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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein. Mein unschuldiger, wunderbarer, hochbegabter und sensibler Sohn, warum musst du ausgerechnet jetzt hierher kommen?
    »Temple ist auch dabei?«, sagte ich.
    »Yeah, was ist denn los?«
    Temple Carrol war eine Privatdetektivin, die ich zu Ermittlungen für meine Anwaltskanzlei hinzuzog. Aber sie war noch viel mehr, auch wenn keiner von uns genau erklären konnte, welche Beziehung wir zueinander hatten.
    »Ich habe nicht gesagt, dass sie hierher kommen soll«, sagte ich.
    »Seit wann hast du ihr irgendwas zu sagen?«
    Mir brummte der Schädel.
    »Lucas –«, setzte ich an.
    »Maisey hat sie angerufen. Doc ebenfalls. Er hat gesagt, Maisey ist völlig durcheinander. Was sind das für Typen, die sie vergewaltigt haben?«
    »Du hältst dich da raus, Lucas.«
    »Ich hol Temple ans Telefon. Danke für den Empfang in Montana.«

11. KAPITEL
    Temple stand in der Abenddämmerung neben ihrem Ford Explorer, wirkte sichtlich müde nach der langen Anfahrt von Deaf Smith und war genervt, weil ich mich ihr gegenüber so unbeholfen benahm. Temple war bewaffneter Wachposten in Angola gewesen, der staatlichen Haftanstalt von Louisiana, Streifenpolizistin in Dallas und Deputy-Sheriff im Fort Bend County im Südosten von Texas. Sie hatte kastanienbraune Haare, kleidete sich wie ein Junge und war den Babyspeck an ihren Armen und um die Taille nie losgeworden. Auf sie konnte man sich hundertprozentig verlassen. Aber von anderen verlangte sie die gleiche bedingungslose Treue.
    Lucas hatte seine Sachen bereits ausgeladen und schlug gerade sein Zelt zwischen den Bäumen unten am Fluss auf.
    »Haben Maisey und Doc dir nicht Bescheid gesagt, dass Lucas und ich raufkommen?«, fragte sie.
    »Nein. Aber ich bin froh, dass ihr da seid«, sagte ich.
    »Ich steige in einem Motel in Missoula ab.«
    »Wir haben hier genug Platz.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wo kann man hier einigermaßen gut essen?«
    »In Bonner gibt es eine Fernfahrerkneipe. Ich komme mit. Danach fahren wir wieder her, und du bleibst über Nacht hier.«
    Sie dachte darüber nach, gähnte dann und sagte: »Hast du dich hier mit irgendjemandem eingelassen?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, sagte ich und wandte den Blick ab.
    »War ja bloß eine Vermutung.«
    Am nächsten Morgen stieg mir in aller Frühe der Rauch eines Holzfeuers in die Nase, dann zog von draußen der Geruch nach brutzelndem Speck ins Zimmer. Ich schaute aus dem Fenster und sah Lucas an einem Feuer kauern, das er inmitten eines Rings aus Steinen am Ufer des Flusses geschürt hatte. Er tauchte eine Kaffeekanne in den Bachlauf, der in den Fluss strömte, streute eine Hand voll Kaffeepulver in das Wasser und stellte den Topf auf das Feuer. Ich ging hinunter und kauerte mich neben ihn.
    »Der Bach ist voller Hirschlosung«, sagte ich.
    »Die Tiere trinken auch daraus. Die stört es nicht«, sagte er. Er grinste mich an und stieß die Klinge seines Taschenmessers in eine Dose Kondensmilch.
    Er war genauso groß wie ich, ebenso breitschultrig und hatte dieselbe Haarfarbe. Aber er hatte die feingliedrigen Hände seiner Mutter, Musikerhände, und ihre weichen Züge.
    »Schön, dass du hier bist«, sagte ich.
    »Wie kommt überhaupt jemand auf die Idee, dass Doc ein Mörder sein könnte? Was denkt sich die Polizei hier überhaupt dabei?«
    »Doc hat einiges hinter sich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er hat in Vietnam allerhand Menschen umgebracht, Lucas.«
    Ich spürte, wie er mich von der Seite anschaute.
    »Willst du damit sagen, dass er es womöglich getan hat?«, fragte er.
    »Ich denke darüber nach. Meiner Meinung nach hat es der Typ, den es erwischt hat, darauf angelegt.«
    Ich hörte, wie er sich räusperte, als wäre ihm eine Mücke in den Schlund geraten. Der Rauch trieb ihm das Wasser in die Augen, als er mit einer Gabel den Speck aufspießte und umdrehte.
    »Manchmal gibst du Sachen von dir, die mir Angst machen, Billy Bob«, sagte er.
    Ich holte Temple bei ihrem Motel in Missoula ab, fuhr zum Gerichtsgebäude und ging mit ihr den Flur zum Büro des Sheriffs entlang.
    »Lass mich mit ihm reden«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil eine Frau einen anderen Zugang hat.«
    »Meinst du etwa, ich habe schon alles versaut?«
    »Du? Nie und nimmer.«
    Sie ließ die Tür einen Spalt offen, sodass ich sie sehen und ihr Gespräch mithören konnte. Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Eindruck, dass sich der Sheriff wünschte, er wäre früher zum Mittagessen gegangen.
    »Wie kann ein Sack mit Bettzeug und Kleidung, die

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