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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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setzten sich an einen Tisch im hinteren Teil des Clubs, und als er zur Toilette ging, legte sie ihren gefälschten Ausweis vor, bestellte sich einen Wodka-Collins und für ihn ein Bier vom Fass.
    »An der Bar sind ein paar Bikertypen, Maisey«, sagte Steve, als er zum Tisch zurückkam. »Einer von denen hat grade ins Waschbecken gekotzt, sich den Mund an der Handtuchrolle abgewischt und ist rausgegangen, als wäre nichts gewesen.«
    »Danke für die genaue Schilderung, Steve«, sagte sie.
    »Wieso wolltest du eigentlich hierher? Hier sind doch lauter Nullen«, sagte er und ließ den Blick zu den anderen Tischen schweifen.
    »Hör auf, die Leute anzuglotzen«, sagte sie.
    »Ich wünschte, ich hätte dich in der Nacht nicht allein gelassen. Ich wünschte, ich hätte den .357er von meinem Vater dabeigehabt. Mein Vater sagt, mit der Sozialhilfe ziehen wir uns ganze Heerscharen von Gesocks ran, die alle in den Nordwesten kommen.«
    Mit einem Mal packte ihn die helle Wut über die Vermessenheit, mit der er meinte, er hätte alles verhindern können, wenn er bei ihr geblieben wäre, weil dadurch das Leid, das man ihr zugefügt hatte, abgewertet wurde. Steve drehte sich um, legte den Arm über die Lehne seines Stuhls und starrte auf die Biker, als wäre er im Zoo.
    »Steve, erzähl du mir nichts von Gesocks, solange dir niemand den Penis in den Arsch steckt und in deinem Mund kommt«, sagte sie.
    »Das ist doch krankhaft«, sagte er.
    »Ich glaube, wenn du noch ein Wort sagst, knall ich dir eine«, sagte sie.
    »Entschuldige, wenn ich so mit dir rede, aber du stellst dich nicht nur beschissen an. Mit den Klamotten und der Frankensteinschminke siehst du auch völlig bescheuert aus«, sagte er, stand auf und ging hinaus.
    Der Lärm, der von der Bühne drang, umfing sie. Sie war jetzt allein, und mit einem Mal bedauerte sie ihre heftigen Worte. Sie blickte sich um, wollte feststellen, ob irgendjemand sie beobachtete. Aber die Leute an den anderen Tischen, die Zecher an der Bar, die Pärchen auf der Tanzfläche, waren alle mit sich beschäftigt, widmeten sich ihren Getränken, waren ins Gespräch vertieft. So ein Blödsinn. Warum sollte sich jemand darum scheren, was Maisey Voss machte?
    Durch die offene Tür sah sie Steves Auto, sah, wie der Neonschein des Nachtclubs über sein Gesicht flackerte, als er davonfuhr.
    Jetzt musste sie ihren Vater anrufen, damit der sie heimfuhr. Sie durfte gar nicht daran denken. Sie öffnete ihre Handtasche und holte das Geld für einen weiteren Wodka-Collins heraus.
    Der Wodka war kalt und wärmte sie zugleich inwendig. Sie zerkaute die Kirschen und die Orangenscheiben, schlürfte den Zucker und das geschmolzene Eis am Boden des Glases und ging zur Bar, bestellte sich einen weiteren Drink und sah zu, wie ihn der Barkeeper mixte. Ein Biker streifte sie mit dem Arm, aber ehe sie reagieren konnte, drehte er sich um, entschuldigte sich und unterhielt sich wieder mit seiner Freundin, als ob Maisey gar nicht da wäre.
    Der Barkeeper legte eine Serviette um das Glas und stellte es vor ihr hin. Als sie bezahlen wollte, sagte der Barkeeper: »Der Mann dahinten hat das schon übernommen.«
    »Welcher Mann?«, sagte sie und schaute an den Bikern vorbei in den Zigarettenqualm.
    Doch der Barkeeper zuckte nur die Achseln und ging weg.
    Sie setzte sich wieder an den Tisch, trank ihren Wodka-Collins und versuchte nicht an die Telefonzelle hinten in der Ecke zu denken, in die sie irgendwann gehen musste, so als betrete sie einen Beichtstuhl, wo sie sich einschließen, eine Münze einwerfen und ihrem Vater gestehen musste, dass sie allein unterwegs war und nicht wusste, wie sie heimkommen sollte.
    Aber jetzt hatten sie die drei Collegejungs, denen sie am Eingang begegnet war, in Beschlag genommen. Kräftig und breitschultrig wirkten sie in ihren kurzärmligen Trikots, und sie war davon überzeugt, dass sie sie schon einmal gesehen hatte, als sie in kurzen Turnhosen und Schulterpolstern mit ihrer Mannschaft auf einem Trainingsplatz am Fluss Spielzüge eingeübt hatten.
    Irgendwie fühlte sie sich wohler, wenn die Jungs in ihrer Nähe waren. Trotz ihrer Größe wirkten sie ganz und gar nicht aggressiv oder mies. Mit ihren kurz geschnittenen Haaren, den jungenhaften Gesichtern, den frisch rasierten, mit Eau de Cologne eingeriebenen Wangen erinnerten sie sie vielmehr an die Landjungs in Texas, die einen Stier an den Hörnern packen und zu Boden ringen konnten, aber nicht einmal mit vorgehaltener Waffe auf den

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