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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Tanzboden zu kriegen waren.
    Einer von ihnen nickte ihr zu, dann wandte er sich wieder an seine Freunde.
    »Willst du noch was trinken, Schätzchen?«, fragte die Bedienung.
    »Yeah. Aber diesmal zahle ich gleich«, sagte Maisey.
    »Das ist ja ganz was Neues«, sagte die Bedienung.
    Maisey trank ihr Glas aus und ging auf die Toilette. Als siezurückkam, räumte die Bedienung das leere Glas ab und stellte einen weiteren Wodka-Collins auf eine Serviette.
    »Wer hat den bezahlt?«, sagte Maisey.
    »Ein Typ an der Bar«, erwiderte die Bedienung.
    »Welcher Typ?«
    »Schätzchen, das hier ist eine Bruchbude. Wenn dir einer von diesen Mackern einen Drink spendiert, dann heirate ihn«, sagte die Bedienung und ging mit wiegenden Hüften weg, sodass ihr kurzer Rock um die in Netzstrümpfen steckenden Schenkel schwang.
    Maisey zog eine weitere Zigarette aus ihrer Schachtel, stellte dann fest, dass sie keine Streichhölzer hatte. Ihr Gesicht glühte, ihre Ohren summten vom Lärm rundum. Die jaulenden Feedbacks aus der Lautsprecheranlage der Band nervten sie allmählich, als ob jemand mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzte. Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und spürte den kühlen Wodka durch ihre Kehle rinnen, wie Wind, der über ein Schneefeld weht.
    Noch einen Drink, dann wollte sie ihren Vater anrufen. Bis dahin würde sie so müde sein, dass ihr alles gleichgültig war -sein Schweigen und die Niedergeschlagenheit, in die er sich auf der langen Heimfahrt hüllen würde, das Eingeständnis, dass sie nicht miteinander auskamen, der Nachhall all der Beleidigungen, die sie sich an den Kopf geworfen hatten. All das würde in der Leere untergehen, die stets auf ihre Auseinandersetzungen folgte, in den Nachwirkungen des Wodkas und der Benommenheit, die sich in ihr ausbreitete wie ein alter Freund.
    Ein Junge, etwa Anfang zwanzig, der eine Khakihose ohne Gürtel und ein langärmliges, gebügeltes Baumwollhemd trug, in dessen Brusttasche eine Brille steckte, stand neben ihrem Stuhl. Er hatte eine grüngoldene Dose Ginger Ale in derHand, und das Schwitzwasser lief über seine Finger. Sie sah die Lachfältchen um seine Augenwinkel.
    »Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«, fragte sie.
    »Ich habe dich reden hören und gewusst, dass du aus dem Süden stammst. Ich bin aus North Carolina. Deshalb hab ich dir ein paar Drinks spendiert. Hast du was dagegen?«, sagte er.
    Sie versuchte sich darüber klar zu werden, was er gerade gerade gesagt hatte. Hinter ihm, auf einem Drehstuhl an der Bar, saß ein Mann mit einem weißen, breitkrempigen Stetson und einem schillernd stahlblauen Cowboyhemd. Er beobachtete sie und den Jungen mit unverhohlener Neugier, wie ein Tier.
    »Wie bitte?«, sagte Maisey.
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, als ich dir die Drinks spendiert habe, ohne vorher zu fragen. Aber du bist eine ziemlich hübsche Frau«, sagte der Junge.
    »Wer ist der Mann, der uns beobachtet?«, sagte sie. Dann wurde ihr bewusst, dass sie aus lauter Angst bei einem Fremden Ermutigung suchte, dessen Züge sie aus unbegreiflichen Gründen beunruhigten, so als gehörte er zu einem betrunkenen Traum.
    »Das ist Wyatt. Er will, dass ich mit ihm beim Rodeo arbeite, aber ich glaube, ich gehe lieber auf die Universität und studiere Luftfahrttechnik.«
    »Luftfahrttechnik, an der University of Montana?«
    »Ich habe mich noch nicht entschlossen. Vielleicht studiere ich auch Theologie oder Forstwirtschaft. Hast du Lust zu tanzen?«
    »Ich muss nach Hause.«
    »Ich hab noch einen Wodka-Collins bestellt. Du musst dableiben, bis du ihn ausgetrunken hast. Einen Drink darf man nicht stehen lassen, das ist unhöflich.«
    »Dein Freund hat ständig die Hand am Schritt. Wer bist du?«, sagte sie. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Ich bin der Typ, der dir die Drinks spendiert hat«, erwiderte er und rümpfte die Nase.
    Sie ergriff ihre Handtasche, stand auf, und als ihr auf dem Weg zur Tür das Blut in die Beine schoss, bemerkte sie, dass sie betrunken war.
    Die Luft draußen war kalt, und die nasse Straße glänzte im gelben Lichtschein. Sie ging in Richtung Hauptstraße, hatte aber keine Ahnung, was sie eigentlich tun wollte. Vor ihr wurde die Tür eines geparkten Autos geöffnet, und einer der Footballspieler stieg aus und grinste sie an.
    Dann gesellten sich seine zwei Freunde zu ihm. Sie überragten sie wie Baumstämme. Wohin sie sich auch wandte, sie sah nichts als ihre mächtigen Brustkörbe und Arme, die Nacken, die

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