Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Street entlang in Richtung Fluss. Vor einem Saloon standen zwei Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blinklicht, aus denen zwei Stadtpolizisten stiegen und auf einen Mann zugingen, der wie ein Haufen nasses Heu am Bordstein hockte. Die Polizisten schoben die Schlagstöcke in die Ringe an ihrem Gürtel, beugten sich über den Mann und versuchten mit ihm zu reden.
    Es war einer der Momente, in denen man froh ist, dass man ein halbwegs normales Leben führt, den neuen Tag mit klarem Kopf begrüßen und sich über ganz einfache Dinge freuen kann, wie die Zeitung, die man bei einer Tasse Kaffee und einer Schale Haferflocken liest. In denen man dem Schöpfer, Jahwe, dem Großen Geist, Buddha oder Jesus Christus, unserem Herrn und Heiland, dafür danken möchte, dass man nicht der arme Tropf ist, dessen Schicksal einem so scheußlich vorkommt, dass sich kein vernünftiger Mensch freiwillig für so ein Dasein entscheiden möchte.
    Xavier Girards Kleidung sah aus, als hätte er sie von einer Wäscheleine gestohlen. Sein Gesicht war verquollen, die Augen wie Rote-Bete-Scheiben; sein Mund stand offen, als hätte er gerade eine Katastrophe miterlebt. Er erbrach sich zwischen seinen Beinen und starrte dann verständnislos auf die Spritzer an seinen Tennisschuhen.
    Aber obwohl er betrunken war und wir auf der anderenStraßenseite standen, erkannte mich Xavier, riss sich von den Polizisten los und torkelte auf die Straße, wo er beinahe von einem Milchlaster erfasst worden wäre.
    Er kam auf mich zu und wedelte mit den Armen, sodass mir ein essigsaurer Geruch aus seinen Achselhöhlen entgegenschlug.
    »Molinaris Gorillas haben meine sämtlichen Disketten kaputt gemacht. Die Pfeifen hier wollen nichts dagegen unternehmen«, sagte er, holte mit dem Arm aus und deutete auf die beiden Polizisten, die ihm über die Straße folgten.
    »Die Jungs machen einen anständigen Eindruck. Reden Sie später mit ihnen darüber«, sagte ich.
    »Ich scheiß auf ›anständig‹. Bestellen Sie Molinari, dass mein neues Buch Der Hahnrei stößt der Schmalztolle die Hörner durchs Herz heißt«, sagte Xavier.
    Die beiden Polzisten ergriffen ihn links und rechts am Arm und führten ihn wieder über die Straße, dann kam einer von ihnen zurück und trat auf den Bürgersteig.
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte er.
    »Jawoll.«
    »Wir haben ein volles Haus. Wollen Sie sich um ihn kümmern?«, sagte er.
    »Nein«, sagte ich.
    »Das hatte ich schon befürchtet.«
    Später fuhren Temple und ich zu ihrem Motel. Ich saß auf einem Polstersessel und schaltete CNN ein, während sie ins Badezimmer ging und sich die Zähne putzte. Als sie wieder herauskam, bemerkte ich, dass sie ihre Ohrringe, die goldene Armbanduhr und die Haarspange abgelegt hatte. Die Jalousien waren geschlossen, aber die Sonne, die durch die Schlitze auf ihr Gesicht fiel, betonte den mädchenhaften Zug um ihren Mund und die geheimnisvolle Schönheit ihrer Augen, dieich nie ganz zu deuten wusste. So wenig, wie man den sonderbaren Reiz verstehen kann, den ein im Schatten der Bäume dahinströmender grüner Fluss ausüben kann, seine Tiefe, die Fülle seiner Farbe und die Wärme, die in einem aufwallt, wenn einem das Wasser über die Lenden steigt und ein unerklärliches Verlangen erzeugt, bei dem man das Gefühl hat, man wüsste gar nicht, wer man wirklich ist.
    Ich stand auf und zog ein kleines blaues Samtetui aus meiner Hosentasche.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Ich bin gestern zufällig bei einem Juwelierladen vorbeigekommen, und das hier ist mir aufgefallen.«
    Sie blickte zu mir auf, und ich sah, wie sich ihre Wangen röteten, wie ihr Gesicht mit einem Mal schmaler wirkte und sie den Blick auf mich richtete, dass ich mich kaum abwenden und auf das Etui in meiner Hand schauen konnte.
    Ich klappte den straff gefederten Deckel auf und nahm den Ring heraus, ergriff ihre Hand und steckte ihn auf ihren Finger, schob ihn über den Knöchel und drückte ihre Finger nach innen.
    »Du kannst ihn ändern lassen, wenn er dir nicht passt. Wenn du ihn nicht willst, bringen wir ihn einfach zurück und lassen uns einen Gutschein geben«, sagte ich.
    »Einen Gutschein?«
    »Yeah, ich habe ihn ja ohne deine Einwilligung besorgt.«
    Sie streifte erst den einen Schuh ab, dann den anderen, stellte sich auf meine Füße, legte den Kopf zur Seite, schloss die Augen und küsste mich auf den Mund. Dann schlang sie die Arme um meinen Hals, schmiegte sich mit Bauch und Brüsten an mich, und als sie sich von meinem Mund

Weitere Kostenlose Bücher