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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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die Vorgänge in Kenntnis gesetzt werden. Niemand eignet sich dafür besser als Ihr Auftraggeber.« Wardley führte seinen Mund unmittelbar an Clarsons Ohr heran. »Sie werden nicht glauben, wer hinter dem ganzen Unternehmen steht.«
    Er hielt inne, um sich erneut umzuschauen. Offenbar war es ein Name, den man nicht leichtfertig aussprach. Im gleichen Moment begannen die Gespräche in der Bar zu verstummen. Am Eingang schien ein Tumult zu entstehen. Ein halbes Dutzend angetrunkener Männer in SA-Uniform kam mit Schlagstöcken bewaffnet breitbeinig in die Bar stolziert.
    »Sittenkontrolle!«, rief einer, der sich als Anführer der Gruppe gebärdete, lachend. »Alle Mann an der Wand aufstellen!«
    Das Grammofon verstummte, ein paar der Mädchen schrien auf und der Pulk der Gäste eilte zum Hinterausgang. Es handelte sich offenkundig nicht um eine Polizeirazzia von Amts wegen, sondern um einen Haufen gelangweilter SA-Männer, denen der Jazzklub ein Dorn im Auge war und die sich nach einem Bier zu viel als Ordnungsmacht aufspielten. Entsprechend war der Hinterausgang nicht blockiert und versprach Rettung vor den Schikanen der alten Naziprügelgarde. Wardley hatte sich erhoben, wurde von der herausdrängenden Menge an Clarson herangedrückt und musste sich mit beiden Händen von dessen Brust abstützen. Clarson, ebenfalls aufgestanden, wich zurück, bemüht, mithilfe seines Stockes das Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig seines Hutes habhaft zu werden. Wardley grinste, halb amüsiert durch das Gedränge, halb das eigene Unbehagen überspielend. Sein Diplomatenstatus würde ihn vor Unannehmlichkeiten größeren Ausmaßes bewahren. Die Atmosphäre mutete Clarson nahezu heiter an und ganz unpassend angesichts dessen, was dann geschah.
    Aus dem Getümmel blitzte eine Klinge unterhalb von Wardleys Kopf auf und war sogleich wieder verschwunden. Sie hinterließ einen roten Strich auf seinem Hals, der sich erst auszudehnen schien, dann aufplatzte und einen Schwall dunkelroten Blutes herausquellen ließ. Für einen Moment verharrte Wardley in einem gurgelnden Stöhnen, dann kippte er tonlos auf Clarsons Brust. Clarson fasste ihn, versuchte ihn zu halten, zu verstehen, was vor sich ging, doch der schwere, übergewichtige Körper begann ihm zu entgleiten. Er packte fester zu, sah das Messer in Wardleys Rücken und versuchte instinktiv, es herauszuziehen. Noch ehe er es recht zu fassen bekam, rutschte der leblose Körper an ihm entlang ab und schlug mit Brust und Kopf auf dem Boden auf.
    Das gellende Schreien einer weiblichen Stimme ließ die Umstehenden eine Schrecksekunde lang auf das Messer zwischen Wardleys Schulterblättern starren, bevor sie umso entschlossener dem rettenden Hinterausgang entgegenstürmten. Die SA-Männer, jetzt um die eigene Sicherheit besorgt, begannen wahllos einige der Gäste aus dem Weg zu schubsen. Ihr Anführer befreite hektisch seine Walther-Pistole aus einem Gurthalfter und schrie: »Keiner rührt sich vom Fleck!«, ohne ernsthaft den Versuch zu machen, die Fliehenden aufzuhalten. Er begnügte sich damit, diejenigen, die zu weit entfernt gestanden hatten, um es noch rechtzeitig zum Hinterausgang zu schaffen, unter Kontrolle zu halten. Die Verbliebenen wichen langsam zurück, ihre Blicke dabei gebannt auf Clarson gerichtet, der Brust und Hände blutverschmiert, mit Entsetzen im Gesicht regungslos im Raum stand. Zu seinen Füßen lag der tote Wardley in einer sich rasch ausbreiteten Blutlache.

10
    »Wir haben nun allerdings eine Aufrüstung vollzogen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. Seit meinem Einzug in die Reichskanzlei habe ich ein Ziel vor Augen gehabt, nämlich dem Reich den Lebensraum und die Rohstoffquellen zu sichern, von denen die Wohlfahrt des deutschen Volkes für die kommenden Generationen abhängt. Es ist mein unumstößlicher Entschluss, diese mir von der Vorsehung übertragene Aufgabe noch in diesem Jahr mit eiserner Härte in Angriff zu nehmen.«
    Auf Hitlers Stirn standen kleine Schweißperlen. Er hatte sich warm geredet und seine bebende Stimme füllte den Saal, der den missverständlichen Namen Arbeitszimmer des Führers trug. Der fünfzehn Meter breite und fast doppelt so lange Raum der unlängst fertiggestellten Neuen Reichskanzlei war ein reiner Repräsentationssaal. Zehn Meter hohe Wände aus rotbraunem Marmor wurden von einer Kassettendecke aus Palisander gekrönt. In einer der Ecken verlor sich ein mit Intarsien verzierter Schreibtisch und in der Mitte der

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