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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Felswände verhüllte und die Bäume verwischte, bis nur doch das smaragdgrüne Band des Flusses inmitten der Waschküche zu sehen war.
    Der Parkplatz war jetzt weiß, und sie sah die verschnörkelten Reifenspuren auf dem Beton und ihren Ford Explorer, der beim Fluss stand. Ein tief gelegtes rotes Auto hielt auf der anderen Seite, als wäre sich der Fahrer nicht schlüssig, wo er parken sollte. Dann fegten der Dunst und der Schnee über den Parkplatz und hüllten ihren Wagen ein.
    Sie beendete ihre Übungen, duschte sich und zog ihre Khakijeans, ein warmes Flanellhemd und ihre Wildlederstiefel an, schlüpfte in eine Baumwolljacke mit Kapuze und wollte sie zuschnüren, riss aber aus Versehen die Plastikbommel an der Kordel ab. Sie steckte sie in die Brusttasche ihres Hemds, hängte sich ihre Trainingstasche über die Schulter und ging zu ihrem Fahrzeug.
    Sie schloss die Tür des Explorer auf und ließ den Motor an. Die Fenster waren zugefroren, daher drehte sie die Heizung auf und spürte, wie ihr die kalte Luft ins Gesicht schlug. Während sie darauf wartete, dass der Motor warmlief und die Lüftung die Scheiben entfrostete und trocknete, betätigte sie denZigarettenanzünder, mit dem sie die Plastikbommel anschmelzen und wieder an der Kordel ihrer Kapuze befestigen wollte.
    Einen Moment lang sah sie im Rückspiegel ein Männergesicht unter einer Hutkrempe, dann verschwand es wieder, und zwei Arme und Hände, die in Handschuhen steckten, schlangen sich um ihren Hals und Oberkörper. Der Angreifer war unglaublich stark. Er zerrte sie über die Sitzlehne nach hinten, als wäre sie eine Strohpuppe. Dann legte er ihr die Unterarme auf den Hals und drückte zu.
    Aber sie hatte noch den Zigarettenanzünder in der Hand, holte damit blindlings nach hinten aus und spürte, wie sich die glühende Spirale in die Haut des Mannes fraß. Ein stechender Geruch, wie wenn Tierhaare in einer Mülltonne verbrennen, stieg ihr in die Nase. Auch als ihr allmählich die Blutzufuhr zum Gehirn abgeschnürt wurde, drückte sie den Anzünder mit aller Kraft an sein Fleisch. Sie erwartete, dass er aufgeben und die Arme hochreißen würde, doch er zitterte nur und wurde steifer, als er vor Schmerz die Zähne zusammenbiss, verstärkte dann den Druck auf ihren Nacken und presste ihren Kopf in die Halsgrube, bis ein rauer Laut, wie wenn eine Holzsäge über Metall schrappt, aus ihrer Kehle drang.
    Die Lüftung hatte mittlerweile eine ovale Stelle über dem Lenkrad abgetaut, und durch das Loch konnte Temple die Schneeflocken sehen, die waagerecht über den Fluss geweht wurden. Sie sah Collegekids in heller Winterkleidung, deren Schals im Wind flatterten, als sie auf einem Serpentinenpfad den Berg hinaufstiegen. Sie sah orangefarbene Klippen, Bäume und einen Steppenläufer, der querfeldein auf ihr Fahrzeug zurollte. Ihre linke Hand wurde schlaff, und sie spürte, wie ihr der Zigarettenanzünder entglitt, dann trübte sich ihr linkes Auge, die eine Körperhälfte wurde gefühllos, und sie sah, wieder Steppenläufer über die Motorhaube ihres Wagens kullerte und mit einem nassen Klatschen an die abgetaute Stelle am Fenster prallte, als stieße jemand wütend einen Korken in eine Flasche.
    Als sie wieder zu sich kam, waren ihre Augen verbunden, und sie wurde von jemandem getragen, der sie unter Rücken und Schenkeln gefasst hatte und dessen Arme hart wie Eichenholz waren. Ihr Kopf war an seine Brust gepresst, sodass sie seinen Herzschlag und die Atemzüge hören konnte, als er sie zwischen den Bäumen hindurch über den mit Laub und abgefallen Ästen übersäten Boden trug.
    Sie versuchte, die Hände zu heben, stellte aber fest, dass die Handgelenke mit Klebeband gefesselt waren, das um ihren Körper geschlungen war. Dann kniete sich der Mann, der sie trug, hin und legte sie auf die Nadeln und das Laub, das sich kalt an ihren bloßen Rücken drückte, dort, wo ihr Hemd aus der Jeans gerutscht war. Sie hörte den Fluss, der tief unten durch eine Klamm und vermutlich über Felsen toste, und sie roch das kalte Wasser und den frischen Duft des Neuschnees, den der Wind herantrug. Dann hörte sie, wie eine Schaufel in die Erde gestoßen wurde, und sie schluckte, als sie von einer Angst gepackt wurde, wie sie sie noch nie erlebt hatte.
    »Warum machen Sie das?«, fragte sie.
    Doch ihre Worte gingen im Tosen des Flusses unter. Sie hörte, wie sich eine zweite Schaufel ins Erdreich grub, wie Metall scheppernd auf Steine traf, wie die Erde zu einem Haufen

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