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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Fenster aus sah ich die hellgrünen Umrisse der Pappeln, die sich im Wind bogen, und einen einsamen Bären, der an Lucas’ Zelt vorbeirannte, als wäre er von der Morgenröte bei etwas Unlauterem ertappt worden.
    Doc kam in mein Schlafzimmer, stellte mir eine Tasse Kaffee auf den Nachttisch und zog sich einen Stuhl neben mein Bett.
    »Der ATF-Agent, dieser Rackley, mit dem du aneinander geraten bist«, sagte er.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hat angerufen, als du noch geschlafen hast. Er hat diese Nummer hinterlassen«, sagte Doc.
    »Der muss ein Frühaufsteher sein«, sagte ich.
    »Warum hattest du die letzten beiden Nächte L. Q.s Revolver auf dem Nachttisch liegen?«
    »Ich habe Wyatt Dixon einen Brief geschrieben und ihm ein paar Sachen über Witherspoon gesteckt, unter anderem, dass er Aids hat.«
    Doc nickte nachdenklich. »Woher hast du diese Auskunft?«, fragte er.
    »Temple hat Witherspoons Sozialamts- und Jugendstrafakten in die Hand bekommen. Die Sache mit dem Aids habe ich erfunden.«
    Doc stand auf, stützte die Hände aufs Fensterbrett und schaute in den Morgen hinaus.
    »Und ich dachte immer, ich hätte einen Sprung in der Schüssel«, sagte er.
    Ich rasierte mich, putzte mir die Zähne, zog mich an und wählte die Nummer, die Amos Rackley hinterlassen hatte.
    »Treffen Sie sich in einer Stunde mit mir im Footballstadion der University of Montana«, sagte er.
    »Weshalb?«
    »Ich habe etwas für Sie. Wenn Sie jemanden mitbringen, bin ich weg.«
    Ich fuhr durch den Hellgate Canyon, nahm die Ausfahrt zur Universität und parkte beim Stadion. Ein halbes Dutzend Drachenflieger, deren Schatten über die grünen Hänge huschten, schwebte hoch oben am Mount Sentinel im Wind. Ich ging in die große, leere Stadionschüssel und sah Amos Rackley zwanzig Reihen über der Fünfzig-Yard-Linie sitzen.
    Er trug eine Sonnenbrille, einen braunen Regenhut, ein kariertes Hemd mit offenem Kragen, eine Khakihose, Sandalen und weiße Socken. Er hätte ein Akademiker sein können, der in der Vorlesungspause einen kurzen Spaziergang unternommen hatte. Zum ersten Mal fiel mir die Kette mit dem Medaillon an seinem Hals auf.
    »Machen Sie Ihr Hemd auf, ja?«, sagte er.
    »Das ist ein bisschen albern, nicht wahr?«, sagte ich.
    »Dann brauchen Sie ja auch nicht eingeschnappt zu sein«, erwiderte er und wartete.
    Ich knöpfte mein Hemd auf, zog es aus der Hose und drehte mich im Kreis.
    »Setzen Sie sich und lassen Sie mich etwas erklären, obwohl Sie wahrscheinlich schon Bescheid wissen«, sagte er. Er hatte einen braunen Umschlag auf den Knien liegen. »Sämtliche Polizeibehörden des Bundes benutzen Informanten. Wenn ein guter Agent den richtigen Typ umdreht, kann er einen Haufen ekelhafter Leute hinter schwedische Gardinen bringen. Aber ab und zu kommt es vor, dass sich ein Agent zusehr in einen Fall verrennt und vergisst, dass er einen Psychopathen mit einem Baseballschläger frei rumlaufen lässt.«
    »Reden Sie von Lamar Ellison?«
    »Im Lauf der Zeit gelangten wir mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er und ein paar andere Biker versucht hatten, Cleo Lonnigans Kind zu entführen. Vermutlich ist der Vater dazugekommen, worauf die Biker alle beide umbrachten. Wir konnten es aber nicht beweisen, daher ließen wir Ellison an der langen Leine laufen und benutzten ihn.«
    »Bloß dass ihr niemanden dingfest machen konntet, während Carl Hinkel vermutlich weitere Kinder entführen und an Perverse verkaufen ließ, unter anderem auch Sue Lynns kleinen Bruder?«
    Rackley blickte zum Hellgate Canyon, auf die Ponderosakiefern, die sich am Rand der Klippen im Wind bogen, und die Drachenflieger, die am weiten blauen Himmel schwebten und ihre Kreise zogen.
    »Ich quittiere den Dienst«, sagte er. »In diesem Umschlag befinden sich zwei eidesstattliche Erklärungen, beide unterschrieben und notariell beglaubigt. Die eine stammt von Sue Lynn Big Medicine, die darin zugibt, dass sie Lamar Ellison in Brand gesteckt hat. Bei der anderen handelt es sich um eine Aussage von mir, in der ich darstelle, welche Rolle sie als Informantin für das ATF spielte. Falls irgendjemand sie oder mich vernehmen möchte, wünsche ich ihm viel Glück. Verstehen Sie?«
    Er drückte mir den Umschlag in die Hand.
    »Die werden sich an Ihre Fersen heften«, sagte ich.
    »Schon möglich. Aber ich bezweifle es. Ein Aktienmakler verklagt die Angestellten nicht, die er wegen Unterschlagung gefeuert hat.« Er stand von seinem Sitz auf, nahm seinen Hut ab und fuhr sich

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