Die Goblins 01 - Die Goblins
Zauberer waren. Sie sprachen über diesen gähnenden Abgrund, als ob sie bodenlose Gruben jeden Morgen auf dem Weg zum Frühstück überquerten. Und was noch schlimmer war – als er sie ansah, hatte er keinerlei Zweifel, was sie als Nächstes sagen würden.
»Dann wollen wir mal losgehen«, meinte Barius wie aufs Stichwort.
»Über das da? «, vergewisserte sich Riana entgeistert.
Gut zu wissen, dass Jig nicht der Einzige war, der damit Probleme hatte. Sicher, der geplättelte Boden lief quer über die Grube weiter und bildete eine Art Brücke. Das Problem war, dass nur die Platten weiterliefen. Soweit er es erkennen konnte, ruhten sie auf nichts als Luft. Nur dünne Linien silbernen Mörtels hielten die Platten zusammen. Obwohl Jig nichts über Brücken wusste, drängte sich ihm doch der Verdacht auf, dass sie so nicht aussehen sollten.
Sämtliche Platten waren nicht dicker als Jigs Daumen. Während die anderen über die sicherste Art der Überquerung beratschlagten, ließ sich Jig auf Hände und Knie herunter und kroch an den Tunnelrand. Als er über den Rand spähte, erblickte er nichts als Dunkelheit unter der Brücke. Wind streifte sein Gesicht und drückte seine Ohren nach hinten. Die Wände der Grube bestanden aus glattem schwarzem Gestein. Nicht so spiegelglatt wie der Marmor, aber immer noch zu glatt, um daran beim Klettern Halt zu finden. Was hast du erwartet? Eine hübsche Leiter und ein Schild, auf dem steht: ›Zur sicheren Brücke hier entlang – nur für Goblins!‹?
Etwas landete auf Jigs Rücken. Er schrie auf und rollte sich weg und trat wild nach dem Angreifer. Klecks rutschte ihm von der Schulter und fiel über den Rand; Jig gelang es mit Müh und Not noch, eins der plötzlich heißen Spinnenbeine zu packen. Sobald er wieder im Tunnel war, huschte Klecks gut und gerne sechs Fuß vom Rand weg und kauerte sich dort an die Wand.
Der vermeintliche Angreifer stellte sich als das Ende eines Seils heraus. Darnak und Riana lachten beide über ihn, während Barius etwas über »dumme, feige Kreaturen« murmelte. Jig bemerkte, dass sie sich alle ein Seil um die Taille geschlungen hatten.
»Besser man sichert sich, wenn man diese Dinger überquert«, erklärte Darnak. Er half Jig hoch und band ihm mit geschickter Hand das Seil um die Taille. »So Er-demacher will, werden wir das hier nicht brauchen. Aber ich habe noch keine bodenlose Grube gesehen, die nicht irgendeine verborgene Gemeinheit auf Lager hatte und nur darauf wartete, einen ins Verderben zu ziehen.«
»Du hast so was schon früher überquert?«, fragte Jig.
»Oh, aye. In den Tagen, als ich ein junger Bursche war, gab es nicht einen Magier weit und breit, der sich nicht seine eigene bodenlose Grube gezaubert hätte. Heutzutage sind sie weniger gebräuchlich, aber in älteren Irrgärten und Bauen findet man sie immer noch herumliegen. Sind nützliche Dinger. Wenn du einen Schacht durch den ganzen Ort treiben kannst, hast du immer Bewetterung. Ansonsten steht die Luft schnell ab, und Sachen fangen an zu sterben. Ganz zu schweigen vom Gestank.«
Er senkte seine Stimme, als wollte er Jig in ein Geheimnis einweihen. »Tatsache ist, sie sind gar nicht wirklich bodenlos. Man fällt eine Zeit lang, kein Zweifel, aber früher oder später findet man den Boden. Ich habe noch von keinem gehört, der beim Fallen verhungert wäre. Eine echte bodenlose Grube braucht zu viel Magie.«
Möglicherweise war diese Mitteilung dazu gedacht, ihn zu beruhigen; Jig wusste es nicht. Er sah Darnak noch einen Schluck Ale nehmen und kam zu der Überzeugung, dass ein starkes Gebräu jetzt viel tröstlicher wäre. Ein starkes Gebräu, das er zu Hause in der Goblinhöhle genießen konnte, wäre noch viel besser.
»Vorwärts!«, sagte Barius. Er ging dicht hinter Ryslind und hielt die Laterne hoch, sodass ihr Licht auf die Brücke fiel. Ihnen folgten Riana und dann Darnak, der immer noch in seiner Karte herumkritzelte. Die Nachhut bildete Jig, was bedeutete, dass er als Letzter die schwebenden Platten betreten würde.
Er beobachtete, wie die einzelnen Mitglieder der Gruppe die Brücke betraten, und rechnete jedes Mal damit, die Platten unter der Berührung ihrer Füße zerbröckeln zu sehen. Die Platten wackelten nicht einmal.
Das Seil straffte sich und zog Jig dichter an den Rand. Noch drei Schritte, und er stünde auf der Brücke. Was, wenn er fiele?
Was, wenn der Wind stärker würde und ihn über den Rand fegte? Würden die anderen versuchen ihn hochzuziehen?
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