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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wäre, würde ich mich einem Bluttest unterziehen. Es gibt neunundneunzig Spielarten von diesem Virus. Ich vermute, Terry hat die meisten davon. Es dauert übrigens vier Monate, bis ein endgültiges Untersuchungsergebnis vorliegt. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer zu glauben, dass sich jemand, der in Huntsville und San Quentin gesessen hat, derart von einem Packjungen aufs Kreuz legen lassen konnte, der sich bislang nur durch Überfälle auf Schwuchteln ausgezeichnet hat. Vielleicht ist mein Eindruck nicht ganz richtig. Bitte vergeben Sie mir, falls dem so sein sollte.
    Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.
Billy Bob Holland
    Ich fuhr nach Missoula und ließ den Brief von einem Floristen zusammen mit einem Bündel rosa und blauer Luftballons auf Carl Hinkels Anwesen abliefern.

29. KAPITEL
    Am nächsten Tag betraten Temple und ich das Staatsgefängnis von Montana in Deer Lodge und warteten, bis ein Beschließer einen mit Gartenarbeiten betrauten Häftling namens Alton Dobbs in ein Vernehmungszimmer führte. Er hatte kurz geschorene, grau melierte Haare, kantige Schultern und Arbeiterhände mit sauberen Nägeln und hielt direkten Blickkontakt, was man von einem Pädophilen normalerweise nicht erwartet. Er trug eine Hornbrille und blaue Staatskluft, aber die Hose war zerknittert, als wäre sie unter der Matratze geplättet worden, und sein langärmliges Hemd war bis zum Hals zugeknöpft.
    Er setzte sich uns gegenüber und legte die rechte Hand mitten auf den Holztisch. Als ich ihm keinen Handschlag anbot, zog er sie zurück und legte sie in den Schoß. Mit einem kurzen Zwinkern nahm er die Kränkung zur Kenntnis und setzte dann eine völlig ausdruckslose Miene auf.
    »Laut Ihrer Akte sind Sie viermal wegen der gleichen Straftat verurteilt worden, Mr. Dobbs«, sagte ich.
    Er schob eine verchromte Armbanduhr unter seiner zugeknöpften Manschette hervor und warf einen Blick darauf.
    »Wessen Anwalt sind Sie?«, fragte er.
    »Dr. Tobin Voss’. Man wirft ihm vor, einen Biker namens Lamar Ellison getötet zu haben. Sagt Ihnen dieser Name irgendetwas?«, sagte ich.
    »Nie gehört.«
    Temple blickte auf das erste Blatt auf dem Klemmbrett, das sie bei sich hatte.
    »Was ist mit einem gewissen Billy Shuster?«, sagte sie.
    »Der Junge in Sioux Falls? Ich war dreihundert Meilen weit weg, als das passiert ist. Ich hab in ’ner Bäckerei gearbeitet.«
    Temple warf mir einen kurzen Blick zu. Seine ausweichende Einlassung, bei der er jedes Wort vermied, das einen klaren Eindruck hätte vermitteln können, lieferte uns einen ersten Hinweis darauf, dass sich hinter der Hornbrille ein Mann verbarg, der mit allen Wassern gewaschen war.
    »Er war dreizehn. Ein ziemlich schlimmes Verbrechen, finden Sie nicht?«, sagte ich.
    »Keine Ahnung. Wie schon gesagt, ich war nicht dabei«, sagte Dobbs.
    »Wie auch immer, das ist lange her. Aber ich glaube, bei dieser Sache in Montana hat man Ihnen übel mitgespielt«, sagte ich.
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »Sie wurden vor fünf Jahren auf Carl Hinkels Anwesen geschnappt. Carl hat aller Welt erzählt, er wäre froh, dass die Behörden Sie in Gewahrsam genommen hätten. Ich glaube, Sie konnten die Geschichte nie aus Ihrer Sicht darstellen.«
    »Sehen Sie Carl Hinkel?«, sagte er.
    »Ziemlich regelmäßig«, sagte Temple.
    Dobbs nickte und schaute zwischen mir und Temple hindurch. »Ich hab ihn nie kennen gelernt. Hatte nicht die Gelegenheit dazu. Daher kann ich Ihnen nicht weiterhelfen«, sagte er.
    »Ich habe gehört, dass Sie ganz fit sind, was Computer angeht. Sie haben alles erfasst, was in der Gefängnisbibliothek vorhanden ist«, sagte Temple.
    »Das war nichts weiter«, sagte er.
    »Schon komisch, dass Sie Lamar Ellison nicht kennen. Er war in Deer Lodge, als Sie das letzte Mal eingefahren sind«, sagte ich.
    »Schon möglich«, erwiderte er.
    »Sie wurden zu Carl Hinkel eingeladen. Möglicherweise waren Sie mit ihm verabredet. Dann werden Sie auf seinem Hof festgenommen, und er bezeichnet Sie in der Presse als Perversen. Stört Sie das gar nicht, Mr. Dobbs?«, sagte ich.
    Er tupfte sich an den Mundwinkel und strich mit dem Daumen über die Fingerspitzen. Dann zog er seine Manschetten zurecht und warf einen Blick durch die Fensterscheibe in der Tür auf den Aufseher draußen auf dem Korridor.
    »Was ist für mich drin?«, fragte er.
    »Die Bundesbehörden ermitteln gegen Carl Hinkel. Sie könnten Ihnen eine große Hilfe sein. Die können in einem Staatsgefängnis so manche Tür

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