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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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anließ.
    Aber ehe er vom Hof fahren konnte, winkte ich ihm zu und hielt ihn an. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille, in der ich mein Gesicht sah, als ich mich zu ihm beugte, leicht verzerrt und ein bisschen absonderlich, und mit einem Mal kam ich mir vor wie ein Phrasendrescher, der mit seinem ständigen Gerede alles wieder gut machen will, was er als Vater jahrelang versäumt hat.
    Er wartete darauf, dass ich etwas sagte. Als nichts kam, fragte er: »Was wolltest du sagen?«
    »Gar nichts. Ich wünsche euch viel Spaß.«
    »Sag mal, könntest du mir vielleicht einen Zehner vorschießen, bis ich einen Scheck einlösen kann, ja? Die Karten kosten fünfundzwanzig Dollar«, sagte er.
    Ich aß mit Doc und Maisey zu Abend, ging dann am Fluss spazieren, warf Kiefernzapfen ins Wasser und schaute ihnen hinterher, als sie in der Dämmerung davontrieben. Dann sah ich L. Q. Navarro in der Gabel eines Seidenholzbaumes sitzen.
    »Hack nicht ständig auf dieser Indianerin rum«, sagte er.
    »Sie gibt sich mit Leuten ab, auf die du nicht mal spucken würdest, L. Q. Mach mir keine Vorhaltungen.«
    »Du regst dich aber immer auf, wenn sich der Junge mit jemandem einlässt, der einer ethnischen Minderheit angehört.«
    »Das ist eine glatte Lüge.«
    »Dann lass ihn in Ruhe.«
    »Na schön, mach ich. Aber hör auf, mich zu triezen.«
    »Wo willst du hin?«, sagte L. Q.
    »Geht dich nichts an.«
    Ich ging zum Haus zurück und rief Temple Carrol in ihrem Motel in Missoula an. »Magst du Merle Haggard?«, fragte ich.
    Temple holte mich bei Docs Haus ab und fuhr mit mir auf dem Blackfoot Highway in Richtung Missoula. Die Sonne stand noch über den Bergen im Westen, aber unten im Tal herrschte bereits Zwielicht. Als der Wind auffrischte und durch die Espen und Pappeln am Ufer des Flusses fuhr, wogte das Laub wie Papierschnipsel über dem kupfrig grünen Wasser.
    »Ist deine Wärmflasche heute Abend schon vergeben?«, sagte Temple.
    »Wie bitte?«
    »Deine Freundin, die in der Klinik im Reservat arbeitet.«
    »Ich habe sie nicht gesprochen.«
    »Ein Freund hat ihren Namen über den Computer des NCIC laufen lassen. Er hat einen Treffer gelandet.«
    »Cleo?«
    »Ihr Mann hatte drüben an der Westküste Verbindungen zum Mob, zu einem Gangster namens Molinari.«
    »Das weiß ich doch alles«, sagte ich.
    »Gut«, erwiderte sie und sagte nichts mehr, bis wir die lange, von Bäumen gesäumte Bergstrecke hinter uns hatten, die ins Jocko Valley führte.
    Das Konzert fand am Rande der Flathead Indian Reservation unter freiem Himmel statt. Die Sonne war soeben hinter den Bergen versunken, aber das Abendrot warf einen violetten Schein auf die Hügel ringsum, und dunkelgrün erstreckte sich das Tal unter dem hellen Himmel, der einen schwindlig machen konnte, wenn man direkt hinaufblickte. Die Luft war frisch und roch nach kühlem Wasser, das durch die Bewässerungsgräbenfloss, nach Kiefernduft und der angenehm säuerlichen Ausdünstung der Maultiere und Pferde, die in den Koppeln draußen vor der Tribüne standen. Auf der einen Seite der Bühne waren Stände aufgebaut, an denen Würstchen und Hamburger am offenen Grill gebraten wurden, wo man Bier und Limonade kaufen konnte, die in verzinkten, bis zum Rand mit zerstoßenem Eis gefüllten Pferdetränken gekühlt wurden. Merle Haggard und seine Band hatten gerade die Bühne betreten, und die Menschenmenge auf der zementierten Tanzfläche schrie: »Hag! Hag! Hag!«
    Temple und ich saßen auf der mittleren Tribüne. Ihre Wangen waren gerötet, wie bei einer Puppe, ihr Mund wirkte wie eine kleine, rosige Blume, und ihr Gesicht glühte vor Begeisterung über diesen prachtvollen Abend. Aber in Gedanken war sie offensichtlich ganz woanders.
    »Ich bin nach Montana gekommen, weil Doc mich darum gebeten hat«, sagte sie. »Aber vielleicht sollte ich wieder nach Deaf Smith zurückfahren.«
    »Ich brauche dich hier, Temple«, sagte ich, ohne sie anzuschauen.
    »Ich bin nicht unbedingt davon überzeugt, dass Doc unschuldig ist«, sagte sie.
    »Ob schuldig oder unschuldig, wir verteidigen ihn trotzdem.«
    »Dann will ich’s mal anders ausdrücken. Du hast eine Freundin, die Verbindungen zum Mob hat. Außerdem hat sie eine fixe Idee, was diese Bikergang angeht, die Berdoo Jesters.«
    »Hat dir das der Sheriff erzählt?«
    »Mach dir keine Gedanken drüber, wer’s mir erzählt hat. Reiß dich lieber am Riemen, sieh zu, dass du den Arsch zusammenkneifst und den Kopf klar kriegst, wenn du mit mir arbeiten

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