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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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wäre für ihn unter den gegebenen Umständen nicht nur umständlich gewesen, sondern er hätte sich damit auch einem hohen Risiko ausgesetzt, beobachtet zu werden. Viel einfacher wäre es von seinem Standort aus gewesen, das Opfer von vorne zu attackieren. Auch die Form des Schnitts am Hals lässt auf eine Attacke von hinten schließen, sofern der Mörder ein Rechtshänder war.«
    »Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass der Engländer es so inszeniert haben könnte, damit die naive deutsche Polizei glaubt, ein Dritter sei der Täter gewesen?« Struttner setzte nach, bevor Traube antworten konnte: »Und warum haben Sie den Mann nicht sofort vernommen?«
    »Mein Verfahren der Nachtverhöre hat sich bewährt.«
    »Unsinn! Damit geben Sie den Verdächtigen bloß Zeit, sich eine passende Geschichte zurechtzulegen.«
    Traube mochte die Belehrungen nicht, auch der Ton gefiel ich nicht und schon gar nicht von jemandem, der jung genug war, um sein Sohn zu sein. Doch sechs Jahre Naziherrschaft hatten ihn gelehrt, wann man sich bissige Bemerkungen besser verkniff.
    Struttner gefiel sich sichtbar in seiner Rolle und setzte sein Verhör mit harter Stimme fort: »Und es gab keinerlei Hinweise auf seine Täterschaft? Keiner der etwas beobachtet hätte? Die Bar war doch voller Leute, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten.«
    »Eine Truppe betrunkener SA-Männer hatte gerade das Lokal gestürmt. Entsprechend gab es ein großes Durcheinander und daher keine verlässlichen Zeugen.«
    Struttner trat noch näher an den Schreibtisch ran. Einen Augenblick lang schien sich sein Körper anzuspannen, als setze er zum Sprung an. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Antlitz und er fuhr mit einem gleichmütigen Ausdruck in der Stimme fort: »Haben Sie deshalb die Aussage der jungen Frau erst gar nicht der Akte beigefügt?«
    Touché. Der SD musste bereits mit jemandem von der Streife oder der SA gesprochen haben. Es war Zeit, die Waffen zu strecken.
    Struttner wandte sich gemächlich dem Fenster des Büros zu, scheinbar geduldig die Antwort des Kommissars abwartend. Traube räusperte sich und setzte seufzend eine fatalistische Miene auf.
    »Ich hatte einen Anruf von einer vorgesetzten Dienststelle erhalten, die mir auftrug, so zu handeln, wie ich es getan habe.«
    Struttner drehte sich abrupt um. Seine Augen weiteten sich im Triumph des Augenblicks und seine Mundwinkel deuteten ein Siegerlächeln an. Der SD-Mann war zu jung, um einen solchen Moment nicht offen genießen zu wollen.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, kam Traube weiteren Fragen zuvor. »Ich bin zum Stillschweigen verpflichtet.«
    Struttner amüsierte diese Bemerkung. » Zum Stillschweigen verpflichtet «, äffte er Traube nach. »Glauben Sie wirklich, Sie können mich mit solch einer Floskel abspeisen? Den Namen, bitte!«
    »Ich sage Ihnen doch, ich unterliege der Schweigepflicht. Ich habe schon mehr erzählt, als ich hätte tun dürfen«, wehrte sich der Kommissar.
    Struttner setzte sich auf den Stuhl vor Traubes Tisch. Genießerisch langsam stützte er die Ellenbogen auf die Tischplatte auf und schaute seinem Gegenüber in die Augen. »Herr Hauptsturmführer, Ihr Hintern brennt schon lichterloh. Es wird wirklich Zeit für Sie, mit den Löscharbeiten zu beginnen.«
    Traube lehnte sich zurück, um der Nähe des SD-Offiziers auszuweichen. Sein Gegenüber gab ihm noch einen Augenblick Zeit zu kapitulieren.
    »Der Polizeipräsident von Berlin«, begann Traube zögernd, »hatte persönlich angerufen und mich angewiesen, den Mann laufen zu lassen sowie die Akte zu schönen, damit die Freilassung vertretbar aussah.«
    »Wie hat Helldorf seine Anweisung begründet?«, setzte Struttner nach.
    »Der Präsident hat von höheren Interessen gesprochen. Er gab keine nähere Erklärung dazu ab und es ist nicht meine Aufgabe, Entscheidungen der Polizeiführung infrage zu stellen.«
    »Natürlich. Verstehe«, änderte Struttner seinen Ton. Er hatte bekommen, was er wollte. »Hatten Sie noch Gelegenheit die Personalien des Verdächtigen zu überprüfen?«
    »Dazu war keine Zeit mehr«, schüttelte Traube den Kopf, während er überlegte, wie viel Ärger ihm aus dieser Affäre noch erwachsen könnte. Es machte kaum irgendeinen Sinn, Struttner um Vertraulichkeit zu bitten. Ihm blieb einzig die Hoffnung, dass der SD gar nicht die Absicht hatte, Helldorf mit dem Vertrauensbruch seines Untergebenen zu konfrontieren.
    »Er ist der Schwager von Magda Goebbels«, raunte Struttner

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