Die Goblins 01 - Die Goblins
Loch. Gab es überhaupt eine Grenze für das, was Ryslind tun konnte? Jig zählte vier, die dem Feuer des Zauberers zum Opfer gefallen waren.
Der Gestank war entsetzlich, und Jig achtete angestrengt darauf, nicht durch die Nase zu atmen, bis er bei Darnak und den anderen in dem Raum war, in den sie der Mahlstrom zuvor befördert hatte. Doch sogar bis dorthin verfolgte sie der Brandgeruch von Ryslinds Werk.
Er wappnete sich innerlich gegen Barius’ Wutausbruch, als er die Schwelle überschritt. Zweifelsohne würde der Prinz schreien und drohen und zu wissen verlangen, wie Jig so dumm hatte sein können, die Falle auszulösen.
Aber Barius war nicht in der Verfassung zu schreien. Der Prinz lag in der Mitte des Raums, direkt neben der Wassersäule. Sein Hemd und seine Rüstung waren daneben auf einen Haufen gelegt; seine weiße Haut war selbst für einen Menschen bleich. Ein Verband bedeckte seinen Bauch, ein weiterer lag um seine linke Schulter. Beide waren nass von Blut.
»Ist er tot?«, fragte Jig und bemühte sich, seine Hoffnung nicht zu zeigen.
»Pah!« Darnak spuckte an die Säule. Jig beobachtete fasziniert, wie der Speichel zusammenschrumpfte und verschwand; irgendwie passierte er die Barriere und vereinigte sich mit dem Wasser des Wirbels.
»Er ist nicht tot. Er hat nur eine Riposte versucht, wo eine Quart angebracht gewesen wäre.«
Jig nickte, als ob er verstünde.
»Sei unbesorgt, er wird sein charmantes Wesen schnell genug wieder zurückerlangen. Erdemacher wird nicht zulassen, dass wir versagen, nicht wegen ein paar kleiner Kratzer wie diesen hier.«
»Klingt, als ob die Bekanntschaft Erdemachers recht nützlich sei«, stellte Jig fest.
»Aye. Er ist einer, der seine Anhänger belohnt. Über hundert Jahre lang habe ich ihm meine Opfer dargebracht und um Führung zu ihm gebetet. Fern liegt es mir, die Absichten eines Gottes ergründen zu wollen, doch ich glaube nicht, dass er ein Jahrhundert des Dienstes vergelten wird, indem er uns alle hier sterben lässt.«
Ryslind schlenderte an die Seite des Zwergs. »Doch trotz all deiner Andacht und Hingebung ist deine Zauberkunst immer noch auf jene Kräfte beschränkt, die dein Gott dir zugesteht. So von den Launen einer Gottheit abhängig zu sein dünkte mich, um es höflich zu formulieren, störend.«
»Das nennt sich Glauben«, brauste Darnak auf. »Und es ist tausend Mal sicherer als deine Hexerei. Wann hast du zuletzt von einem Priester gehört, der sich selbst in die Luft gejagt hat, weil er einen neuen Spruch ausprobiert hat und mit drei statt mit vier Fingern gewackelt hat?«
Sie funkelten sich wütend an; die winzigen Augen des Zwergs bohrten sich in die glühenden Ryslinds. Vermutlich hätten sie noch stundenlang so weitergemacht, hätte nicht Barius sich plötzlich bewegt.
»Vergebt mir, wenn ich euch unterbreche«, sagte der Prinz. »Aber könnte eure Zeit nicht sinnvoller verbracht werden, indem ihr einem helft, der immer noch aus seinen Wunden blutet?«
»Aye«, räumte Darnak ein. Er kniete neben Darius nieder und begann zu beten, wobei er eine Hand auf die Wunde am Bauch legte, die wie die ernstere von beiden aussah. Zwischen seinen Gebeten, so leise, dass sogar Jig es kaum hören konnte, murmelte Darnak: »Ich würde zu gerne sehen, wie deine hohe und mächtige Hexerei das hier heilt.«
Nach einer Weile lehnte er sich zurück und sagte: »Er wird ein paar Stunden Ruhe brauchen. Erdemacher hat die Schnitte verschlossen, aber es bedarf ein bisschen von Barius’ Kraft, sein Werk zu vollenden.«
»Vielleicht ist dein Gott mit anderen Angelegenheiten beschäftigt«, meinte Ryslind.
»Aye«, stimmte Darnak zu. Sein gelassenes Nicken stand in scharfem Kontrast zu seinem vorherigen Grollen. Vielleicht war die Erleichterung über Barius’ Genesung schuld an seiner besseren Laune. »Eine ganze Welt von Gebeten, und da glaubst du, er kann all seine Zeit auf einen einzigen Zwerg verwenden?«
Jig schenkte dem Rest ihrer Diskussion keine Beachtung mehr. Schon mehrmals hatte Darnak jetzt Wunden geheilt, die einen Goblin zum Krüppel gemacht hätten. Wie war es wohl, eine solche Macht ständig zur Verfügung zu haben? Zu wissen, dass, egal wie schwer die Verletzung sein mochte, ein Besuch beim nächsten Priester reichte, um innerhalb weniger Stunden wieder auf dem Damm zu sein?
Im ersten Moment schien die Vorstellung verlockend, und Jig musste eine Anwandlung von Neid niederkämpfen. Je länger er jedoch darüber nachdachte, desto mehr
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