Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Zeitung was über ihn gelesen. Wohnt ein gewisser Holland bei euch?«
Maisey drehte sich um. »Ja, Billy Bob Holland«, sagte sie.
»Ich muss schon sagen, das ist ein Kerl, den ich bewundere. Er war der Anwalt meiner Schwester Katie Jo Winset. Ist es nicht ein Wunder, was es für Zufälle auf der Welt gibt?«, sagte Wyatt.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Maisey.
»Das muss ein süßes Ding wie du auch nicht.« Wyatt beugte sich vor, stützte den Arm auf ihre Sitzlehne und schaute ihr aus nächster Nähe in die Augen. »Magst du Terry?«
»Wie bitte?«
»Er mag dich. Sobald ich ihn grinsen sehe wie ein Opossum, weiß ich, woran er denkt.«
»Lass gut sein, Wyatt«, sagte Terry.
Wyatts Hand lag unmittelbar neben ihrer Schulter. Seine Nägel waren kurz geschnitten und sauber, die Finger bleich, dick und knorrig wie Steckrüben. Mit der Rückseite seines Ringfingers berührte er ihre Haut. Sie zuckte zusammen, als hätte sie sich an einem Stück Trockeneis verbrannt.
»Hat Mr. Holland seinen Jungen oben bei Dr. Voss’ Haus untergebracht? Einen gewissen Lucas?«
»Ja«, sagte Maisey, die jetzt geradeaus schaute, eine Tankstelle betrachtete, die in der Dunkelheit vorbeihuschte.
»Du weißt, wer ich bin, nicht wahr?«, sagte Wyatt von hinten zu ihr.
»Nein.«
»Bist du mal zur Sonntagsschule gegangen?«
»Ja.«
»Dann weißt du doch, dass Lügen eine Sünde ist.«
»Lass sie in Ruhe, Wyatt«, sagte Terry.
Totenstille kehrte ein. Maisey zwang sich dazu, sich umzudrehen und zum Rücksitz zu schauen. Wyatt hatte den Kopf leicht schräg gelegt und starrte auf Terry. Terry blickte in den Rückspiegel. Seine Augen wirkten wie zwei Murmeln, die in einem Glas steckten.
»Ich halte an der nächsten Tankstelle«, sagte Terry.
»Mach das«, sagte Wyatt.
»Wyatt?«
Aber Wyatt grinste nur, ohne zu antworten.
»Wyatt?«, sagte Terry noch einmal.
»Borg mir deinen Kamm. Wegen dem schönen Mädchen bin ich unter dem Hut ins Schwitzen geraten«, sagte Wyatt.
Terry bog vom Highway ab, stieß auf eine Fernfahrerraststätte und hielt vor der Zapfsäule. Er stieg aus, steckte die Zapfpistole in den Tankstutzen und machte die Fenster sauber. Durch die Scheiben schien er Wyatts Gesicht zu mustern.
»Soll ich bezahlen?«, fragte Terry.
»Nein, ich geh rein. Vielleicht besorg ich uns was zum Knabbern. Und noch ein paar andere Sachen«, sagte Wyatt, als käme er aus tiefer Trance wieder zu sich. Er lächelte Terry verschmitzt zu, schob Maiseys Sitz vor und stieg aus.
Terry schaute ihm hinterher, als er in die Ratsstätte ging, zog dann die Zapfpistole aus dem Tankstutzen, hängte sie an die Säule und stieg ins Auto. Durch das Fenster der Raststätte verfolgte er, wie Wyatt das Benzin bezahlte, dann zum Ladentischzurückkehrte, sich einen Dollarschein wechseln ließ und mit dem Kleingeld auf die Herrentoilette ging.
Terry kaute auf seiner Unterlippe herum und blickte nachdenklich vor sich hin.
»Was hast du vor?«, sagte Maisey.
»Mach dir darüber keine Gedanken«, sagte Terry, ließ den Motor an und fuhr mit durchdrehenden Reifen auf den Highway.
Sie rasten durch Bonner, vorbei an der Sägemühle, an einer Kirche, einer Schule und einer Reihe von Werkshäusern, in deren Gärten Birken standen. Am Stadtrand gab Terry wieder Vollgas und schoss mit quietschenden Reifen durch die Kurven oberhalb des Blackfoot River.
»Fahr langsamer«, sagte sie.
»Sag mir nicht, was ich machen soll, Maisey«, sagte er.
»Wo fahren wir hin?«
»Zu dir nach Hause. Was denkst du denn?«, erwiderte er.
»Ich habe dir nicht gesagt, wo ich wohne.«
»Doch, hast du. Du weißt es bloß nicht mehr.«
Er hatte jetzt seine Brille auf, atmete durch den Mund wie ein gestrandeter Fisch, und rote Streifen zogen sich über seinen Hals und die Wangen.
»Du warst der Mann an meinem Fenster«, sagte sie.
»Ich bring dich jetzt nach Hause. Alles andere kann dir wurscht sein. Danach fahr ich zurück zu Wyatt. Du hast ja keine Ahnung, was ich deinetwegen gemacht habe.«
»Was hast du meinetwegen gemacht?«, fragte sie.
»Bei mir geht einfach alles schief«, sagte Terry und schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Ich weiß nicht, warum. Es geht einfach schief. Im Augenblick würde ich am liebsten jemanden in Stücke reißen.«
Er schlang die Hand um den Schaltknüppel, zog im Überholverbotan einem Campingwagen vorbei und scherte unmittelbar vor einem Holzlaster, der ihnen über die Kuppe entgegenkam, wieder ein. Er reckte den Mittelfinger ins
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