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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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bald möglichst nach England reisen, am besten gleich morgen, um ihn darüber in Kenntnis setzen. Erfinden Sie irgendeinen familiären Grund, der Ihre plötzliche Abreise erklärt. Ihre Frau bleibt in Berlin. Wir wollen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Am besten weihen Sie sie in diesen Teil Ihrer Mission gar nicht erst ein.«
    Das Treffen begann sich anders zu gestalten, als Clarson es erwartet hatte. Mit einer Attitüde der Selbstverständlichkeit teilte Wardley ihm eine neue Rolle zu.
    »War das nicht umgekehrt geplant?«, gab er zurück. »Sollten nicht Sie als Nachrichtenkurier fungieren, während ich den naiven Schwager spiele und Informationen beschaffe?«
    »Hören Sie, Spionage ist kein Wunschkonzert. Sie werden tun müssen, was in der gegebenen Situation notwendig ist.« Wardley gab sich keine Mühe, seine Geringschätzung für einen Mann zu verbergen, der aus der Zufälligkeit verwandtschaftlicher Beziehungen heraus in seiner Branche dilettierte.
    »Warum benötigen Sie dazu meine Hilfe? Die Botschaft muss doch wohl über ein sicheres Kommunikationssystem verfügen.«
    Das rauchende Mädchen kehrte zurück und brachte das Bier mit seinen hohen Schaumkronen. Wardley gab ein Trinkgeld und nahm einen kräftigen Schluck, ohne auf Clarson zu warten.
    »Ich kann niemandem mehr trauen«, fuhr er flüsternd fort. »Ich werde seit einiger Zeit rund um die Uhr observiert. Vor ein paar Tagen hat man sich sogar Zugang zu meiner Wohnung verschafft und meine sämtlichen Unterlagen durchwühlt.« Er räusperte sich, erneut seine Umgebung kontrollierend. »Irgendjemand hat den SD auf meine Spur gebracht. Keiner meiner üblichen Kommunikationskanäle ist unter diesen Umständen noch sicher. Es ist ein ausgesprochenes Glück, dass Sie zur Verfügung stehen.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen. Welchen Gegenstand haben Ihre geheimen Unterredungen? Was kann so bedeutend sein, dass das Schicksal ganz Europas davon abhängt, wie Sie es gestern auszudrücken pflegten?«
    Wardley schob seine Schulter eng an Clarson heran.
    »Trotz aller Begeisterung für ihren Führer glauben einige in seiner Umgebung, dass er beginnt, das Maß zu verlieren und damit alles Erreichte zu gefährden.«
    »Und das soll bedeuten?«
    »Hitler hält die Westmächte für schwach und feige. Er glaubt, Europa nach seinen Vorstellungen neu aufteilen zu können, ohne dass jemand wagen wird, sich ihm entgegen zu stellen. Der Sieg, den die spanischen Faschisten und ihre deutschen und italienischen Helfershelfer eben errungen haben, ist ihm dafür neuer Beleg. Doch seine Offiziere bezweifeln, dass Deutschland trotz der massiven Aufrüstung der letzten Jahre einem Krieg mit England und Frankreich gewachsen wäre. Auch das Volk hat noch die Nase voll vom letzten Mal. Es gibt eine Gruppe von Männern, die verhindern will, dass Hitler in seiner Hybris das frisch erblühte Großdeutsche Reich wieder zerstört. Diese Gruppe wird angeführt von Leuten aus dem inneren Zirkel der Macht.«
    »Eine Revolte gegen Hitler? Das ist unvorstellbar. Er ist ein Abgott für die Deutschen.«
    »Ja, weil er seine Erfolge ohne Blutvergießen errungen hat. Sollte es damit vorbei sein, wird sich das Blatt augenblicklich wenden. Die hohen Herren haben sich gerade schön in ihrem neuen Reich eingerichtet. Vor allem die stolzen preußischen Offiziere wollen nicht alles aufs Spiel setzen, nur weil ihr Führer einem halsbrecherischen Größenwahn erlegen ist.«
    »Mein Güte, wenn das wahr ist   «
    »Die Zeit drängt. Die brodelnde Krise um die Tschechoslowakei ist vermutlich die letzte Gelegenheit zu einem solchen Coup. Die Zahl derer, die bereit sind, sich ihrem Führer entgegenzustellen, wird mit jedem seiner Erfolge kleiner.«
    Clarson runzelte die Stirn. Die Dinge, die sein Landsmann mit leuchtenden Augen berichtete, schienen einfach zu unglaublich. »Und welche Rolle spielen Sie dabei?«
    »Tun Sie genau, was ich Ihnen sage, und nichts anderes. Sprechen Sie mit niemandem darüber. Man hat Ihnen hoffentlich gesagt, dass internationale Telefon- und Telegrafenleitungen abgehört werden können. Seien Sie in England so sehr auf der Hut wie hier in Berlin. Und versuchen Sie keine eigenständigen Aktionen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    Wardley nickte. »Die Verschwörung benötigt Unterstützung aus London. Ich betrachte es als meine Aufgabe, diese sicherzustellen. Die Regierung Seiner Majestät muss so rasch wie irgend möglich und absolut vertraulich über

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