Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
Vom Netzwerk:
im Klartext nichts anderes als Unterordnung unter die deutsche Vormacht bedeutet.«
    »Sie klangen sehr viel optimistischer auf dem Empfang vor zwei Tagen.«
    Ashfield antwortete mit einem resignierenden Unterton: »Ich tue das Menschenmögliche, um die deutsch-britischen Beziehungen zu verbessern. In meiner Position kann ich mich nicht von etwaigen persönlichen Antipathien leiten lassen.«
    »Wohl nicht immer ganz leicht unter den gegebenen Umständen«, antwortete Clarson, unschlüssig, ob er die Ausrede für Ashfields anbiedernde Rhetorik akzeptieren sollte.
    »Und er hat nichts gesagt?«, brachte der Vizebotschafter das Gespräch wieder auf Wardley. »Ich meine, davon, was er mit Ihnen besprechen wollte?«
    »Dazu ist er nicht mehr gekommen.«
    Es machte keinen Sinn, den Vizebotschafter einzuweihen. Er musste zu Churchill und mit ihm die Angelegenheit besprechen. Dann würde man weitersehen.
    »Eigenartig. Höchst eigenartig. Was könnte Wardley veranlasst haben, Sie ins Vertrauen ziehen zu wollen? Sie kannten sich doch gar nicht.«
    Clarson zuckte die Achseln. »Ich habe keine Erklärung.«
    Ashfield zog die Stirn in Falten, während Clarson seine Tasse hob und den Duft des Darjeeling in die Nase kriechen ließ. Es war Zeit, auf den Grund seines Besuches zu sprechen zu kommen.
    »Ich habe Sie aufgesucht, Exzellenz, um mir einen Pass ausstellen zu lassen. Die deutsche Polizei hält meinen alten zurück.«
    »Nun, prinzipiell respektieren wir zunächst die Maßnahmen der hiesigen Behörden.«
    »Wie darf ich das verstehen?«, entfuhr es Clarson. Wollte Ashfield ihm etwa bedeuten, dass er hier gefangen war, weil der Botschaft die Kooperation mit den Deutschen wichtiger war?
    Ashfield räusperte sich. »In Ihrem Fall würden wir natürlich davon absehen. Wir stellen Ihnen gerne neue Dokumente zur Verfügung. Das alleine wird Ihnen jedoch nicht sehr viel weiterhelfen, ohne Einreisevisum im Pass.«
    Wie hatte er das nur vergessen können? Natürlich benötigte er den Stempel der Grenzpolizei, der bei der Ausreise gegengezeichnet wurde.
    »Sprechen Sie mit Goebbels. Er ist offenkundig auf Ihrer Seite. Schließlich hat er Sie ja aus dem Gefängnis befreit. Vielleicht ist er ganz froh, wenn Sie das Land bald wieder verlassen.«
    Churchills Urahn auf dem Gemälde über ihnen blickte nur scheinbar harmlos und unbeteiligt in den Raum. Die Leinwand verdeckte einen quadratmetergroßen Wanddurchbruch. Er war Teil einer höchst einfachen doch wirkungsvollen Anlage, um Gespräche im Dienstbüro des Botschafters mitzuhören. Hinter der Öffnung verbarg sich eine kleine Kammer, deren Decken und Wände mit dunkelrotem Samttuch bespannt waren. Ein einzelner Stuhl und ein kleiner Beistelltisch waren mit dem gleichen schalldämmenden Material überzogen. Peter Ellis benutzte den Raum gerne. Er vermittelte ihm ein Gefühl von aristokratischer Salonspionage vergangener Jahrhunderte. Behutsam, doch sehr zufrieden stellte er sein Whiskyglas auf dem Tischtuch ab. Dieser Henry Clarson war eine interessantere Figur, als er angenommen hatte.

14
    Als Traube am Montagmorgen mit der Aktentasche unter dem Arm sein Büro betrat, wurde er bereits erwartet. Er traf auf die entschlossenen Augen eines jungen Mannes mit beinahe kahl geschorenem, blondem Haar, der zurückgelehnt in seinem Stuhl hinter seinem Schreibtisch saß. Traube stutzte; der Kollege an der Pforte hatte nichts erwähnt. Unter dem offenen Ledermantel des Besuchers lugte eine SS-Uniform hervor. Die schwarze Offiziersmütze hatte er auf dem Tisch abgelegt.
    »Obersturmführer Struttner, SD. Heil Hitler!«, grüßte der Mann, während er sich langsam aus dem Stuhl des Kommissars erhob.
    Traube ahnte, dass ihn nun die Ereignisse vom Wochenende einholen würden. Er begab sich zu seinem Schreibtisch, ohne zu antworten. Nur zögernd räumte der ihn an Größe weit überragende SD-Mann seinen Platz.
    »Was kann ich für Sie tun, Obersturmführer?«, fragte Traube schließlich förmlich, nachdem er seinen Stuhl für sich reklamieren konnte, und hielt dem ungebetenen Besucher dessen Offiziersmütze vor die Brust. Mit einem kurzen Blick versicherte er sich, dass die Unterlagen auf seinem Tisch unversehrt waren. Der Stapel Akten war allem Anschein nach nicht angerührt worden, bloß das gerahmte Porträt seiner Familie stand an einer anderen Stelle. Er legte seine Tasche ab und rückte seinen Stuhl zurecht. Von der Sicherheit seines Arbeitsplatzes aus konnte er besser agieren.
    Auch sein

Weitere Kostenlose Bücher