Die Goblins 01 - Die Goblins
die Müdigkeit aus seinem Gesicht. »So ist es.«
Jig sah Darnak einen besorgten Blick auf ihre Eskorte werfen und glaubte erraten zu können, was dem Zwerg durch den Kopf ging. Barius mochte vielleicht, mit viel Glück und viel Hilfe von den Göttern, das Zepter gegen Straum einsetzen können, aber beinhaltete der Plan des Prinzen auch eine Methode, mit Straums Kindern fertig zu werden? Das wäre ja ungeheuer dienlich – den Drachen zu töten, um einen Augenblick später von seinem Kind in Stücke gerissen zu werden.
Sie konnten sich nicht zurückziehen. Das Geschöpf hatte wahrscheinlich Anweisung, sie aufzuhalten, falls sie es versuchten. Die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb, war weiterzugehen, durch die Gärten und in die Kaverne, und zu hoffen, dass Barius wusste, was er tat.
Als sie ankamen, stellten sie fest, dass Straum seinen See verlassen hatte. Sein Körper füllte weite Teile der Höhle, und Reihen von enormen, nassen Fußspuren deuteten darauf hin, dass er auf und ab gegangen war. Sein Kopf schoss in die Höhe, als Ryslind eintrat.
»Ihr habt es!« Als er sah, was Barius trug, warf er den Kopf zurück und brüllte so laut, dass Jig glaubte, sein Kopf müsse zerspringen. Der entsetzliche Lärm schien kein Ende nehmen zu wollen, und als er das schließlich doch tat, hallte er noch lange in seinem Schädel wider.
»Ich glaube, er freut sich, uns zu sehen«, meinte Darnak trocken.
Starke, klauenbewehrte Hände schubsten Jig in den Raum. Er warf einen Blick über die Schulter und fragte sich, ob Straum Verdacht geschöpft hatte. Drachen standen im Ruf, die gefährlichsten Geschöpfe auf der Welt zu sein, unangefochtene Meister der Gaunerei. Jetzt, wo er darüber nachdachte – wie konnte Straum keinen Verdacht schöpfen? Die Freiheit so dicht vor Augen, würde er nicht riskieren, dass irgendetwas schieflief. Barius’ Plan würde ihr aller Untergang sein.
Jig schob sich langsam dichter an Darnak heran. Vielleicht wusste der Zwerg ja, was zu tun war. Bevor er so nah war, dass er ihm etwas zuflüstern konnte, trat Ryslind an die Seite des Drachen.
»Wir haben es, Meister«, sagte er. »Es war eine knappe Sache.« Sein dünner Finger zeigte anklagend auf Jig. »Der Goblin hat versucht, uns zu verraten und das Zepter selbst an sich zu nehmen.«
Jig erstarrte. Möglicherweise litten seine Ohren immer noch unter den Nachwirkungen von Straums Gebrüll, und er hatte sich verhört. »Ich habe euch doch das Zepter gegeben«, wandte er kleinlaut ein.
Ryslind lächelte, ein kalter Ausdruck des Triumphes. Die Glut seiner Augen schien sich in Jigs Brust zu brennen. Wie schon einmal zuvor sprach der Zauberer direkt in Jigs Verstand.
Ich habe dich gewarnt, dass du für deine Demütigung bezahlen wirst, Goblin. Plötzlich verstand Jig. Was immer Straum mit dem Geist des Zauberers angestellt hatte, es war genug von Ryslind übrig geblieben, um nach Rache zu dürsten. Er hatte sein Versprechen, Jig zu bestrafen, nicht vergessen. Er hatte einfach nur den günstigsten Moment abgewartet, um diese Bestrafung vorzunehmen.
»Ganz so hat es sich nicht verhalten«, widersprach Darnak.
»Ruhe!«, zischte Barius.
Jig sah zu ihm hinüber. Der Prinz hatte begonnen, sich von seinem Wächter wegzustehlen. Er suchte Blickkontakt mit Darnak, der fast unmerklich nickte. Sie hatten vor, Jigs Hinrichtung als Ablenkungsmanöver zu benutzen! Ein guter Plan, das musste Jig zugeben. Er litt nur unter dem winzigen Schönheitsfehler, dass er nicht ohne Jigs schmerzhaften Tod funktionieren konnte.
»Hat er das?«, fragte Straum. Sein Hals verbog sich, bis seine Augen auf Jig hinabstarrten. »Ich dachte immer, Goblins seien feige, dumme Kreaturen. Mich zu verraten beweist mehr Kühnheit, als ich dir zugetraut hätte. Für einen Goblin bist du ein recht tapferer Bursche.«
Jig wagte nicht zu atmen. Er konnte den Blick nicht von diesen riesigen goldenen Augen abwenden. Er sah sein eigenes Spiegelbild in den geschlitzten Pupillen, der Körper ganz verzerrt auf der gewölbten Oberfläche. Er beobachtete, wie der Spiegel-Jig die Hände hob, als wolle er zu einer Erklärung ansetzen. Er sah die vor Angst weit aufgerissenen Augen, das panische Klappern seiner Zähne.
Straums Schwanz, der durch die Luft raste und in ihn krachte, sah er nicht einmal kommen.
Das Letzte, was Jig hörte, als sein Körper gegen die Wand geschmettert wurde, war Straums belustigte Stimme, die sagte: »Ein Jammer, wahrhaftig. Wärst du so feige wie der Rest
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