Die Goblins 01 - Die Goblins
gleiche Weise zu reagieren. Jig machte sich auf etwas gefasst – und da kam es schon. Barius’ flache Hand erwischte ihn auf der Wange und schickte ihn zu Boden. Das wird allmählich langweilig , dachte er, als er so dalag und nach oben starrte. Immerhin, falls er jemals wieder hier rauskommen sollte, wäre er ein Experte für Decken.
»Was machst du da, Junge?«, fragte Darnak. »Er ist unbewaffnet.«
»Ich fordere diesen Goblin zum Duell heraus«, verkündete Barius.
»Zu was?« Jig drehte den Kopf in Richtung des Prinzen. »Was ist ein Duell?«
Darnak hob mit dem Ausdruck des Widerwillens die Hand. »Hast du den Verstand verloren, Mann? Wir befinden uns in der Höhle des Nekromanten, und du willst herumstehen und Duelle austragen?«
»Ein Duell«, erklärte Barius und ignorierte die Einwände des Zwergs, »ist ein Zweikampf um die Ehre. Bis zum Tod. Als Herausgefordertem steht dir die Wahl der Waffen zu.«
Jig blinzelte verständnislos. »Was? Darnak, meint er das ernst? «
»Du hast meine Ehre beleidigt. Wähle deine Waffe. Messer, Schwerter, Keulen, selbst Kampfstäbe. Ich habe ein Paar Speere gesehen, die wir dafür nehmen könnten.« Er rümpfte höhnisch seine Adlernase. »Deine Gegenwart hat diese Gruppe lange genug belästigt, Goblin.«
Jig sah sich Hilfe suchend um. Er – gegen Barius kämpfen? Warum brachten sie es nicht hinter sich und exekutierten ihn auf der Stelle?
Ryslind schien das Ganze zu langweilen; Darnak schüttelte ungläubig den Kopf. Riana verdrehte die Augen. »Männer«, murmelte sie angeekelt. Niemand machte Anstalten einzugreifen.
»Genug getrödelt«, sagte Barius. »Wähle deine Waffe!« Er ruderte in großen Kreisen mit den Armen durch die Luft, vermutlich irgendein Vorbereitungsritual, und übte dann einige Ausfallschritte gegen einen imaginären Feind.
Wofür sollte Jig sich entscheiden? Als ob das einen Unterschied machte! Die einzige Waffe, die er in seinem Leben öfter als einmal gehalten hatte, war ein Küchenmesser, und er vermutete, dass Barius ebenso geübt mit Messern wie mit seinem Schwert war. So oder so, bald würde er sein Leben auf dem hübschen, glänzenden Marmor aushauchen.
»Wähle!«
Er kann mich nicht einfach umbringen. Nicht vor all den Zeugen. Das bedeutet, dass er nach den Regeln spielen muss. Jig starrte ihn trotzig an. »Wenn ich siege, wirst du mich dann wieder eine Waffe tragen lassen? Und auch Schluss mit deinem dämlichen Seil!«
Barius lachte. »Was immer du möchtest. Bitte mich um meine zukünftige Baronie oder mein erstgeborenes Kind, es spielt keine Rolle. Aber bitte lass es uns hinter uns bringen!«
Was sollte Jig mit einem menschlichen Neugeborenen? Nicht einmal Goblins aßen Säuglinge. Zu wenig Fleisch. War es für Menschen normal, herumzulaufen und ihre Kinder zu tauschen? Er schüttelte den Kopf und entschied sich, es gar nicht wissen zu wollen. »Freiheit und mein Schwert. Sonst will ich nichts.«
»Meinetwegen.« Barius schien kurz davorzustehen, die Geduld zu verlieren. Seine Wangen zuckten, und jedes seiner Worte kam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wähle deine Waffe!«
»Fangzähne.«
Barius sah ihn verwirrt an. »Was? Man kann keine Fangzähne wählen!«
»Warum nicht? Es ist ein Spiel, das Goblinkinder spielen. Wir nennen es Rakachak. Man beißt sich gegenseitig in Arme und Beine, und Sieger ist derjenige, der es am längsten ohne zu schreien aushält.« Er lächelte und streichelte liebevoll die drei Zoll langen Fangzähne an seinem Unterkiefer. »Wenn du willst, kannst du den ersten Biss haben.«
Jig tätschelte das Schwert an seiner Seite und genoss sein beruhigendes Gewicht. Nicht, dass es bei einem neuerlichen Angriff von besonderem Nutzen wäre. Darnak hatte ihm vom letzten Kampf berichtet, wie Barius seinen ersten Gegner erschlagen hatte, der allerdings wieder aufgestanden war und ihm von hinten eine tiefe Schulterwunde zugefügt hatte. Der Kreatur daraufhin den Hals zu durchbohren hatte sie nicht einmal beeinträchtigt. Was immer diese Dinger sein mochten, jedenfalls mussten sie in Stücke gehackt, zu Brei geknüppelt oder mit Magie angegangen werden. Eine hungrige Feuerspinne tat es auch , fügte Jig im Stillen hinzu.
Vor ihnen hob Ryslind die Hand und brachte die Gruppe zum Stehen. Er deutete auf die rechte Wand. »Noch ein Durchgang … hier.« Er sprach mit derselben zweifachen Stimme, die Jig schon vorher bei ihm aufgefallen war.
Jig gefiel das nicht. Jig gefiel eigentlich schon
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