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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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unterhalb einer überlebensgroßen Darstellung des siegreichen Alexanders beim Einzug in Babylon. Von Ariane oder Magda fand sich keine Spur. Clarsons Eintreffen schien dem Minister gerade recht zu kommen. Er zeigte auf einen der Stühle in seiner Nähe. »Ich habe mit Ihnen zu reden.«
    Clarson nahm Platz, seinem Bein Erholung gönnend. Goebbels beobachtete ihn ungeduldig, kaum verhehlend, dass er gerne losgeschrien hätte. Die Örtlichkeit und die Anwesenheit Anderer ließen ihn jedoch eine gedämpfte Lautstärke anschlagen. »Ich verlange eine Erklärung von Ihnen.«
    Während keiner ihrer Begegnungen hatte Goebbels Anstalten gemacht, seinem Verwandten das Du anzubieten.
    »Was soll ich Ihnen erklären, Herr Goebbels?«
    Clarson wusste, wie sehr es seinen Verwandten auf die Palme brachte, wenn man ihn mit seinem Namen statt seinem Titel ansprach. Aufgrund der bevorstehenden Ereignisse gab es allerdings keinen Grund mehr, diese Tatsache nicht auszukosten. Der Mann würde, so stand zu hoffen, innerhalb der nächsten Stunden aus dem Amt gejagt und dem Haftrichter vorgeführt werden. Von seiner Anklagebank aus mochte er dann vielleicht eine letzte Gelegenheit haben, seine giftige Zunge einzusetzen und Hasstiraden in alle Richtungen spucken. Doch würde er niemanden mehr schrecken können und nicht mehr sein als ein entzauberter Dämon aus einer vergangenen Schreckensperiode.
    »Meine Großzügigkeit, Ihnen in Deutschland eine neue Existenz zu ermöglichen, ist von Ihnen nicht honoriert worden«, schimpfte Goebbels in näselndem rheinischem Akzent.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich bin vorhin von einem Herren des SD aufgesucht worden und habe in kompletter Ahnungslosigkeit dagestanden.«
    Clarson gab sich überrascht, während er über eine passende Replik nachdachte.
    »Sie sind schlichtweg nicht auf die Idee gekommen«, kam Goebbels ihm mit ironischem Unterton zuvor, »die Angelegenheit mit einem einzigen Wort zu erwähnen, als sie gestern Morgen bei mir waren. I wo denn!«
    »Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sie orientiert waren«, antwortete Clarson ruhig. »Ich hätte nicht gedacht, dass derlei Dinge vorgehen können, ohne dass man Sie ins Bild setzt.«
    »Also haben Sie einfach geschwiegen? Das ist wie eine Lüge. Eine passive Lüge. Davon versteht Ihr Engländer ja was. Es ist Ihnen doch wohl klar, dass der Tod eines Diplomaten in der gegenwärtigen Lage keine Lappalie ist. Das kann bis zum Führer hochgehen. Wie hätte ich dann dagestanden, wenn mich der Führer befragt hätte?«
    Die Herren von Hitlers Stab beobachteten ihre kleine Szene mit unverhohlener Neugier.
    »Das dulde ich nicht«, schrie Goebbels, keine Rücksichten mehr nehmend, wie in einer Propagandarede und schlug die Faust auf einen imaginären Schreibtisch, »dass hinter meinem Rücken derlei Dinge vorgehen!«
    Clarson erwiderte nichts. Es gab keine Antwort, die es wert gewesen wäre, in einen ausgedehnten Streit mit dem gallespuckenden Minister einzustimmen.
    Auch Goebbels schwieg eine Zeit lang. Dann fuhr er in ruhigerer Tonlage fort: »Ich verlange, dass Sie mich ab sofort von solcherlei Vorgängen umgehend in Kenntnis setzen. Habe ich Ihr Ehrenwort?«
    »Herr Goebbels, ich werde Sie von nun an über alle Morde in meiner Umgebung informieren.« Es war ihm gleichgültig, ob der Minister an der Ironie seiner Antwort Anstoß nehmen würde.
    »Ihr Wohlergehen hier in Berlin hängt ganz allein von meinem guten Willen ab. Merken Sie sich das besser!«, fiel dieser zurück in seinen Wutanfall. Die Nazigrößen hatten unverkennbar allesamt ein Faible für Drohgebärden.
    »Ich verstehe das sehr gut«, antwortete Clarson, um die Sache abzuschließen und wechselt gleich das Thema. »Ich hatte gehofft, unsere Gemahlinnen hier anzutreffen.«
    Goebbels machte eine irritierte Geste. »Ihnen scheint wohl entgangen zu sein, in welcher Lage sich Europa momentan befindet. Auf diesen Ort blickt heute die Welt. Frauen haben in dieser Situation hier nichts verloren.«
    Die Türen zum Arbeitszimmer des Führers öffneten sich und die Wachen davor schlugen die Hacken zusammen. Ihre Kameraden an den Ausgängen der Marmorgalerie taten es ihnen gleich. Hitlers Mitarbeiter erhoben sich aus den Sesseln und auch Goebbels stand auf in Erwartung seines Herrn, ohne sich weiter um Clarson zu kümmern.
    Als Erstes schritt eine wenig beeindruckende Gestalt in einer Generalsuniform heraus, dahinter ein hochgewachsener Mann in der Uniform eines

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