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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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kollegial.
    »Ah, daher«, murmelte Traube. »Ist er denn flüchtig?«
    »Er denkt gar nicht daran. Er residiert gemütlich und selbstzufrieden in der Luxusetage des Adlon.«
    »Na, dann können Sie ihn doch festnehmen lassen und die Untersuchung wieder in die richtige Bahn lenken, Obersturmführer.«
    Struttner warf den Bleistift zurück auf Traubes Schreibtisch, zog die Nase hoch und entgegnete: »Alles zu seiner Zeit, Herr Hauptsturmführer, alles zu seiner Zeit.«

15
    Warum mussten deutsche Telefone so schrill in den Ohren klingeln? Clarson kletterte aus dem Bett und hüpfte, dem morgendlichen Schmerz im linken Knie ausweichend, auf dem rechten Bein zum Apparat auf der Anrichte. Der Anrufer stellte sich als Referent im Propagandaministerium vor. »Der Reichsminister erwartet Sie in seinem Büro. Wenn Sie gleich kommen wollen?«
    Der sich als Sippenoberhaupt gebärdende Goebbels bestellte den Dank für seine gute Tat ein und würde ihm zugleich ein paar schwer zu beantwortende Fragen stellen wollen. Clarson hatte, dem unvermeidlichen Verhör ausweichend, den Rest des gestrigen Sonntags von einem Besuch auf Schwanenwerder abgesehen und stattdessen für den heutigen Morgen geplant, ihn in seinem Ministerium aufzusuchen. Doch der Schwager war ihm mit preußischer Effizienz zuvorgekommen.
    Eine halbe Stunde später überprüfte Clarson mit einem kurzen Blick in den Spiegel den Sitz seines dunklen Einreihers und war bereit für den Tag. Sein Morgenritual   – Zeitungslektüre bei Spiegelei und gebratenem Speck   – würde er nachholen. Er küsste eine besorgt dreinblickende Ariane zum Abschied, setzte den hellen Borsalinohut auf und brachte ihn, mit beiden Händen an die Krempe fassend, sorgfältig in die gewünschte Position.
    Auf den Hotelflur tretend, lief er in einen jungen Burschen in Luftwaffenuniform, der im Begriff war, an die Tür ihrer Suite zu klopfen.
    »Herr Clarson? Gestatten, von Veesenmayer, Fähnrich im Zentralamt der Reichsluftwaffe, Stab des Oberbefehlshabers«, grüßte der Soldat mit der Hand an der Mütze. »Ich komme im persönlichen Auftrag von Generalfeldmarschall Göring. Er lässt ausrichten, dass sie herzlichst eingeladen sind zur Vorführung des neuen Düsenjägers heute Vormittag.«
    »Düsenjäger?«
    »Ja, ganz große Sache, Herr Clarson. Wird heute zum ersten Mal Außenstehenden gezeigt. Welturaufführung sozusagen.«
    Ungläubig nahm er den Umschlag mit dem Einladungsschreiben in Empfang. Sollten die Deutschen tatsächlich einen Strahltriebjäger im Arsenal haben?
    »Der Generalfeldmarschall hat mir persönlich aufgetragen, Ihnen auszurichten, wie sehr er Ihr Erscheinen schätzen würde.«
    »Und der Feldmarschall wird eigenhändig über die Köpfe der Zuschauer hinwegbrausen?«
    »Nee, nur anzuschauen ist er. Der Düsenjäger, meine ich. Draußen in Adlershof auf dem Gelände der Versuchsanstalt der Luftwaffe. Das wollen Sie bestimmt nicht verpassen. Die Veranstaltung beginnt in einer knappen Stunde. Der Wagen wartet bereits vor dem Hotel.«
    »Es tut mir leid. Ihre freundliche Einladung kommt etwas zu kurzfristig. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Termin, den ich unmöglich aufschieben kann.«
    »Der Generalfeldmarschall wird darüber sehr enttäuscht sein.«
    »Den ersten Düsenjäger der Welt anzuschauen, lasse ich mir auch nur ungern entgehen. Sagen Sie dem Generalfeldmarschall meine besten Empfehlungen, ich sei untröstlich und würde einem Treffen zu einem anderen Zeitpunkt mit Freude entgegensehen.«
    Etwas perplex dreinschauend ob der Ablehnung einer persönlichen Einladung des Oberbefehlshabers, marschierte der junge Fähnrich den Flur hinunter. Clarson schaute ihm nach, selbst verwundert über das plötzliche Interesse an seiner Person.
    Das Propagandaministerium war nur wenige Minuten Fußmarsch entfernt. Die frische Morgenluft genießend, spazierte Clarson durch die lange Allee von Regierungsbauten in der Wilhelmstraße. An den Ministerien für Landwirtschaft und Justiz vorbei, passierte er die sauber polierten Fassaden des Auswärtigen Amts. Den Gebäuden aus der Kaiserzeit hatte man Stilelemente der neuen Epoche hinzufügt. Adlerstatuen und Hakenkreuze in Lorbeerkränzen verunstalteten nun Eingangsportale und Fenstersimse.
    In Berlins Zentrum herrschte rege Betriebsamkeit. Die Menschen auf den Bürgersteigen schienen allesamt in Eile zu sein. Der böige Wind hatte die Stadt fest im Griff und die allgegenwärtigen Hakenkreuzflaggen zerrten hektisch an ihren Masten.

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