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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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nichts Gutes für die Zukunft ahnen. Dabei brauchte es gar keinen voreingenommenen Richter, der die Wahrheit nach Gutdünken umgestaltete. Alle Indizien sprachen objektiv gegen ihn. Eine der Besucherinnen der Bar hatte gegenüber der eingetroffenen Polizei zu Protokoll gegeben, sie habe beobachtet, wie Clarson seinem Gegenüber das Messer in den Rücken gestoßen hätte. Als ob seine Lage nicht schwierig genug gewesen wäre, auch ohne dass die Fantasie einem angetrunkenen Mädchen einen Streich gespielt hatte.
    Er stand auf, um seine Gedanken zu sortieren. Sein Bein schmerzte beim Auftreten, doch im Sitzen konnte er nicht klar denken. Wardley, der anderen gerne Vorträge über geheimdienstliche Konspiration gehalten hatte, musste selbst einen tödlichen Fehler begangen haben. Auch was er in der Bar erzählt hatte, machte keinen rechten Sinn. Wenn der Nazigeheimdienst wirklich hinter einen geplanten Coup zum Sturz Hitlers gekommen war, warum wurden die Verschwörer, wer immer sie waren, nicht einfach hochgenommen und öffentlich hingerichtet? Und welche Rolle war der britischen Regierung zugedacht in diesem Spiel?
    Wie immer die Dinge lagen, zunächst einmal musste er die eigene Haut retten. Auf Hilfe von außen war dabei kaum zu hoffen. Goebbels würde ihn vermutlich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, sobald er vernahm, dass er in einen Mordfall verwickelt war. Auch Churchill hatte ihn gewarnt, dass er völlig auf sich alleine gestellt bleiben werde, falls er den Auftrag annehmen sollte. Fröstelnd durch die Dunkelheit der Zelle hinkend, konnte er nicht mehr recht verstehen, warum Letzteres für ihn von Beginn an außer Frage gestanden hatte. Er hatte seine Entscheidung in dem Moment getroffen, als Churchill im Hinterzimmer des Carlton Club seinen Plan offenbart hatte.
    Am Tag nach ihrer Trauung hatte ein Laufbursche ihnen ein mysteriöses Schreiben mit einer Einladung in einen exklusiven Londoner Klub überreicht. Ariane und er hatten an eine verspätete Hochzeitsüberraschung geglaubt.
    Von einem wissend dreinschauenden Clubsteward waren sie in den hinteren Teil des Gebäudes aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert geführt worden, in die sogenannten Private Rooms, die den Senior Members vorbehalten blieben. Gäste waren dort im Grunde nicht zugelassen und schon gar keine Damen. Inmitten muffig riechender, abgewetzter Polsterstühle   – die Einrichtung des Raumes musste in den zwei Jahrhunderten seines Bestehens unverändert geblieben sein   – hatte sie zu Clarsons unbändiger Überraschung ein Zigarre paffender Winston Churchill begrüßt.
    Der ehemalige Kabinettsminister war ein Sonderling der politischen Szene des Königreiches. Als Hinterbänkler der Regierungspartei hatte ihm sein Dauerclinch mit Premierminister Chamberlain den Zugang zu politischen Ämtern verschlossen. Vom politischen Gegner und den eigenen Parteifreunden als Panikmacher lächerlich gemacht, war er ein unermüdlicher Mahner vor der wachsenden Bedrohung durch Hitlers Reich und Wortführer all jener, die eine entschlossenere Haltung gegenüber dem deutschen Diktator forderten.
    Mit seiner leicht gebückten Haltung und der in Falten gelegten Stirn wäre er noch um einiges älter erschienen, als er tatsächlich war, hätten nicht zwei lebhafte Augen den gegenteiligen Eindruck erweckt. Seine Miene hatte tiefen Ernst ausgedrückt, darunter jedoch hatte man das schelmische Grinsen eines Lausbuben ahnen können.
    »Wie geht es Ihrem Vater?«, war seine Eingangsfrage gewesen, schwer atmend mit tiefer Stimme hervorgebracht.
    Clarson hatte mit den Schultern gezuckt. »Wir vermeiden Konversation. Der alte Herr ist zäh.« Es stellte nicht unerhebliche Anforderungen an seine Selbstkontrolle, ruhig über den Vater zu sprechen.
    »Ihr Wiedereinstieg in das Familienunternehmen war sehr nobel und hat Sie zweifellos Überwindung gekostet.« Der ehemalige Erste Lord der Admiralität hatte sich offenbar kundig gemacht. Auf der Kante eines unbequemen alten Holzstuhls hockend, hatten seine hellwachen Augen jede von Clarsons Bewegungen und Gesten begierig registriert.
    »Es war in der Tat keine leichte Entscheidung.« Noch dazu eine, die er schnell bereut hatte.
    »Nun«, hatte Churchill fortgefahren, die Zigarre mit seiner klobigen Hand in einem schweren Marmoraschenbecher ablegend, »ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass der leichte Weg zumeist der falsche ist.«
    »Mag wohl sein, doch das bedeutet nicht, dass der schwierige Weg

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