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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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etwa wegen mir getuschelt?«, fragte sie.
    »Pummelchen?«, sagte Temple.
    »Sie wissen bestimmt, was ich damit meine«, sagte Cleo.
    »Halt den Mund, Cleo«, sagte ich.
    »Hey, Cleo, komm, wir verziehen uns«, sagte Eric, Cleos Zimmermann.
    »Das ist sicher nur Dr. Lonnigans übliches Bettgeflüster. Sie meint damit gar nichts«, sagte Temple zu mir.
    »Schauen Sie mich an«, sagte Cleo.
    »Oh, ich denke nicht daran«, sagte Temple.
    »Wenn Sie noch einmal hinter meinem Rücken tuscheln oder sich in aller Öffentlichkeit über mich lustig machen wollen, werden Sie sich wünschen, dass Sie wieder als Bedienung arbeiten, oder was Sie sonst getrieben haben, bevor man Sie aufs College gehen ließ.«
    Ich legte Temple den Arm um die Schultern und drängte sie regelrecht aus der Tür.
    »Würdest du bitte den Arm von mir nehmen«, sagte Temple, deren Hals rot angelaufen war, und spannte die Schultern an.
    »Ich entschuldige mich für den Auftritt da drin.«
    »Du bist tatsächlich mit ihr ins Bett gegangen? Muss ja schrecklich sein, sich daran zu erinnern.«
    »Warum kannst du keine Ruhe geben, Temple?«
    Der Himmel war grün, und über den Bergen im Westen funkelte der Abendstern wie ein einzelner Diamant.
    »Billy Bob, siehst du das denn nicht ein?«, sagte Temple.
    »Was?«, sagte ich verdutzt.
    »Egal, ob es sich um diese Frau da drin handelt oder um mich, um eine DEA-Agentin oder eine alte Freundin von der Highschool. Wir sind für dich bloß Valium. Du bist mit dem Geist von L. Q. Navarro verheiratet.«
    In dieser Nacht flackerte Wetterleuchten in den Gewitterwolken, die sich über dem Blackfoot Valley ballten. Der Wind hatte aufgefrischt und schüttelte die Bäume am Ufer, sodass ich die Kiefernnadeln aufs Wasser rieseln sah. Rastlos, gereizt und missmutig lief ich über Docs Felder, war von einer namenlosen Angst gepackt, die wie ein Kristallkelch in meiner Brust bebte. Der Appaloosa und das Vollblut wieherten auf Docs Weide, und die Luft roch nach dem Dunst vom Fluss, nach Kiefernharz und wilden Blumen, nassen Steinen und dem Qualm eines Holzfeuers, als ob alle vier Jahreszeiten zusammenfielen und eine Todeszone unter den Wolken bildeten, die von Blitzen durchzuckt wurden, aber keinen Regen spendeten. Ich sehnte mich nach dem ohrenbetäubenden Donner, der von den Bergen widerhallte, nach dem heulendenWind, der an den Scheunendächern zerrte. Ich wünschte mir, Gott möge das Vakuum zerstören, in dem ich gefangen war, damit ich wieder Luft bekäme.
    Mein Herz raste, und mir kribbelte die Haut vor Beklommenheit. Es war das gleiche Gefühl, das ich hatte, wenn L. Q. Navarro und ich tief unten in Coahuila in einem Hinterhalt auf mexikanische Heroinschmuggler warteten, wenn wir mit schweißnasser Hand unsere Waffen umklammerten und unsere Arme vor Anspannung zitterten. Wir wuschen uns mit den Feldflaschen das Salz und die Insekten aus den Augen und konnten unsere Erregung kaum bezähmen, eine Erregung, die fast an Lüsternheit grenzte, wenn wir Silhouetten auf einem Hügel auftauchen sahen.
    Lucas war immer noch nicht vom Konzert zurück. Ich fuhr nach East Missoula und hielt vor der Ziegelhütte, in der Sue Lynn mit ihrem Onkel wohnte. Als ich zur Veranda ging, meinte ich Stimmen hinter dem Haus zu hören.
    »Bist du das, Lucas?«, rief ich in die Dunkelheit.
    »Oh, hi, Billy Bob«, erwiderte er und kam auf mich zu. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Was macht Sue Lynn?«
    »Sie spricht Gebete zu all den Großvätern. Das sind die Geister, die in den vier Gefilden des Universums wohnen.«
    »Worum betet sie?«
    »Die Menschen haben gewisse Geheimnisse«, erwiderte er.
    »Was soll denn das wieder heißen?«, sagte ich.
    »Sie schleppt wegen irgendwas ein schweres Bündel mit sich rum. Unserem Liebesleben tut das nicht immer gut.«
    »Komm mit mir heim«, sagte ich.
    »Sie fährt mich später. Hier ist alles cool.«
    »Hast du Wyatt Dixon beim Konzert gesehen?«
    »Nein.«
    »Er will uns etwas antun, Lucas.«
    »Hier sollte er sich lieber nicht sehen lassen. Sue Lynns Onkel war im Bundesknast, weil er im Reservat zwei Typen niedergestochen hat.«
    »Ist ja ein toller Ort für einen Gebetsgarten. Du willst doch nicht etwa bei dem Mädchen einziehen, oder?«, sagte ich.
    »Bezeichne sie nicht ständig als Mädchen. Du machst dir zu viele Sorgen, Billy Bob«, sagte er und boxte mich auf den Arm.
    Angesichts seines arglosen Lächelns wurde mir schwer ums Herz.
    Ich fuhr zu Docs Haus zurück, wurde

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