kleine Treppe nach oben führt, ein unerwartetes Geräusch. In der Kabine klingelte der öffentliche Fernsprecher, die Außenglocke war abgeschaltet.
„Hier bei mir“, meldete er sich im Flüsterton. Auch am andern Ende wurde geflüstert und zwar so leise, daß er nur ein einziges Wort verstand: „Ottokar.“
„Moment“, sagte er und ging in den Südflügel, um den Schulkapitän zu wecken. Der dachte zuerst an einen schlechten Scherz, doch dann war’s Sophie.
„Könnt ihr rüberkommen?“ bat sie. „Wir sind im Schulbüro eingesperrt. Vorsicht vor Martina! Alles andere später.“
Nachdenklich lehnte Ottokar an der Wand. Das Schulbüro von Rosenfels befand sich im Erdgeschoß und hatte vergitterte Fenster. Unvermittelt fragte er den kleinen Egon, der ihn erwartungsvoll ansah. „Wieso bist du auf?“
„Wir wußten, daß was passiert.“
Ohne darauf einzugehen, schickte Ottokar ihn los, Dampfwalze und seine Zimmerkameraden sowie Mücke und die seinen, bis auf Strehlau,

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