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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Verschluss.«
    Terry Witherspoon wohnte in einer aus Brettern zusammengezimmerten Hütte an einem unbefestigten Fahrweg, der in einen Berghang hoch über dem Clark Fork River gegraben worden war.
    Ich parkte zwischen den Kiefern auf einer Lichtung und wartete, bis sich der Staub verzogen hatte, ehe wir aus dem Pick-up stiegen. Draußen, inmitten der Bäume, sahen wir eine große, mit Roststreifen überzogene und mit Lüftungsschlitzenversehene Eisentonne, die auf einem Anhänger mit Gummireifen stand. Ein mächtiger grauer Brocken, der nach verwesendem rohem Fleisch stank und vor Fliegen wimmelte, hing innen an der Vorderwand.
    »Was ist denn das?«, sagte Temple.
    »Eine Bärenfalle. Die Jagd- und Forstbehörde fängt damit Schwarzbären, wenn es Beschwerden aus der Bevölkerung gibt.«
    »Billy Bob, da ist irgendwas drin«, sagte sie.
    Ein Schwarzbär, der gut und gern zweieinhalb bis drei Zentner wog, war vom Fleischgeruch angelockt worden und in die Tonne geklettert, worauf ein Eisentor hinter ihm zugefallen war, sodass er in der Falle saß und weder vor- noch zurückkonnte.
    Auf einem eingefriedeten, staubigen Hof hinter der Hütte warf ein hagerer Junge, an dessen bloßem Oberkörper sich sämtliche Rippen abzeichneten, ein langes Taschenmesser mit nur einer Klinge auf einen Zaunpfosten. Die braunen Haare hingen ihm über die Ohren, und er trug eine Hornbrille und hatte die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen verzogen.
    »Sind Sie Terry Witherspoon?«, fragte ich.
    Die Sonne spiegelte sich auf seinen Brillengläsern, als er zu uns schaute.
    Er grinste unverwandt weiter. »Wer will das wissen?«, sagte er.
    »Wir ermitteln wegen des Mordes an Lamar Ellison«, sagte Temple. Sie klappte das Etui mit ihrer Privatdetektivplakette auf und schloss es wieder.
    »Yeah?«, sagte er fast begeistert. Mit den Fingerspitzen hielt er die Messerklinge. Er schaute kaum auf sein Ziel, als er es seitwärts schleuderte, worauf es durch die Luft wirbelte, sich in das Holz bohrte und zitternd stecken blieb,
    »Was hat es mit dem Bären für eine Bewandtnis?«, fragte ich.
    »Er hat sich über meinen Müll hergemacht. Ich hab die Wildhüter angerufen. Die haben die Tonne hergeschafft«, erwiderte er.
    »Wann wollen sie ihn abholen?«, sagte ich.
    »Haben sie nicht gesagt. Wenn er da drin Durst hat, kommt er vielleicht nicht wieder, wenn sie ihn freilassen«, sagte er.
    Er schaute uns mit ausdrucksloser Miene an, während die Sonne auf seiner Brille tanzte.
    Temple musterte eine aufgeschlagene Seite in ihrem Notizbuch. »Hat Wyatt Dixon mit Ihnen darüber gesprochen, dass er Lamar Ellison umbringen will?«, sagte sie.
    Seine Züge schienen weicher zu werden. »Wyatt hat niemandem was getan. An Ihrer Stelle würde ich nicht so über ihn reden«, sagte er.
    Er zog das Messer aus dem Zaunpfosten und ging wieder mitten auf den Hof. Schräg zum Pfosten blieb er stehen und konzentrierte sich, hielt die Klinge mit den Fingern, sodass der Messergriff nach unten hing. Kurz bevor er das Messer erneut warf, spitzte er den Mund. Diesmal prallte der Griff am Pfosten ab.
    »Gehen Sie auf die Universität, Terry?«, sagte ich.
    »Ich denk drüber nach. Vielleicht geh ich auch zum Rodeo.«
    »Weshalb sind Sie in North Carolina eingefahren?«, fragte ich.
    Er grinste und schob die Brille hoch. »Weil ich Müll weggeschmissen habe«, sagte er.
    »Habt ihr zwei Ellison für einen Spitzel gehalten? Wenn Sie nämlich wussten, was mit ihm passiert, sind Sie wegen Beihilfe dran«, sagte Temple.
    »Seid ihr zwei hiesige Cops, die unten im Süden waren unddort den Akzent gelernt haben?«, sagte er. Er warf den Kopf zurück und lachte über seinen Witz.
    »Sie scheinen mir ein pfiffiger junger Mann zu sein, Terry«, sagte ich. »Wyatt hat mindestens zweimal gesessen. Er wird wieder einfahren. Wollen Sie ihm dabei Gesellschaft leisten?«
    »Habt ihr ’ne Fernsehkamera im Gebüsch versteckt? Ich will meiner Mama hallo sagen«, sagte er.
    Temple schaute mich an und tippte eine Nummer in ihr Handy ein.
    »Wen rufen Sie an?«, fragte Witherspoon.
    Sie gab ihm keine Antwort. Sie sprach in ihr Handy und schaltete es wieder ab.
    »Die Jagd- und Forstbehörde schickt demnächst jemanden her«, sagte sie. »Sie haben Recht, Terry. Ich bin kein hiesiger Cop. Das heißt, dass Sie mir meinetwegen gern noch mal frech kommen dürfen, damit ich Ihnen das Grinsen austreiben und Sie mit dem Arsch voran in die Bärenfalle stecken kann.«
    Wieder warf er den Kopf zurück

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