Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
voller Blut- und Samenspuren sind, verloren gehen? Haben Sie die versehentlich bei der Kleiderspende abgegeben?«, sagte sie.
»Wir gehen davon aus, dass der Hausmeister den Sack in die Müllverbrennungsanlage geschmissen hat«, sagte der Sheriff.
»Und demnach folgern Sie, dass es keinerlei Beweise dafür gibt, dass Ellison Docs Messer gestohlen hat. Was Ihnen wiederum die Möglichkeit gibt, Dr. Voss wegen Mordes zu verhaften. Was ist denn das für eine hirnverbrannte Denkweise?«
»Jetzt hören Sie mal –«
»Sie haben nach Maiseys Vergewaltigung zwei Verdächtige festgenommen. Ihre Fingerabdrücke wurden am Tatort gefunden. Aber Sie haben sie nicht belangt.«
»Einer der Jungs war nebenbei Zimmermann. Er hat in dem Haus gearbeitet, bevor Dr. Voss es gekauft hat. Der andere war dort bei einer Party. Zwei Zeugen bestätigen seine Aussage.«
»Sie wissen, dass sie’s gewesen sind.«
»Helfen Sie mir, es zu beweisen, dann sperre ich sie ein. Schaun Sie, Sie sind sauer, weil Ihr Freund nicht einfach zu verteidigen sein wird. Das Messer deutet darauf hin, dass er in Ellisons Hütte war. Er war eine halbe Stunde vor Ausbruch des Brandes bei einer Tankstelle, die eine Meile vom Tatort entfernt ist, und hat voll getankt. Er hat ein Motiv und kein Alibi. Als wir ihn festnahmen und ihm mitteilten, dass jemand Ellison bei lebendigem Leib verbrannt hat, hat er gesagt: ›Ist mir scheißegal.‹ Sie waren doch Polizistin. Wen hätten Sie denn in Gewahrsam genommen?«
»Ich hätte mit Wyatt Dixon angefangen. Warum lassen Sie einen Psychopathen wie den überhaupt in Ihre Stadt?«
»Wie bitte?«, sagte er.
»Unser Sheriff daheim ist ein Volltrottel, der nur noch eine halbe Lunge hat und ohne Anleitung nicht mal zum Klo findet. Aber der hätte Wyatt Dixon keine fünf Minuten nachdem er in unserer Stadt aufkreuzt eine Ladung Pfefferspray verpasst und ihn in Ketten gelegt.«
»Yeah, ich hab schon gehört, wie ihr da unten vorgeht. Wir haben mal einen Haufen Sträflinge von Deer Lodge in eins von euren Mietgefängissen geschickt. Wir zahlen heute noch das Schmerzensgeld ab, auf das sie uns verklagt haben. Nun schaun Sie mal, Missy –«
»Sagen Sie das noch mal.«
»Tut mir Leid, ich meine Miss Carrol. Sie und Mr. Holland sind nicht verheiratet, oder? Sie beide passen gut zusammen«, sagte der Sheriff.
»Ich komme später wieder vorbei.«
»Oh, das weiß ich. Ja, Ma’am, das weiß ich doch«, sagte er und presste zwei Finger an die Augenbraue.
Temple und ich gingen hinaus in den Sonnenschein. Die Ahornbäume auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude wiegten sich im Wind, und eine lange Reihe Radfahrer in leuchtend bunten Elastikanzügen schlängelte sich durch den Verkehr.
»Wer war der Junge, mit dem Dixon unterwegs war? Mit dem er bei der Vorlesung war, von der du mir erzählt hast?«, sagte Temple.
»Keine Ahnung. Warum?«
»Wir müssen ein schwaches Glied finden. Was hat es mit dieser Indianerin auf sich?«, sagte sie.
»Sie heißt Sue Lynn Big Medicine. Ich glaube, sie arbeitet für das ATF«
»Worum geht’s denen?«
»Um Waffen möglicherweise. Oder um das Alfred P. Murrah Building.«
»Den Bombenanschlag von Oklahoma City?«
»Sue Lynn hat mich gefragt, weshalb die Bundesfahnder Auskünfte über Leute haben wollen, die in Kingman, Arizona, gewesen sind.«
Temple riss die Augen weit auf.
»Damit sieht die Sache ganz anders aus«, sagte sie.
»Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Es handelt sich um eine hiesige Angelegenheit, und es muss um Geld gehen.«
»Es geht immer um Geld. Oder um Sex und Macht«, sagte sie. »Wer ist diese Frau, mit der du dich eingelassen hast?«
Es war nicht schwer, den Namen des Jungen in Erfahrung zu bringen, der Wyatt Dixon zu Xavier Girards Literaturlesung begleitet hatte. Die Lesung war als Spendenaktion für die Bibliothek gedacht, und jeder, der daran teilnahm, musste sich im Gästebuch eintragen und an der Tür seine Postanschrift angeben.
Über Wyatt Dixon stand der Name einer Frau. Darunter hatte sich ein gewisser Terry Witherspoon eingetragen.
Temple rief mit ihrem Handy einen Freund bei der Sheriff-Dienststelle in San Antonio an. Er ließ den Namen über den Computer des National Crime Information Center in Washington, D. C, laufen und rief uns zurück. Temple hörte zu, bedankte sich bei ihm und schaltete ihr Telefon aus.
»Wenn es dieser Junge ist, war er in einer Jugendstrafanstalt in North Carolina«, sagte sie.
»Weswegen?«
»Seine Akte ist unter
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