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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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landet auf allen vieren und sieht, wie ihm eine .25er Automatik aus der Hosentasche auf den Bürgersteig fällt.
    Nächste Station San Quentin, die heimliche Hauptstadt sämtlicher Bohnenfresser und Melonenpflücker von ganz Amerika. Wo ein klein gewachsener Weißer mit dicker Brille und vernuscheltem Akzent für jeden den Arsch hinhalten muss.
    Dort hatte er dann Lamar Ellison kennen gelernt, draußen auf dem Hof, wo Lamar, der immer eine verspiegelte Sonnenbrille trug, die Schwarzen musterte und sich mit einem Zahnstocher die Fingernägel putzte. »Ich kann dich bei der A. B. unterbringen, Tommy Lee. Das sind aufrechte Typen, die sich um ihre Leute kümmern. Das ist, wie wenn du auf dem Wasser gehst, mein Junge«, sagte Lamar.
    Die Jungs von der A. B. waren nicht zu übersehen, wenn sie draußen auf dem Hof Eisen stemmten, glänzend vor Schweiß, der über ihre Tattoos rann, blaue und rote Bandannas um die rasierten Schädel geschlungen, um ihre Verachtung für die Crips und die Bloods kundzutun.
    Drei Jahre in Quentin, und nicht ein Schwarzer oder Bohnenfresser aus East L. A. hatte jemals Hand an ihn gelegt. Niemand hatte Zigaretten oder Fressalien aus seinem Haus geklaut, und selbst der schlimmste Wolf im ganzen Kahn hätte sich eher selbst entmannt, als sich unter der Dusche an ihn ranzumachen. Dachten die Managertypen nicht immer, sie genössen Respekt? Solange man nicht bei der Arischen Bruderschaft gewesen war, wusste man überhaupt nicht, was das Wort bedeutet.
    Die Kehrseite waren die Verpflichtungen, die man einging. Bei der A. B. war man sein Leben lang.
    Montana würde ihm fehlen. Nächste Woche spielte Merle Haggard im Mule Palace oben im Jocko Valley. Mann, den hätte er gern gesehen, den Hag, einen Okie, den es nach Bakersfield verschlagen hatte, der zweieinhalb Jahre in Quentin gesessen hatte und dort immer noch eine Legende war, größer als Cash und Paycheck, der lebende Beweis dafür, dass man die blaue Staatskluft tragen und trotzdem wieder in der Welt zurechtkommen, es sogar zum Star bringen konnte.
    Er warf den letzten Karton mit seinen Habseligkeiten insAuto und ging zurück ins Haus, um die Glühbirnen herauszuschrauben, die Klopapierrolle mitzunehmen und das Wapitigeweih abzumontieren, das der letzte Bewohner über der Wohnzimmertür an die Wand genagelt hatte.
    Doch sosehr er sich auch bemühte, in Schwung zu bleiben, sich zu beschäftigen, er wurde das Bild nicht los, das ihm dauernd durch den Kopf ging.
    Die kleine Voss. Wie er ihr ein Kissen aufs Gesicht drückte, wie sie sich wand, mit den Fäusten auf seine Brust eindrosch. Warum hatte er sich von Lamar dazu überreden lassen, ein sechzehnjähriges Mädchen aufzureißen, das sie alle verpfeifen würde, sobald sie ans Telefon kam?
    Aber insgeheim wusste er die Antwort. Er hatte Angst vor Lamar gehabt. Und nicht nur vor Lamar, sondern auch vor seinem Vater, der bewaffneter Aufseher im Strafvollzug in Georgia gewesen war, vor all den Leuten, die sich über seine stummelige Statur lustig machten, vor den Typen, die mit den Jokers und den Outlaws, den Angels und den Banditos durch die Gegend gurkten und ihn mitnahmen wie ein Haustier, einen motorisierten Dussel, den sie losschickten, um Zigaretten, Bier und manchmal auch billiges Crack im Schwarzenviertel zu besorgen.
    Genau genommen konnte sich Tommy Lee nicht erinnern, wann er mal keine Angst gehabt hatte.
    Aber Lamar hatte sein Fett abgekriegt. Gewaltig. Mit Farbverdünner übergossen und von Kopf bis Fuß verkokelt wie ein verbranntes Burrito. Mann, er durfte gar nicht dran denken. Und schon gar nicht an den Vater von dem Mädchen, einen Doktor, der eine Art vom Staat ausgebildete Mordmaschine war.
    Ein Doktor, der Menschen umbringt? Das war so aberwitzig, dass ihm der Schädel schmerzte.
    Höchste Zeit, die Kurve zu kratzen, dachte er. Er steckte sich zwei Glühbirnen in die Jeanstaschen, lud sich einen Karton mit Konservendosen auf die eine und das Hirschgeweih auf die andere Schulter, stieß die Haustür auf und trat hinaus in die kalte Nachtluft.
    Eine Gestalt, die einen Hut aufhatte, stand an der einen Ecke seines Hauses und hielt mit beiden Händen einen Revolver, dessen Lauf zu Boden gerichtet war.
    »Wer sind Sie?«, sagte Tommy Lee.
    Keine Antwort. Die Gestalt hob den Revolver und legte mit gestreckten Armen auf ihn an, drückte die Knie leicht durch und ging in die klassische Schießstellung.
    Tommy Lee wusste, dass er irgendwie die richtigen Worte finden musste, um der

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