Die Goblins 01 - Die Goblins
schien es ihm zweifelhaft, ob diese Art der Macht wirklich erstrebenswert war. Was würden Schlägertypen wie Porak machen, wenn sie wüssten, dass sich ihre Opfer von nahezu allem wieder erholen konnten? Statt nur einen Nager in den Schmoddertopf zu werfen, warum nicht Jig selbst in Brand setzen? Wäre es nicht weit unterhaltsamer, den Nachmittag mit Zünd-den-Goblin-an zu verbringen? Besonders wenn das Opfer am nächsten Tag so gut wie neu wieder zur Verfügung stand und man das Spiel noch mal von vorn spielen konnte.
Aber vielleicht waren Götter gar nicht so dumm. Die Tatsache, dass sie die Goblinheit immer ignoriert hatten, mochte ein Zeichen dafür sein, dass ihnen klar war, wie viel Ärger ein mit Zauberkraft ausgestatteter Goblin verursachen könnte.
Darnak durchwühlte seinen Rucksack nach etwas Essbarem und förderte einen neuen Laib Brot zu Tage, den er herumgehen ließ. Er fand auch ein paar weitere Fleischstreifen und ein kleines Käserad; dieses staubte er ab und schnitt es in fünf Teile.
Der Käse war gut, wenn auch etwas streng. Wie zuvor bekam Jig nur zwei Stücke vom Fleisch ab. Wenn er seinen Bauch füllen wollte, würde er wohl oder übel das Brot wieder ertragen müssen.
Ihm war aufgefallen, dass Riana etwas von ihrem Brot genommen und in ihr Hemd gesteckt hatte, ebenso wie ein bisschen Fleisch. Sparte sie sich etwas für später auf? Das war wahrscheinlich keine schlechte Idee. Er wartete, bis niemand zusah, und schob einen Streifen Fleisch in seinen Stiefel.
Über den anderen fiel er mit großem Appetit her und verschlang die Hälfte davon mit einem Bissen. Beim Hinunterschlucken bemerkte er Klecks. Die Feuerspinne saß zitternd auf Jigs Knie und hatte alle acht Augen auf das Fleisch in seiner Hand geheftet.
»Ich nehme nicht an, dass ich dich für etwas Brot begeistern kann?«, fragte er und hielt ihr ein Stück hin. Klecks wurde tatsächlich ein bisschen heißer, als er die Flucht ergriff, und bestätigte damit Jigs Eindruck von dem sogenannten Essen. »Schon gut«, seufzte er.
Er beschränkte seine Mahlzeit auf Brot und Käse und warf das restliche Fleisch auf den Boden. Klecks sprang. Seine Beine landeten wie ein Käfig zu beiden Seiten des Fleisches. Sekunden später durchzog der Geruch von Gebratenem die Luft – die Spinne bereitete sich ihr Essen zu.
»Lass es dir schmecken!« Jig wischte ein wenig Schmutz von seinem Käse und nahm noch einen Bissen. Indem er abwechselnd Käse und Brot aß und eine ordentliche Menge Wasser trank, gelang es ihm, das Mahl zu beenden. Aber was hätte er nicht für einen einzigen Napf von Golakas Eintopf gegeben! Sogar der nicht mehr ganz frische, der, den man abhäuten musste, bevor man ihn essen konnte, wäre ihm wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen.
»Wenn ich das Zepter der Schöpfung hätte, dann würde ich es benutzen, um was Richtiges zu essen zu machen!«, murmelte er vor sich hin.
»Noch ein Angriff wie dieser, und wir werden es nicht einmal bis zum Hort des Drachen schaffen«, erklärte Darnak, der ihn gehört hatte, »geschweige denn das Zepter finden.«
»Wird es noch mehr Fallen geben?«, erkundigte sich Riana ruhig. Sie versuchte, ihre Frage beiläufig klingen zu lassen, aber Jig sah, wie sie den Blick nicht vom Stumpf ihres Fingers wenden konnte.
Barius hustete und rollte sich auf die Seite. »Du bist doch die Einbrecherin in dieser Gruppe. Was meinst du denn?«
Sie funkelte ihn wütend an. »All diese toten Dinger können nicht von einer Falle an einem kleinen Schloss gekommen sein. Der Nekromant könnte überall Fallen haben. Es könnten Armeen bereitstehen, die nur darauf warten, aus den Wänden hervorzubrechen. Vielleicht laufen wir auch in Sprüche, die uns alle in Kreaturen wie diese verwandeln. Selbst wenn wir jede Trickplatte und jede Giftnadel finden, wie sollen wir jene Fallen entdecken, die durch Magie verborgen sind?«
Ihre Blicke wanderten immer wieder zum Wirbel. Jig wusste, woran sie dachte: Sie wollte fliehen, einen Weg zurück an die Oberfläche finden. Sie tat jedoch alles, um sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
Soweit er es beurteilen konnte, war sie damit, von ihm abgesehen, auch erfolgreich. Keiner der Übrigen zeigte Anzeichen der Furcht, deshalb sahen sie selbige vermutlich auch nicht in anderen. Schließlich waren sie Abenteurer. Jig seinerseits hatte genug Angst für die komplette Gruppe.
Vielleicht war es das, was Riana klüger als die anderen erscheinen ließ. Sie war ebenso wenig ein
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