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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und starrte mich mit durchdringendem Blick an, wie ein Falke, der von einem Telefonmast aus eine Feldmaus anvisiert. Seine Haut wirkte wie geräuchert, die Kleider sahen aus, als wären sie in einem Eimer Stärke eingeweicht und ihm auf den dürren Leib gebügeltworden. Auf der Brusttasche seines mit Druckknöpfen versehenen weißen Hemds prangte ein mit goldenem Zwirn gesticktes Kreuz, und an seinem Hals zeichneten sich hektische Flecken ab, als stiege ihm die Wut zu Kopf.
    »Sind Sie ein Lude?«, fragte er.
    »Sir?«, sagte ich.
    »Ich habe gefragt, ob Sie ein Zuhälter sind, einer von denen, die Frauen zu der Ranch von dem Spaghetti bringen.« Dem schnarrenden Akzent nach zu schließen, der klang, als rasple eine Holzfeile über Metall, stammte er aus den Appalachen, aus West Virginia oder möglicherweise aus Kentucky.
    »Nein, Sir, ich bin Anwalt.«
    »Ist das was anderes?«, sagte er.
    »Danke für Ihre Mühe«, sagte ich und ging hinaus.
    Doch er folgte mir und holte mich auf dem Bürgersteig ein. Die Sapphire Mountains mit ihren samtig grünen Hängen und den wolkenverhangenen Gipfeln ragten hinter ihm auf.
    »Was haben Sie mit diesem Gangster zu schaffen?«, fragte er.
    »Das ist meine Angelegenheit, Sir.«
    »Nein, ist es nicht. Er ist mein Nachbar. Ich leite eine Kirche. Und jetzt treibt sich dort eine Drecksbande von Kriminellen und Huren rum, die in Sichtweite von unserem Gotteshaus nackt im Pool baden.«
    »Ich habe vor, Nicki Molinari so weit wie möglich den Tag zu verderben.«
    Er grinste und zeigte mir seine zwei Zähne, die wie Latten aus dem Gaumen ragten.
    »Fahren Sie gradeaus in Richtung der Sapphires. Die polnisch-chinesischen Säue gehören mir. Die Cadillacs und die nackten Huren, die auf dem Rasen Wasserball spielen, gehören zu ihm«, sagte er.
    Die Ranch, die Nicki Molinari und seinen Freunden gehörte, passte nicht in die Gegend und wirkte auch in sich nicht stimmig, so als wäre sie von jemandem entworfen und gebaut worden, der den Westen bereist hatte und sich nicht mehr genau an seine Eindrücke erinnern konnte.
    Das mit hellem Kalkmörtel verputzte Haus mit seinen schattigen Bogengängen, den gefliesten Gehwegen und den großen, glasierten Tongefäßen voller Blumen war im typischen Santa-Fe-Stil errichtet. Neben der Auffahrt stand ein alter Güterwaggon, als sollte er einen Bezug zur Vergangenheit andeuten. Ein halbes Dutzend Pferde mit wund gescheuertem Rücken und Sattelschwären, so groß wie ein halber Dollar, standen teilnahmslos auf einer bis auf die blanke Erde abgegrasten Koppel, während auf den Feldern rund aufgerollte gelbe Heuballen in der Sonne verdorrten. Aus einem giftgrünen, tropfenförmigen Swimmingpool stieg Dampf in die kühle Luft auf. Daneben stand eine Holzscheune, in der weder Tiere noch landwirtschaftliche Geräte untergebracht waren, sondern ein geschlossener Schlagkäfig mitsamt Wurfmaschine.
    Ich fuhr auf den mit Kies bestreuten Parkplatz neben dem Haus. Molinari stellte die Wurfmaschine ab, öffnete eine Tür an dem Schlagkäfig und kam auf mich zu. Er trug lediglich Tennisschuhe, kniehohe Socken und eine abgeschnittene Trainingshose, die sich eng um seine Genitalien spannte.
    »Kriege ich etwa Ärger?«, sagte er.
    »Rufen Sie jemanden, wenn Ihnen nicht wohl zumute ist«, erwiderte ich.
    »Wenn ich jemand rufe, ist es ein Krankenwagen. Sie gehen mir allmählich auf den Geist.«
    »Sie haben Cleo Lonnigans Zimmermann zusammengeschlagen. Ich bin deswegen festgenommen worden. Währendich im Knast war, wurde eine Freundin von mir von Wyatt Dixon lebendig begraben.«
    Er schaute mich wie gebannt an, als könnte er meinen Worten etwas Bedeutsames entnehmen, das nur er verstand. Er kratzte an einem Pickel auf seiner Schulter.
    »Die Sache mit dem Zimmermann tut mir Leid, aber das geht nicht auf meine Kappe. Cleo sitzt auf Geld, das ihr nicht gehört. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass die Leute, die ihr Mann gelinkt hat, der Zahlungsmoral mit Lektionen auf die Sprünge helfen, die keiner vergisst. Ihr Mann hat die Lektion auch nicht gelernt, und deswegen sind er und sein Junge umgebracht worden«, sagte er.
    Er drückte an dem Pickel herum, bis er aufplatzte, und rieb sich dann die Schulter.
    »Heben Sie sich den Quatsch für Ihre gedungenen Schwachköpfe auf. Meine Freundin und ich mussten Ihretwegen büßen. Das heißt, dass ich Sie aufsuche, wenn Wyatt Dixon noch einmal in der Nähe meiner Freundin aufkreuzt«, sagte ich.
    »Gut«, sagte er und schaute in den

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