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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Picknick, hatten eine offene Frühstücksdose und eine Thermosflasche vor sich stehen und daneben die auf Papierservietten liegenden Sandwiches, ihre Handys und die Ferngläser.
    »Was treiben Sie hier, Sie Arschloch?«, sagte der Agent mit dem blonden Bürstenschnitt, den Rackley Jim genannt hatte, und biss einen kleinen Happen von seinem Sandwich ab. Er trug eine Khakihose, ein kariertes Hemd und eine braune Kappe mit einem aufgedruckten Fisch. Auf seinem Nasenrücken prangte eine mit Blut gefüllte Beule. Er hatte die gleiche Sonnenbrille auf wie sein Partner.
    »Ich?«, sagte ich.
    »Dixon hat Ihnen wohl das Hirn verschwurbelt, was?«, sagte Jim.
    »Ist Wyatt hier irgendwo? Seid ihr zwei deswegen hier?«, sagte ich.
    »Du hattest noch nicht das Vergnügen«, sagte Jim zu seinem Partner. »Der Typ ist ein echter Scherzkeks.«
    Ich atmete tief durch und riss die Augen auf. Im Wind fühlte sich mein Gesicht verschwitzt und wie geschwollen an. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn ich mit meinen Vermutungen daneben liege. Euch ist es egal, ob irgendjemand den gutenWyatt umlegt oder nicht. Ihr könnt ihn nicht umdrehen, deshalb nützt er euch nichts.«
    »Sie sollten Amos um einen Job bitten. Er sucht ständig helle Köpfe«, sagte Jim.
    Ich ließ die leeren Messinghülsen in meinen Handteller fallen.
    »Geben Sie ihm die, ja?«, sagte ich und warf die Hülsen auf den Felsen vor ihnen. »War großartig, euch zu sehen. Leistet weiter so gute Arbeit.«
    Jim biss in sein Sandwich und wandte sich an seinen Kollegen. »Der Typ war mal stellvertretender Bundesanwalt«, sagte er. Der Kollege grinste und schaute auf seine Fingernägel.

23. KAPITEL
    Ich stand immer noch unter Hochspannung, als ich am nächsten Morgen in aller Frühe in eine alte katholische Backsteinkirche im Norden von Missoula ging. Es war ein kühler, trüber Tag, und das Kirchenschiff mit der von Säulen gestützten und mit biblischen Szenen bemalten Decke wirkte wie von einem unnatürlichen, rauchig blauen Licht erfüllt. Die wenigen Gemeindemitglieder in den Bänken waren ältere, bodenständige Menschen aus einer anderen Zeit, die den Rosenkranz beteten, vermutlich täglich zur Messe gingen und einem Priester, der mühsam gegen den Schlaf ankämpfen musste, größtenteils eingebildete Sünden beichteten. Ich kam mir wie ein Eindringling vor.
    Ich kniete mich in eine der hinteren Bänke und betete darum, dass ich von der Wut erlöst wurde, die nach wie vor in meinen Händen pochte, meinen Mund ausdörrte, bis er trockenwar wie Papier, und mir Gedanken bescherte, die wie Glasscherben waren. Ein junger Priester in einer Soutane betrat den mittleren Beichtstuhl, worauf ich ihm folgte, im angrenzenden Kabuff niederkniete und wartete, bis er den Holzladen an dem kleinen, verblendeten Fenster aufschob, das uns voneinander trennte.
    »Ich sollte Ihnen vielleicht von Anfang an gestehen, dass ich einen anderen Priester hier in der Stadt kenne. Aber zu dem wollte ich nicht gehen«, sagte ich.
    »Und warum?«, fragte der Priester.
    »Weil ich mich schäme.«
    »Man muss sich nicht schämen, wenn man sich mit seinen Sünden an Gott wendet.«
    »Ich wollte gestern einen Mann umbringen, Pater. Er war unbewaffnet. Ich habe viermal von hinten auf ihn geschossen.«
    Der Priester wollte sich umdrehen, mich durch die Fensterblende anschauen, doch dann senkte er den Blick und blieb reglos sitzen. Ich konnte seine leisen Atemzüge hören.
    »Was Sie mir da erzählen, ist sehr ernst«, sagte er.
    »Dieser Mann hat einer Freundin von mir etwas wahrhaft Schlimmes angetan«, sagte ich.
    »Bei allem Respekt, aber ich muss Ihnen Einhalt gebieten. Die Beichte ist ein Sakrament. Dabei darf man nicht aufrechnen.«
    »Er hat sie lebendig begraben.«
    Ich sah, wie er den Handballen an die Stirn drückte.
    »Hören Sie mal, haben Sie vor, diesem Mann noch einmal nach dem Leben zu trachten?«, sagte er.
    »Ich werde ihm nichts zuleide tun, es sei denn, in Notwehr oder um andere zu verteidigen.«
    Ich sah den schimmernden Schweißfilm an seiner Kinnladeund den Muskel, der unter seinem Ohr zuckte. Er wartete eine ganze Weile, ehe er wieder das Wort ergriff.
    »Wenn Sie nicht ehrlich zu mir gewesen sind, wird Ihnen die Absolution, die Ihnen erteilt wird, wenig nützen. Das heißt, dass Ihnen Ihre Sünden vergeben sind«, sagte er. »Sie müssen von Ihrer Gewalttätigkeit ablassen, Sir«, fügte er dann hinzu, als ich mich von der Kniebank erheben wollte. »Solange Sie das nicht tun, werden Sie

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