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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sue Lynn verlassen hatte.
    »Hören Sie zu, Sheriff, Sie dürfen mich nicht einbuchten. Wyatt Dixon hat sowohl meinem Sohn als auch Docs Tochter gedroht. Diese Frau lügt. Ich kann überhaupt nicht oben am Jocko gewesen sein. Halten Sie an und reden Sie mit Lucas.«
    »Seien Sie still, Mr. Holland«, erwiderte der Sheriff.
    Ich trat gegen das Maschendrahtgitter. »Sie sind ein sturköpfiger alter Narr, Sir. Ich bin Rechtsanwalt. Ich schlage niemanden mir nichts, dir nichts mit einem Stück Eisen zusammen. Setzen Sie mal Ihren Verstand ein, Herrgott noch mal«, sagte ich.
    »Wenn Sie mein Fahrzeug beschädigen, fahre ich auf eine Nebenstraße und ziehe Ihnen das Fell über die Ohren«, sagte er.
    Ich brüllte den Korridor entlang, als ich in der Arrestzelle saß, verlangte ein Telefon und rüttelte an der Gittertür. Irgendwann kam ein verschlafener, übergewichtiger Beschließer den Korridor entlang und schaute mich an.
    »Wollen Sie irgendwas?«, fragte er.
    »Ja, ans Telefon.«
    »Ist außer Betrieb. Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn es wieder funktioniert«, sagte er und ging weg.
    Um drei Uhr morgens kam der Sheriff den Korridor entlang.Er stellte den Holzstuhl, den er mitgebracht hatte, vor meiner Zelle auf und setzte sich. Er holte eine Papiertüte mit einem Apfel aus seiner Jackentasche und schälte ihn mit seinem Taschenmesser.
    »Ich habe mich bei Ihrem Sohn erkundigt. Er bestätigt Ihre Aussage«, sagte der Sheriff.
    »Dann lassen Sie mich raus.«
    »Nicht, bevor ich Cleo klar gemacht habe, dass sie sich irrt. Was haben Sie der eigentlich getan?«
    »Halten Sie mich etwa zu meiner eigenen Sicherheit fest?«, sagte ich ungläubig.
    Ein langer, aufgeringelter Streifen Apfelschale hing vom Messer des Sheriffs. »Mal sehn, ob mir der genaue Wortlaut einfällt. Irgendwas von wegen ›Wehe, wenn ich den Scheißkerl vor Ihnen erwische‹. Was glauben Sie, was sie damit gemeint haben könnte?«
    »Wo ist mein Sohn?«
    »In seinem Zelt, sicher und geborgen. Die kleine Voss ist bei ihrem Vater. Über die brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    »Lassen Sie mich hier raus, Sir.«
    »Ich habe gehört, dass Carl Hinkel Ihnen nach der Bürgerversammlung im Holiday Inn erzählt hat, er wäre sechzig. Damit jeder denkt, Sie wollten einen alten Mann zur Schnecke machen.«
    »Ich habe mich schon besser angestellt.«
    »Er ist dreiundfünfzig. Er hat’s auch beim Militär nicht zu hohen Ehren gebracht. Er ist wegen irgendeiner PX-Schieberei drüben in Vietnam aus der Army geflogen. Wissen Sie, woran man erkennt, dass Carl Hinkel lügt? Wenn er die Lippen bewegt.«
    Der Sheriff schnitt den Apfel mitten durch, schälte dasKerngehäuse heraus und steckte sich die eine Hälfte in den Mund, spießte die andere auf sein Messer und hielt sie mir durch die Gitterstäbe hin. »Sie haben ein gutes Herz, Mr. Holland. Aber als der Herrgott den Verstand ausgegeben hat, haben Sie vermutlich Pool gespielt.«
    Später lag ich auf meiner Pritsche hinten in der Zelle, schlug den Arm über die Augen und versuchte zu schlafen. Aber ich kam nicht zur Ruhe. L. Q. Navarro stand im Halbdunkel, die Arme verschränkt, einen Fuß an die Wand gestützt, und schaute gedankenverloren vor sich hin.
    »Willst du mir nicht verraten, was dir durch den Kopf geht?«, fragte ich.
    »Wyatt Dixon will’s dir heimzahlen, indem er jemandem, der dir nahe steht, etwas antut, jemandem, zu dem er selber keine Beziehung hat.«
    »Wem?«, fragte ich.
    »Er ist ein grausamer Mann. Er hat nur Frauen im Sinn. Nun denk mal nach.«
    »Er hat mich und Cleo gesehen. Vielleicht hat Dixon ihren Zimmermann aufgemischt.«
    »Nicht schlecht, mein Guter«, erwiderte L. Q. und schaute zum Fenster, als der erste trockene Donnerschlag von den Bergen widerhallte.
    Draußen wurde es immer grauer, und die Gewitterwolken, die gestern Abend aufgezogen waren, sahen aus, als hingen sie voller Schnee. Ein Kalfaktor, der mit einer Hand Eimer und Mop trug, kam an meiner Zelle vorbei.
    »Holen Sie den Beschließer her«, sagte ich zu ihm.

20. KAPITEL
    Temple fuhr um sechs Uhr morgens zum Training ins Fitnessstudio. Sie konnte den Wetterumschwung kaum fassen. Die Temperatur war um gut fünf Grad gefallen, und die Föhren hoch über dem Cañon waren mit Schnee überzuckert. Sie ging in den Nautilus-Raum im ersten Stock, machte auf dem Liegebrett ihre Bauchmuskelübungen und schaute durch das Fenster zu, als eine Wand aus Regen, Dunst und Schnee wie ein grauer Vorhang durch den Cañon zog, die

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