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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ausgeräumte Wohnzimmer mit der hohen Scheunendecke, unter der die schweren Schritte der Möbelpacker widerhallten. Die blank geschmirgelten und lackierten Kiefernholzbalken und -wände glänzten im Licht, und inmitten des ganzen Trubels stand Holly Girard, die eine zu groß geratene Khakihose, Tennisschuhe und ein mit Farbe bekleckstes rosa T-Shirt trug, eine Baseballkappe auf dem Kopf hatte, vor sich hin fluchte und mit den Packern haderte, ohne sie direkt zu beleidigen.
    Sie drehte sich um und musterte mich wie einen Vogel, der an die Fensterscheibe prallt. Dann kam sie auf mich zu, das Gesicht hochgereckt, sodass das Licht darauf fiel, wirkte verdutzt und ein bisschen verletzlich. Voller Selbstvertrauen darauf, dass ihr Aufzug ihrer sinnlichen Ausstrahlung keinerlei Abbruch tat, blieb sie vor mir stehen, und ihre Augen wurden eine Spur dunkler.
    »Ich hoffe, Xavier hat Sie nicht engagiert, um mich zu verklagen«, sagte sie.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, wandte sie sich an einen der Arbeiter, der die Treppe herunterkam, und sagte: »Wenn Sie die Lampe zerbrechen, kassiere ich bis an Ihr Lebensende Ihren Lohn. Ich schwör’s Ihnen, Ed.«
    »Wo ist Ihr Mann, Mrs. Girard?«, fragte ich.
    »Versuchen Sie’s beim Entzug, bei den Anonymen Alkoholikern oder in irgendeiner Bar an der Higgins Street. Aber vielleicht ist er auch mit einem seiner zwanzigjährigen Groupies in der Kiste. Jede von denen denkt doch, sie wäre diejenige,die seinem Leben und seiner Karriere eine neue Wende geben könnte. Ach, wie öde, öde, öde. Hier«,  sagte sie.
    Sie schrieb die Adresse einer Stadtvilla am Fluss auf und wandte sich dann wieder den Möbelpackern zu.
    »Ihr habt euch als Docs Freunde ausgegeben«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ihr lasst ihn den Kopf für einen Mord hinhalten, obwohl ihr wisst, dass er ihn nicht begangen hat.«
    »Ich bin davon überzeugt, das Xavier begreift, worauf Sie hinauswollen. Aber ich nicht. Und nun auf Wiedersehen, viel Glück, Gott schütze und behüte Sie und so weiter und so fort.«
    »Ihr hättet Doc entlasten können. Stattdessen habt ihr geschwiegen und ihn hängen lassen.«
    Sie war ein paar Schritte weggegangen. Aber jetzt drehte sie sich geziert um, trat wieder unmittelbar vor mich und schob ihren kleinen Fuß an meinen. Sie nahm ihre Kappe ab, schüttelte die Haare aus und warf mir einen langen, bedächtigen Blick zu. An ihrem linken Nasenflügel waren zwei weiße Kristalle.
    »Setzen Sie sich mit meinem Agenten bei Creative Artists in Verbindung. Er hilft Ihnen gern weiter. Wirklich wahr«, sagte sie und wackelte zum Abschied mit den Fingern.
    »Sehen Sie sich mit Molinari vor, Mrs. Girard. Falls Sie mit Cleo Lonnigan befreundet sind, können Sie die Warnung an sie weitergeben«, sagte ich und ging hinaus.
    Als ich meinen Pick-up anließ, stand sie auf dem Hof und starrte mich mit entrüsteter Miene an wie ein beleidigtes Kind.
    »Die Tür ist offen«, brüllte Xavier Girard aus dem hinteren Zimmer, als ich bei seiner Stadtvilla klingelte. »Nehmen Sie sich in der Küche was zu trinken, und stören Sie mich nicht, bis ich rauskomme. Wenn Sie nichts trinken wollen oder ein Freund meiner Frau sind, dann verpissen Sie sich.«
    Ich ging zu seiner Bürotür und schaute hinein. Er war über seinen Computer gebeugt, sodass er sich wie ein Bär vor dem Fenster abzeichnete, der breiten Biegung des Flusses, den Türmen und Dächern der Stadt und den grünen Hügeln dahinter.
    Seine Augen waren blassblau und wirkten wie ausgewaschen, die Pupillen wie abgebrannte Streichholzköpfe, das Gesicht war angespannt, als wäre er besessen, und blaue Schwellungen zogen sich über die Kinnlade. Das Zimmer roch nach ungewaschenen Haaren und Bierschweiß.
    »Ich bin am Arbeiten. Im Kühlschrank steht Wodka. Die Illustrierten sind neben der Toilette«, sagte er.
    »Sie sind raus zu Doc gekommen und haben sich darüber beklagt, dass Ihre Frau sich nicht an einer Spendensammlung für Docs Verteidigung beteiligen wollte«, sagte ich.
    »Verflucht noch mal, Mann, Sie hören einfach nicht zu. Das ist doch längst gegessen«, sagte er.
    »Sie haben mit angesehen, wie Ellison verbrannt ist. Außerdem haben Sie gesehen, wie eine Indianerin vom Tatort geflüchtet ist. Sie hätten Doc die ganze Zeit über raushauen können.«
    Er drückte die Speichertaste an seinem Keyboard.
    »Folgendermaßen sieht’s aus, klipp und klar. Ich weiß nicht, wer was am Tatort gemacht hat. Ich konnte nicht wissen, ob Doc nicht zuerst

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