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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Handlanger, der für den Trommler der Galeere die Schlägel zu putzen hatte. Darüber hinaus war sein Verwandter ein derart unsympathischer Zeitgenosse, dass es ihm nicht leichtfiel, sich auf seine Ambition zu besinnen, ein Vertrauensverhältnis zu ihm aufzubauen.
    »Außerdem erhalten Sie eine Wohnung, die Sie sich gleich anschauen können«, fügte Goebbels hinzu und reichte ihm ein Schreiben, das den Stempel der Berliner Stadtverwaltung trug. »Bülowstraße im Stadtteil Steglitz, gute Adresse. Sie werden zufrieden sein.«
    Er hatte offenbar nicht die Absicht, Clarsons Reaktion abzuwarten und reichte ihm ohne aufzustehen über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten«, sagte er mit einem Lächeln, das freundlich erscheinen sollte, sein Gesicht jedoch zu einer Fratze verzerrte, »ich bin sehr beschäftigt im Augenblick.«
    Stirnrunzelnd erhob sich Clarson auf den Stock gestützt, während Goebbels bereits den Telefonhörer am Ohr hatte und einen seiner Angestellten zusammenstauchte.
    Ein Unbekannter, der mächtig genug war, um der deutschen Polizei Befehle zu erteilen, musste ein ihm unerklärliches Interesse daran haben, ihn auf freiem Fuß zu sehen.
    Am Ausgang des Gebäudes hielt ihm ein Angestellter mit einer angedeuteten Verbeugung die hohe hölzerne Tür auf, während Clarson darüber nachdachte, umzukehren und Goebbels um eine Ausreisemöglichkeit zu bitten, selbst wenn das bedeutete, die Geschichte von Inhaftierung und eingezogenem Pass auszubreiten.
    Der Wind trug den Duft heißen Bratfetts in seine Nase. Ein kleiner Würstchenstand auf Rädern hatte auf dem Wilhelmplatz Station gemacht. Er beschloss, das gewohnte englische Frühstück im Adlon durch eine deutsche Bratwurst zu ersetzen und doch noch Görings ominöser Einladung zu folgen. Beim Anblick der fetttriefenden Würste auf dem schwarzen Grill machte er jedoch wieder kehrt und ging direkt auf eines der wartenden Taxis zu.
    Sein Beschatter war verschwunden. An seiner Stelle stand ein kleiner Knirps mit einer viel zu großen Umhängetasche an der Ecke. Ein Exemplar des Angriff in die Höhe haltend, rief er über den Platz: »Extrablatt! Tschechisches Heer macht mobil! Slowakischer Ministerpräsident in Berlin! Führer verspricht Unterstützung im Freiheitskampf der Slowakei!«

16
    Es war das ungewöhnlichste Gebäude, das man sich vorstellen konnte. Der runde, stumpfe Betonobelisk ragte zwanzig Meter hoch, hatte einen Durchmesser von zehn bis zwölf Metern und war ein Blickfang, lange bevor man das Areal der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt im Süden Berlins erreicht hatte. Seine Form ähnelte einer aufrecht stehenden Medikamentenkapsel. Eine Treppe führte an der Außenseite entlang zu einer Tür auf halber Höhe, dem einzigen Anzeichen, dass es sich bei dem Monolithen um ein Gebäude handelte.
    Clarson zählte ein paar Münzen ab und ließ sie in die geöffnete Hand des Taxifahrers fallen. Der mit Stacheldraht bekrönten Mauer entlang, die das Gelände vom Stadtteil Adlershof abgrenzte, schritt er zu einem kleinen, weiß getünchten Wachhäuschen neben einem stählernen Eingangstor. Dort zeigte er seine Einladung vor, die Wache griff zum Telefon und ließ ihn anschließend ein. Ein alter Feldwebel mit ansehnlichem Bauch grüßte routiniert und geleitete ihn über den gepflasterten Hof. »Sie sind spät dran. Die Schau hat längst angefangen.«
    Die Versuchsanstalt beherbergte neben einem Flugfeld, an dessen Rändern ein halbes Dutzend Militärmaschinen parkten, eine stattliche Anzahl unterschiedlichster Anlagen und Gebäude, durch deren Fenster man über Schreibtische gebeugte uniformierte Männer erkennen konnte. Sie passierten eine riesige horizontale Betonröhre, deren Durchmesser die Straßenlaternen des Geländes weit überragte und die nach circa hundert Metern in eines der Gebäude mündete. Clarson erkannte den Windkanal zur Simulation von Luftströmungen von einer ähnlichen Einrichtung der Royal Air Force in Lincolnshire. Auf den obeliskenförmigen Turm auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes konnte er sich dagegen auch aus relativer Nähe keinen Reim machen. An einem Wachposten vor einer von mehreren einfachen Hallen aus Wellblech am Rande der Startbahn angelangt, salutierte der Feldwebel kurz und ließ ihn stehen.
    Die Wache öffnete stumm die Tür und der Werkstattgeruch von Metall und Schmieröl schlug ihm entgegen. Er war ein wenig enttäuscht, im Innern des kleinen Hangars eine

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