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Die Goblins 01 - Die Goblins

Titel: Die Goblins 01 - Die Goblins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Gott vermutlich, aber einen Kampf dieser Größenordnung wollte er sich erst gar nicht vorstellen; die Streiterei der Abenteurer war mehr als genug für ihn. Stattdessen sah er sich Schattenstern genauer an.
    Der Gott war nur ein paar Zoll größer als Jig. Er hätte ohne Weiteres als kleiner, magerer Mensch von zirka dreißig Jahren durchgehen können. Allerdings nur, solange man ihm nicht in die Augen blickte. Die Haut um sie herum sah ganz normal aus, aber in den Höhlen lag eine Schwärze, die so tief war wie der nächtliche Himmel. Berstende rote Sterne strahlten in ihren Zentren und erinnerten Jig ein bisschen an Ryslind. Doch anders als bei dem Zauberer lag in Schattensterns Augen keine Bosheit. Während Jig in sie hineinsah, kam er sich vor, als fiele er in den Himmel selbst, und sein Magen gluckste protestierend.
    Er riss sich gewaltsam von dem Anblick los, bevor er sich völlig darin verlor. Während er sich dem restlichen Erscheinungsbild des Gottes widmete, mied er bewusst dieses Gesicht.
    Schattenstern trug locker sitzende Kleidung aus schwarzer Seide. Ärmel und Hose waren mit senkrechten Bändern verziert, die mit winzigen Silberglöckchen besetzt waren. Das Hemd stand an der Brust offen und gab den Blick auf einen haarlosen, mageren Körper frei. Seine Haut war nicht ganz weiß, aber blasser als die irgendeines anderen Lebewesens, das Jig je gesehen hatte. Sein silbernes Haar fiel ihm bis zur Taille herab, doch der Haaransatz schien über die Jahre etwas zurückgewichen zu sein. Ein kahl werdender Gott? Das Alter machte anscheinend nicht einmal vor Göttern halt, sinnierte Jig. Immerhin trug Schattenstern nicht die Wampe vor sich her, die die meisten älteren Goblins auszeichnete.
    »Warum bin ich hier?«
    Schattenstern grunzte. »Noch so eine offensichtliche Frage, doch nicht ganz so trivial, wie sie hätte sein können.« Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Anbetung beruht auf Gegenseitigkeit. Ich greife dir ein wenig unter die Arme, aber das bedeutet, dass ich das Vorrecht auf deine Seele habe, wenn du und dein Körper getrennter Wege ziehen. Nach dem Schlag, den Straum dir verpasst hat, bist du hierhergekommen.«
    »Aber du hast doch gesagt, ich bin noch nicht tot!«
    Er ignorierte Jigs Einwand. »Regel Nummer eins beim Umgang mit Drachen«, sagte er und streckte einen behandschuhten Finger aus, »schau ihnen nie in die Augen. Das lenkt ab, um es vorsichtig auszudrücken. Aber da mir nicht verborgen geblieben ist, dass Goblins sich für gewöhnlich nicht mit Drachentöten abgeben, verstehe ich auch, warum du mit den Regeln nicht vertraut bist.
    Zu deinem Unglück gibt Unkenntnis einen schlechten Schild ab. In diesem Augenblick klebt dein Körper mit dem Kopf nach unten an der Wand von Straums Hort. Du hast dir beim Aufprall an zwei Stellen das Rückgrat gebrochen, deine Rippen sind nur noch Knochenmehl, und du bist von etwa hier an abwärts gelähmt.« Schattenstern tippte mit dem Finger auf die Mitte seines Brustkorbs. »Du hast auch einen Hirnschaden erlitten, was beim durchschnittlichen Goblin keinen Unterschied machen würde, aber du hast bewiesen, dass du vom Durchschnitt weit entfernt bist, mein Freund.
    Als du dich vor die Wahl gestellt sahst, mit unerträglichen Schmerzen – wenn auch nur von den Brustwarzen aufwärts – weiterzuleben oder dem Tod zuvorzukommen und dieser letzten kleinen Gehässigkeit des Daseins aus dem Weg zu gehen, hast du dich für Letzteres entschieden. So ist dein Körper in einem Koma zurückgeblieben, und dein Verstand und deine Seele sind hier bei mir.«
    »Oh.« Jig ließ die Schultern hängen. »Und wenn Darnak mich heilt?« Der Zwerg hatte es schon einmal getan; vielleicht gab es immer noch eine Chance für Jig zu überleben.
    Nicht dass dieser Ort so schrecklich gewesen wäre; hier war er wenigstens in Sicherheit. Er hatte nie viel über ein Leben nach dem Tod nachgedacht. Goblins glaubten, dass der Körper nach dem Tod den Weg zu den Aaswürmern antrat, und das war’s dann. Es war ihm immer egal gewesen, was mit ihm passierte, nachdem er gestorben war, weil er nie damit gerechnet hatte, irgendetwas davon mitzukriegen. Goblins starben, und dann kamen andere Goblins, um die Leichen zu fleddern und anschließend in die Tunnel zu werfen. Dass er einmal einem vergessenen Gott inmitten eines baufälligen Tempels Gesellschaft leisten könnte, wäre ihm im Traum nicht eingefallen.
    Doch wenn es auch nett sein mochte, mit Schattenstern zusammen zu sein, Jig

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