Die Goblins 01 - Die Goblins

auch noch von dem letzten bisschen Essen trennen müssen, das in seinem Magen lag. Er sah schon vor sich, wie das unverdaute Brot durch die endlose Dunkelheit rauschte, und fragte sich, was die Fledermäuse wohl damit anfangen würden.
    Das schrille Kreischen der Flattermänner zerrte an Jigs Ohren. Was hätte er nicht für einen der Alkoven des Nekromanten als Versteck gegeben! Er drehte den Kopf hin und her und versuchte auszumachen, aus welcher Richtung der nächste Angriff erfolgen würde.
    Nichts als Schwärze. Was, wenn man sich seine eigene schwache Sehkraft und die Tatsache vor Augen hielt, dass er nach dunkelbraunen und schwarzen Fledermäusen Ausschau hielt, recht wenig zu sagen hatte. Wind schüttelte Jigs Körper durch, als eine Fledermaus an ihm vorbeiflog und auf dem Rand der Brücke landete. Der Geruch nach Vogelmist war so stark, dass er ihn riechen konnte.
    Ein Knirschen, und ein gewaltiger, lebloser Körper plumpste an Jigs linker Seite vorbei. Da war wohl Darnak am Werk und lehrte die Fledermäuse die Furchtlosigkeit bodengestützter Angriffe.
    Er fragte sich, ob die anderen in der Lage wären, ihn wieder hochzuziehen. Würden sie sich überhaupt die Mühe machen? Mit so vielen Fledermäusen, die es abzuwehren galt, warum sollten sie da ihre Deckung vernachlässigen, nur um einen Goblin zu retten?
    Darnaks Kopf schob sich durch die illusionäre Platte. Für Jig sah es so aus, als ob plötzlich ein kleines, haariges Gesicht aus dem Marmor wüchse. Darnaks geflochtene Bartzotteln fielen wie schwarzes Moos über seine Stirn; sein Mund bewegte sich lautlos, und er grinste den Goblin an.
    Jig grinste zurück. Er war im Augenblick zu hörgeschädigt, um die Worte des Zwergs zu verstehen, aber welche Rolle spielte das schon? Wahrscheinlich brüstete er sich mit der Fledermaus, die er gerade ins Jenseits befördert hatte.
    Das Seil ruckte einen Fuß weit nach oben und kostete Jig einen weiteren Streifen Haut. Vielleicht versucht er mir ja auch zu sagen, dass ich mich festhalten soll. Jigs Finger schlossen sich fester um das Seil, während er in Richtung Brücke schaukelte. Eine neue Fledermaus kam von hinten auf ihn zugeflattert, und Jig trat wieder aus. Er verfehlte sie, aber sein Tritt genügte, um das Ding zu einer Kursänderung zu bewegen. Dann packten auch schon dicke Finger sein Handgelenk und zerrten ihn auf die Brücke.
    Darnak nickte knapp, sagte etwas, was Jig nicht hören konnte, und war dann weg, um einer weiteren Fledermaus eine Abreibung zu verpassen. Riana stand dicht hinter Barius. Die Fledermäuse hatten anscheinend gelernt, das blitzende Schwert des Menschen zu vermeiden. Ryslind wartete mit gekreuzten Armen ein Stück weiter vorn. Eine Fledermaus stieß von hinten auf ihn herab, doch sie prallte von einer unsichtbaren Wand ab. Sie landete auf der Brücke, machte benommen ein paar unbeholfene Schritte und kippte über den Rand.
    Wieder ein Gegner weniger, doch das machte keinen großen Unterschied. Jig entdeckte sein Schwert; es lag direkt an der Seite der Brücke. Er schnappte es sich und gesellte sich zu den anderen, um ihnen so gut er konnte zu helfen. Überall waren Fledermäuse. Die Abenteurer verteidigten sich wacker, aber die Fledermäuse drohten sie allein durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu erdrücken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich nicht mehr auf der schmalen Brücke würden halten können.
    Jig schnitt eine Grimasse, als er an Darnaks tröstliche Versicherungen dachte. Die Grube war nicht wirklich bodenlos. Vielleicht würden also, wenn sie genügend Fledermäuse töteten, deren Kadaver sich am Boden anhäufen und für eine weichere Landung sorgen. Andererseits war es auch keine wesentliche Verbesserung ihrer Lage, am Grund einer Grube bis zum Hals in toten Riesenfledermäusen zu stecken.
    Bis zum anderen Ende der Brücke war es gar nicht mehr so weit. Wenn sie es bis dahin schafften, konnten sie sich in den Tunneln verstecken. Die Spannweite der Fledermausflügel war zu groß, um ihnen dorthin zu folgen; die Gruppe wäre dort sicher. Zumindest sicher vor den Fledermäusen. Falls es überhaupt einen Platz im persönlichen Irrgarten des Nekromanten gab, der sicher genannt werden konnte.
    Jig begann vorzurücken und prüfte unterdessen die Platten. Er schaffte ungefähr zehn Schritte, bevor das Seil sich straffte. Darnak war immer noch hinter ihm und zerschmetterte fröhlich Fledermausflügel, -körper und -schädel. Jig konnte den Zwerg ebenso weit mit sich