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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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beef, teilte das Haschee in der Pfanne mit einem Spatel in zwei Hälften und reichte mir die eine auf einem Blechteller.
    »Sue Lynn sagt, die Indianer hätten Custer kastriert und ihn mit seinem eigenen Hodensack erstickt«, sagte er. »Das steht in keinem Geschichtsbuch, oder?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Wieso träumt sie so ein Zeug?« Ich nahm einen Kiesel und warf ihn in den Fluss. »Psychoanalyse war noch nie meine Stärke.«
    »Billy Bob, du analysierst doch ständig irgendwas. Wenn du einen Floh auf dem Bauch eines Opossums siehst, beschäftigst du dich damit.«
    »Ich glaube, Sue Lynn hat jemanden umgebracht.« Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb, und er starrte mich mit offenem Mund an. Draußen in der Dunkelheit hörte ich einen Tierschrei, und dieses Mal wusste ich, dass es ein Puma war.

22. KAPITEL
    Am nächsten Morgen stand Maisey in aller Frühe im Bademantel am Wohnzimmerfenster, trank Kaffee und schaute mit verdutzter Miene hinaus.
    »Was gibt’s zu sehen?«, fragte ich.
    »Nichts Besonderes. Xavier Girard wirft Kiefernzapfen auf die Backenhörnchen«, erwiderte sie.
    Ich trat hinaus in die kühle, nach Regen riechende Morgenluft, unter den weiten, rötlichen Himmel, der noch von keinem Sonnenstrahl berührt worden war. Zwischen den Bäumen drang das laute Rauschen des Flusses hindurch, dessen Wasser im Zwielicht grünlich schwarz dahinströmte, und rundum duftete es nach Lagerfeuerrauch und nassen Kiefernnadeln.
    Xavier stand am Ufer und hatte mir den Rücken zugekehrt. Er trug eine Nylonweste, ein kariertes Flanellhemd und weite Jeans. Die Haare waren frisch geschnitten, und an seinemNacken schälte sich die von der Sonne verbrannte Haut. Als er sich umdrehte, erkannte ich ihn kaum wieder. Er war nicht mehr rot angelaufen, so als hatte er tagelang durchgesoffen, wirkte weit weniger verlebt und zerknittert als sonst. Er grinste so lässig, als hätte er neuen Lebensmut gefasst.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte ich.
    »Ich habe Ihren Rat angenommen und bin zu ein paar Meetings gegangen. Mein Sponsor sagt, ich muss herkommen und Ihnen Bescheid sagen«, sagte er.
    »Tja, freut mich sehr«, erwiderte ich und wusste nicht recht, was ich sonst noch sagen sollte.
    »Ich habe gehört, dass Sie mit Nicki Molinari geredet haben.«
    »Yeah, ich war zufällig in der Gegend.«
    »Das ist vielleicht ein Typ.«
    »So kann man es auch ausdrücken«, sagte ich, fühlte mich aber immer unwohler.
    »Ich nehme an, Sie halten nicht viel von mir. Ich meine, weil ich zulasse, dass der Typ mit meiner Frau in die Kiste steigt.«
    »Ich kann mich kaum noch an den Nachmittag erinnern, Sir«, sagte ich und musterte eine bestimmte Stelle am Ufer.
    »Nickis Lotterleben ist vorbei. Ich habe in der Gruppe gelernt, dass ich mir weder von einer Schmalztolle noch von sonst wem irgendwas bieten lassen muss.«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass die Anonymen Alkoholiker so arbeiten.«
    »Es ist einfach großartig. Jeder sollte es mal probieren«, sagte er.
    »Bestimmt«, sagte ich und warf einen Blick auf die Uhr. »Tja, ich habe allerhand vor mir. Ich wünsche Ihnen alles Gute.«
    Ich ging wieder ins Haus, schaute aus dem Fenster und sah, wie sein Jeep Cherokee quer über die holprige Wiese zum Fahrweg rollte.
    »War er betrunken?«, fragte Maisey.
    »Er sagt, die Sauferei hat er hinter sich.«
    Sie wartete darauf, dass ich fortfuhr.
    »Aber es ist bestimmt kein Zufall, dass viele Saloons Pendeltüren haben.«
    Im Grunde genommen war es mir egal, was Xavier und Holly Girard oder Nicki Molinari mit ihrem Leben anstellten. Im Grunde genommen machte ich mir ständig Sorgen um Doc. Und ich musste ständig daran denken, was Temple Carrol hatte erdulden müssen, mit welchem Sadismus Wyatt Dixon und Terry Witherspoon vorgegangen waren und dass ihre Untat wahrscheinlich von Carl Hinkel gutgeheißen worden war.
    Ich legte meinen Rucksack, die Fliegenweste, die Fliegenrute und die Angeltasche in meinen Pick-up, holte Temple bei ihrem Motel ab und frühstückte mit ihr in einer Fernfahrerkneipe in Lolo. Danach fuhren wir tiefer ins Bitterroot Valley hinein, einen Feldweg entlang, der zwischen den Wiesen hindurch in einen Cañon führte, an dessen Grund ein tosender Wildbach mit einer Reihe ruhiger, tiefer Wasserstellen strömte. Ein Fußweg zog sich bergaufwärts am Bach entlang und schlängelte sich um Felsen, auf denen Ponderosakiefern wuchsen, bis wir das Wildwasser und etliche Wasserfälle weit hinter uns gelassen hatten.

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