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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Felsen stand und die Daumen in die Gesäßtaschen ihrer Jeans gehakt hatte.
    »Woher hast du gewusst, wo ich bin?«, fragte ich.
    »Ich habe gesehen, wie du aus der Kirche gekommen bist, und bin dir gefolgt.«
    »Was hast du im Sinn?«, sagte ich.
    Sie setzte sich ein Stück über mir auf den Felsen und zog dieKnie an. Sie trug braune Jeans und Mokassins mit weißen Socken und verschränkte die Hände über den Knien. »War ich neulich zu hart zu dir?«
    »Nicht im Geringsten«, sagte ich. Ich nahm einen Kiesel und schmiss ihn in den Fluss. Der Felsen, auf dem wir saßen, war rosa und grau und mit Sonnenlicht gesprenkelt, das durch einen Seidenholzbaum fiel. Ich sah, wie sich ihr Schatten neben mir bewegte, dann zupfte sie ein nasses Blatt von meiner Schulter und ließ es vom Wind davonwehen.
    Sie bewegte kurz den Fuß und trat mir mit der Schuhspitze in den Oberschenkel.
    »Bist du beleidigt?«, sagte sie.
    »Ich dachte, ich lass dich ein, zwei Tage in Ruhe. Mach kein großes Theater draus.«
    Sie hob den Fuß und trat mich erneut.
    »Hey«, sagte ich.
    Sie knuffte mich ans Knie.
    »Temple –« Ich drehte mich um und schaute ihr ins Gesicht.
    »Was denn?«, sagte sie. Ihre auf den Knien liegenden Hände wirkten klein und zierlich.
    »Ich sage mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder irgendwas Falsches zu dir. Ich will das einfach nicht mehr tun«, sagte ich.
    »Komm schon, schwing dich auf. Ich lade dich zum Essen ein«, sagte sie, stand auf und wischte sich den Staub vom Hintern.
    Sie benahm sich ganz lässig, schob die Haare zurück und betrachtete die Bäume, die im Wind wogten. Aber ich sah, dass sie mich aus dem Augenwinkel beobachtete.
    »Wo wollen wir hingehen?«, sagte ich.
    Sie holte Luft, räusperte sich und zupfte an ihrer Bluse, als wäre ihr warm,Da sie etwas höher stand als ich, waren wir mit einem Mal gleich groß. Ich betrachtete ihre milchig grünen Augen, ihre geröteten Wangen, die rundlichen Arme und den Mund, der immer wie eine kleine Blume wirkte, wenn wir uns längere Zeit anschwiegen.
    »Temple?«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Wo wollen wir hingehen?«
    Sie roch nach Regen und Laub, und ihr Atem duftete nach Himbeerlimonade. Ihr Mund war nur Zentimeter von meinem entfernt, und ich sah ihre schwellende Brust, den raschen Puls an ihrem Hals. Dann rutschte sie auf dem Felsen aus und fiel gegen mich.
    Ihre Haare strichen über mein Gesicht, und ich spürte ihre Brüste, den Bauch und die Oberschenkel, und ihre Rippen und die schmale Taille waren wie ein Geschenk, das man mir unverhofft in die Hände gedrückt hatte, als ich sie hielt, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Sie öffnete nur einen Moment lang den Mund und schaute mich auf eine Art und Weise an, dass ich sie am liebsten nie mehr losgelassen hätte.
    »Hier ist es ziemlich glitschig«, sagte ich mit glühendem Gesicht.
    »Ja«, sagte sie. »Hast du Lust, in das Restaurant am Fluss zu gehen? Die Pizzeria?«
    »Klar. Ist ein tolles Lokal«, sagte ich. »Ich komme gleich nach. Ich habe eben ein paar Münzen fallen lassen.«
    Sie stieg den Fels hoch und ging zwischen den Birken hindurch, deren weiße Stämme sich leicht im Wind bogen, während ich so tat, als suchte ich unten Münzen, ihr den Rücken zukehrte, weil ich vor ihr verbergen wollte, dass ich eine Erektion hatte, die mich daran zweifeln ließ, wie erwachsen ich tatsächlich war.
    Für Maisey und Doc begann der Sonntagabend mit einem Streit in der Scheune, bei dem es um einen Papagei ging, den Doc ihr gerade aus einer Zoohandlung mitgebracht hatte.
    »Man sperrt Vögel nicht in einen Käfig! Ich will ihn nicht!«, schrie sie.
    »Dann bring ihn zurück. Oder verfüttere ihn an eine Eule«, erwiderte er.
    »So was sagt man nicht. Das ist grausam und blöd!«
    Sie warfen sich Beleidigungen an den Kopf, stürmten türenknallend durchs ganze Haus, zerschlugen eine Milchflasche in der Spüle, traten der Katze auf den Schwanz, zogen sich kurz in möglichst weit auseinander liegende Zimmer zurück, um sich zu sammeln, steigerten sich abermals in ihre Wut hinein, fielen wieder übereinander her und rissen jede erdenkliche Wunde aufs Neue auf.
    Während ihr Vater einen leeren Eimer über den Gartenzaun kickte und den Anlasser seines Pick-ups malträtierte, bis der Motor endlich lief, nur um dann festzustellen, dass er einen Platten hatte, schloss sich Maisey in ihrem Schlafzimmer ein. Sie zog ein schwarzes Höschen und einen schwarzen Seiden-BH an, eine weite Khakihose und

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