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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kann eine ganze Weile nicht mehr schlafen«, sagte sie.
    Ich ging mit ihr ins Motelzimmer und ließ sie dann allein, während sie duschte und sich umzog. Ich fuhr zu einem Schnellimbiss und bestellte Brathähnchen, Pommes frites und einen Milchshake zum Mitnehmen. Als ich zum Motel zurückkehrte, öffnete sie die Tür, hatte aber die Kette vorgelegt und verbarg ihren .38er hinter dem Bein.
    »Ich bin’s nur«, sagte ich und versuchte zu lächeln.
    Sie löste die Kette, ließ mich ein und legte ihren Revolver auf einen Tisch neben der Tür. Sie hatte sich geschminkt und eine frische Jeans und eine mit Blumen bedruckte Bluse angezogen, aber sie wollte mir nicht in die Augen schauen und atmete gepresst, als ob die Luft verschmutzt wäre und ihrer Lunge schaden könnte.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte ich.
    »Jetzt nicht.«
    »Diese Heroinschmuggler unten in Coahuila haben mal ein Feld in Brand gesteckt, und ich war mittendrin«, sagte ich. »Ich wäre verbrannt, wenn mich L. Q. nicht auf sein Pferd gezogen hätte. Ich habe davon immer noch Alpträume. Aber das ist auch alles.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante und blickte ins Leere.
    »Warum haben sie mir einen Luftschlauch gegeben? Warum wollten sie, dass ich am Leben bleibe?«, sagte sie.
    »Damit wir beide leiden.«
    »Ich hab ihn das erste Mal ausgespuckt. Beim zweiten Mal habe ich ihn mir in den Mund stecken lassen. Der Mistkerl hat gewonnen, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Nein. Das sind Feiglinge. Die gewinnen nie«, sagte ich.
    Aber meine Worte waren vergebens. Sie drückte sich die Hände an die Schläfen, senkte den Kopf und schloss die Augen. Ich setzte mich neben sie, legte den Arm um sie und spürte, wie ihr Rücken zuckte, als wäre ihr eine Kälte in den Leib gekrochen, gegen die es kein Mittel gab.
    Ich blieb bei Temple, bis sie einschlief, deckte sie zu und hinterließ ihr eine Nachricht, dass ich später wiederkommen würde.
    Ich fuhr in den Westen der Stadt, durch Weideland und an kleinen Pferderanches mit neuen roten Scheunen und weißen Zäunen vorbei, dann einen Feldweg hinauf, der zu Terry Witherspoons Hütte über dem Clark Fork River führte. Ich parkte auf der Lichtung, hämmerte an seine Tür und schaute durch die Fenster, dann ging ich zur Rückseite.
    In einem rostigen Ölfass brannte ein Müllfeuer. Dicker schwarzer Qualm, dessen Gestank einem das Wasser in die Augen trieb, stieg daraus auf. In einem Geräteschuppen fand ich einen Rechen, kippte das Fass um und harkte den Inhalt heraus.
    In dem Wirrwarr aus Drähten, Blechbüchsen und Alufolie, die er nicht vom brennbaren Müll getrennt hatte, stieß ich auf Plastikflaschen mit Motoröl, Tiereingeweide, Fellstreifen und eine geschwärzte Rolle Isolierband.
    Ich ging in den Geräteschuppen zurück und wühlte in den Ecken herum, unter einer schimmligen Segeltuchplane und in einer Holzkiste voller Traktorteile. Dann stieß ich einen Stapel abgefahrener Reifen um und entdeckte ein Schanzgerät aus Army-Beständen, das darin lehnte. Das verstellbare Blatt war noch im rechten Winkel zum Stiel arretiert, wie bei einer Haue, und die abgewetzte Schneide schimmerte matt silbern, als wäre unlängst damit gegraben worden.
    Ich wollte gerade hinausgehen, als ich Witherspoon auf die Lichtung kommen sah. An seinem Gürtel hing ein Waldkaninchen mit blutigem Kopf, über der Schulter hatte er eine .22er Repetierbüchse liegen. Ein Jagdmesser mit Knochengriff steckte mitsamt der Scheide tief in der Seitentasche seiner Hose. Einen Moment lang wirkte er wie eine Illustration in einem Mark-Twain-Roman aus dem neunzehnten Jahrhundert.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte er.
    »Ich nehme Ihre Bude auseinander. Von dem Schanzgerät konnten Sie sich wohl nicht trennen, was? Sie sind ein Naturbursche. Und ein Naturbursche braucht seine ganze Ausrüstung«, sagte ich.
    »Bleiben Sie mir vom Leib«, sagte er.
    Ich verpasste ihm eine so heftige Ohrfeige, dass sich seine Augen trübten und die Brille vom einen Ohr flog. Er nahm sie ab und starrte mich ungläubig an.
    »Nur zu. Fallen Sie über mich her«, sagte ich.
    »Sie haben eine Knarre am Gürtel.«
    »Ganz recht«, sagte ich und knallte ihm noch eine. Der Abdruck meiner Hand leuchtete rot auf seiner Wange, und er hatte Speichel am Kinn. »Wo ist Wyatt?«
    »Weiß ich nicht. Warum fahren Sie nicht zu dem, statt hierher zu kommen?«, sagte er und zuckte mit den Augen, als erwartete er den nächsten Schlag.
    »Weil er wahrscheinlich nicht da ist. Weil

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