Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
zum Niesen.
Hinter ihr stieg Schlitz die Leiter hinab und summte dabei vor sich hin. Veka knirschte mit den Zähnen, als sie ›Das Lied von Jig‹ erkannte. Sie hob ihren Stab auf und war schwer in Versuchung, ihn auf Schlitz’ Schädel zu zertrümmern, aber es war zu spät; die Melodie hatte sich schon in ihrem Gehörgang eingenistet. Sie drückte dem Hobgoblin die Laterne wieder in die Hand und hoffte vergeblich, der Schmodder würde auf sein Handgelenk spritzen.
Wie ging dieser Vers noch gleich? Irgendetwas mit Leichen, die in den Schatten lauern, bis es dem edlen, kühnen, wunderbaren Jig gelingt, den Nekromanten zu töten. Sie drehte sich um und suchte in der Dunkelheit nach Anzeichen für Bewegung. Natürlich gab es keine. Goblins wie Hobgoblins gleichermaßen waren seit Jigs kleinem Abenteuer viele Male hier durchgezogen, und nicht einer war von den lebenden Toten in Stücke gerissen worden.
Ein anderes Loch auf der gegenüberliegenden Seite des Raums führte hinunter in das Reich des Drachen. Genau wie der Seetunnel war auch dies eine magische Abkürzung, eine Hinterlassenschaft derselben Abenteurerbande. Sie hatten Magie benutzt, um sich ihren eigenen Weg durch den Berg zu bahnen; auch die Steinleiter auf der anderen Seite des Lochs war ihr Werk. Vekas Neid war so groß, dass sie ihn förmlich schmecken konnte, wie das Aufstoßen eines guten Nacktschneckentees. Mit großen Augen fragte sie sich, wie es wohl wäre, die Macht zu haben, den Fels selbst neu zu formen.
Sie blinzelte und ging dichter an den Rand heran.
»Bedeck die Laterne!«
Das blaue Licht wurde schwächer, und nach und nach passten sich Vekas Augen an, sodass sie von unten ein schwaches, silbernes Licht hochschimmern sehen konnte. Die Leiter hätte eigentlich bis ganz hinab zum Boden reichen sollen, aber die Sprossen wellten sich und flimmerten, und die untere Hälfte schien überhaupt nicht zu existieren.
»Was ist das?«, fragte Schlitz.
»Ich weiß es nicht. Wovor auch immer die Oger Angst hatten, es ist …«
»Die Oger hatten Angst?« Schlitz stierte auf das Loch, dann auf Veka.
»Etwas hat Jagd auf die Oger gemacht und sie beinah ausgelöscht«, antwortete sie. »Nur eine Hand voll von ihnen ist noch übrig. Darum hat der, den du gesehen hast, uns auch um Hilfe gebeten.«
Schlitz glotzte sie immer noch an; sein Speer lag schlaff in seiner Hand. »Und du willst da runtergehen?«
»Wir sollten uns beeilen«, meinte Veka. »Ich weiß nicht, was mit der Leiter geschieht, aber ich habe kein Vertrauen in die …«
Weiter kam sie nicht, da Schlitz ihr in den Hintern trat und sie kopfüber in das Loch katapultierte.
Kapitel 3
»Keine Nacht ist so dunkel, keine Lage so fatal, dass das Eingreifen der Götter sie nicht noch schlimmer machen könnte.«
Bruder Darnak Steinspalter, Zwergenpriester
Als Jig in die Kaverne hinabkletterte, in der die Oger sich niedergelassen hatten, fiel ihm als Erstes die Kälte auf. Der Wind ließ ihn schaudern, besonders an den Stellen, an denen er in seinen Ärmeln hinauf— und an seinem Rücken hinunterkroch.
Als Zweites fiel ihm auf, dass die letzten paar Sprossen der Leiter nicht stofflich genug waren, um ihn zu tragen. Zu seinem Pech bemerkte er das erst, als er mit den Füßen durch besagte Sprossen rutschte und auf dem Hintern landete.
Er sah nach oben, um die anderen zu warnen, und stöhnte auf. Braf war nie ein attraktiver Goblin gewesen, aber aus diesem Blickwinkel …
»Irgendetwas stimmt nicht mit der Leiter«, sagte Jig und drehte sich weg, um seine Laterne wieder aufzuheben. Er schöpfte Sand aus einem Beutel an seinem Gürtel, um die Flammen zu löschen. »Die letzten drei Sprossen sind irgendwie nicht richtig da.«
»Wie Braf«, meinte Grell.
Jig ignorierte sie. Er war zu sehr mit dem Versuch beschäftigt, die Veränderungen an diesem Ort in sich aufzunehmen. Als der Drache Straum hier gelebt hatte, hatte er seine Magie benutzt, um die Welt außerhalb seines Horts neu zu erschaffen. Straum war ein Gefangener gewesen, dazu verdammt, als Wächter verschiedener Schätze zu bleiben, deshalb hatte er alles in seiner Macht Stehende getan, sich hier zu Hause zu fühlen. Jig erinnerte sich an den blauen Himmel, das unnatürlich helle Licht einer falschen Sonne und das Rascheln der Bäume im Wind, das wie das Schlängeln von tausend Schlangen geklungen hatte.
Manche Elemente von Straums Welt waren Illusion gewesen, so wie die Sonne, die jeden Tag über den Himmel
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