Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Ausdrucksweise benutzt?«
»Erzählen Sie das Ihrem Biographen.«
»Gut, dass Sie das Thema anschneiden. Xavier Girard ist grade windelweich geprügelt worden. Sie fragen sich, warum? Weil er bei einer bestimmten Fernsehtalkshow den Mund zu weit aufgerissen hat.«
»Was ist mit dem alten Mann nebenan passiert?«
»Ich habe ihm eine Beule verpasst.«
»Was haben Sie gemacht?«
»Er hat bis sechs Uhr morgens mit einer Nagelpistole an seiner Kirche gewerkelt. Bam, bam, bam, die ganze Nacht lang. Ich war schlecht gelaunt. Er ist mir zur falschen Zeit dumm gekommen.«
»Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte ich. »Ich hätte nicht herkommen sollen.«
Als ich mich umdrehte und gehen wollte, packte er mich wieder am Unterarm. Ich spürte seine Nägel auf der Haut.
»Kommen Sie her«, sagte er.
»Bei Leuten wie Ihnen läuft es immer aufs Gleiche raus, Molinari. Nach außen hin scheinen Sie einen gewissen Elan zu besitzen, aber im Grunde genommen sind Sie ein richtiger Penner. Gehen Sie wieder zu Ihren Huren.«
Er verzog leicht den Mund, und unter dem einen Auge zuckte die Haut, als hätten meine Worte einen Gesichtsnerv getroffen.
Ich fuhr nach Missoula zurück, parkte in der Innenstadt und ging im Schatten der Ahornbäume zum Gerichtsgebäude. Der Sheriff war gerade auf dem Weg nach draußen.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte ich.
»Warum mieten Sie sich nicht gleich ein Büro hier am Flur? Sie sparen damit Spritkosten«, sagte er.
»Wann genau hat Xavier Girard in der Nacht, in der Lamar Ellison umgebracht wurde, die Notrufzentrale angerufen?«
»Weiß ich nicht mehr.«
»Das lässt sich feststellen«, sagte ich.
Er saugte an seinen Zähnen.
»Kommen Sie rein«, sagte er.
Eine Minute später warf er seinen Hut auf den Garderobenständer in seinem Büro, ließ sich schwerfällig auf seinen Drehstuhl sinken und richtete den Blick auf mich. Seine blauen Augen leuchteten wie eine Butangasflamme.
»Kommen Sie zur Sache, Mr. Holland«, sagte er.
»Lamar Ellison hat kurz vor seinem Tod Xavier Girards Wagen demoliert. Girard und Ellison haben sich am Straßenrand geprügelt, und Holly Girard hat Ellison mit vorgehaltener Waffe daran gehindert, ihren Mann zu Brei zu trampeln. Danach gingen Holly und Xavier ins Haus eines Freundes und haben den Notruf gewählt. Fragt sich nur, wann sie angerufen haben.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, sagte der Sheriff.
»Sue Lynn Big Medicine behauptet, sie hätte jemanden vor Ellisons Hütte gesehen, als sie flüchtete, jemanden, der ihm das Leben hätte retten können.«
»Warten Sie hier«, sagte der Sheriff.
Er ging hinaus auf den Flur, kehrte fünf Minuten später wieder zurück, setzte sich auf seinen Stuhl und musterte zwei Computerausdrucke, die er in Händen hielt. Er legte sie auf seinen Schreibtisch und ballte eins ums andere Mal die Faust auf ihnen.
»Holly Girard hat angerufen. Um zweiundzwanzig Uhr neun«, sagte er.
»Wann wurde der Brand bei Ellison gemeldet?«, fragte ich.
»Um einundzwanzig Uhr einundvierzig.«
»Sie haben also mindestens eine halbe Stunde gewartet, ehe sie meldeten, dass ihr Auto demoliert wurde?«, sagte ich.
»Genauso sieht’s aus. Wollen Sie damit sagen, der Typ, den Sue Lynn gesehen hat, war Xavier Girard?«
»Ellison hatte die Fenster von Girards Cherokee zertrümmert, die Sitze und die Reifen zerschlitzt und ihn vor den Augen seiner Frau und seiner Freunde gedemütigt. Möglicherweise hat er die Waffe seiner Frau genommen und wollte mit Ellison abrechnen, aber Sue Lynn kam ihm zuvor.«
»Vielleicht handelte es sich bei dem Typ, den Sue Lynn gesehen hat, um den Mann, der den Brand gemeldet hat. Was halten Sie davon?«
»Der Brand wurde von einem Trucker per Funk gemeldet«, sagte ich.
Der Sheriff rieb sich die Stirn und riss die Augen auf.
»Ich werde Xavier Girard vernehmen. Aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er am Tatort war, daher glaube ich nicht, dass uns das weiterbringt«, sagte er. »Übrigens habe ich vom Sheriff des Flathead County die Ferienanlage überprüfen lassen, wo sich Sue Lynn versteckt hat. Ihr Cousin sagt, sie ist mit unbekanntem Ziel verzogen.«
Ich wartete nicht, bis der Sheriff Xavier Girard aufgriff oder zu sich bestellte. Ich fuhr sofort zu dem auf einer Klippe über dem Clark Fork gelegenen Haus der Girards. Ein Umzugslaster stand rückwärts in der Auffahrt, und ein halbes Dutzend Männer rollten Möbelstücke über die Laderampe hinauf. Ich ging durch die offene Haustür in das
Weitere Kostenlose Bücher