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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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SS-Brigadeführers mit fahler Gesichtsfarbe, der mit verächtlichem Ausdruck auf den deutlich kleineren Goebbels herabschaute. Er war bereits halb an ihm vorbeistolziert, als er innehielt, um so beiläufig wie giftig zu bemerken: »Der Führer und ich haben jetzt keine Zeit für Angelegenheiten, mit denen Sie betraut sind.«
    Goebbels warf seinem Intimfeind von Ribbentrop schweigend einen festen Blick zu, der gleichgültig erscheinen sollte, sein überkochendes Inneres jedoch nur unvollkommen überdeckte. Ostentativ wandte er sich anschließend dem Eingang zu Hitlers Zimmer zu, doch einer der Kanzleisekretäre erschien in der Tür und stellte sich ihm in den Weg. »Tut mir leid, Herr Reichsminister, der Führer ist in Eile.«
    Goebbels lief hochrot an, doch erwiderte nichts, während von Ribbentrop die Szene schmunzelnd beobachtete und triumphierend das Kinn reckte.
    Kurz darauf erschien Hitler, wie üblich missmutige Intensität zur Schau tragend. Doch es kostete ihn heute erkennbare Anstrengung, das gewohnte Abbild von ernster Willenskraft aufrechtzuerhalten. Er ging auf seine in Bereitschaft stehende Entourage zu und erteilte in freundlichem Ton ein paar kurze Befehle.
    Als er seinen Minister warten sah, schüttelte er ihm beiläufig die Hand und sagte vertröstend: »Mein lieber Dr.   Goebbels, wir sprechen später. Es gehen große Dinge vor. Ich brauche Sie dafür. Halten Sie sich bereit.«
    Dann marschierte er an der Seite von Ribbentrops und gefolgt von seinen Bediensteten Richtung Ausgang los, seine düstere Entschlossenheitsmiene aufgesetzt, die jedoch untermalt war von einem rätselhaften Ausdruck diebischer Freude.
    Clarson umfasste den Knauf seines Stocks noch fester, als könne er Hitler damit am Verlassen des Gebäudes hindern. Was auch immer hier genau vor sich ging, wenn der Diktator nicht bis Mittag zurückkehrte, war der Staatsstreich zum Scheitern verurteilt.
    Unterdessen war ein letzter Teilnehmer der zu Ende gegangenen Besprechung in den Saal getreten. Schlank und von weit überdurchschnittlicher Größe entsprach er mit seinem hellen Haar und den blauen Augen als Einziger in der Naziführungsclique dem propagierten Idealbild des nordischen Herrenmenschen. Die Methoden des von ihm aufgebauten Geheimdienstes hatten ihm den Spitznamen blonde Bestie eingetragen und Gerüchten zufolge betrachtete sein Vorgesetzter Himmler die Machtstellung des aufstrebenden Zöglings inzwischen mit reichlich gemischten Gefühlen. In kerzengerader, gleichwohl unverkrampfter Haltung bewegte er sich auf Goebbels und Clarson zu, die Lederhandschuhe in seiner linken Hand wie eine Reitpeitsche haltend.
    »Der Führer wird augenblicklich nach Eger nahe der tschechischen Grenze abfliegen«, sagte Heydrich sachlich und ohne Einleitung. Er hatte ein knochiges, langgezogenes Gesicht mit hoher Stirn, unter der das eng zusammenstehende Augenpaar misstrauisch auf die Umgebung niederblickte.
    »Gibt es denn Krieg?«, warf Clarson arglos ein.
    Heydrich schaute ihn an. Seine unruhigen Augen suchten Clarsons Gesicht ab, als speicherten sie jedes Detail für eine spätere Analyse. »Wollen Sie mir Ihren Begleiter nicht vorstellen, Herr Reichsminister?«, erwiderte er an Goebbels gewandt, der Clarson missfällig anstarrte.
    »Henry Clarson, der Schwager meiner Frau«, gab der kurz angebunden von sich.
    »Angenehm, Heil Hitler«, sagte der SD-Chef freundlich, dabei nachlässig den Unterarm zum entsprechenden Gruß hebend.
    Clarson konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Geheimdienstchef bereits gewusst hatte, wer er war, ja dass er seinetwegen bei Goebbels stehengeblieben war. Doch dies mochte auch bloß die gewöhnliche Paranoia sein, die einen automatisch beschlich, wenn man dem berüchtigten Heydrich vorgestellt wurde.
    »Herr Clarson ist in meiner Begleitung hier, um sich die Neue Reichskanzlei anzuschauen«, erläuterte Goebbels.
    »Ein eindrucksvolles Gebäude, das Ort vieler historischer Ereignisse sein wird«, antwortete der Gruppenführer. »Architektur verbindet die Kunst mit dem Staatsmännischen. Ein großes Reich, das bestehen will, ist undenkbar ohne große Bauten.«
    »Wird der Führer hier nicht noch sein Mittagessen einnehmen?«, fragte Clarson.
    »Was?«, fuhr Goebbels ihn an, ungehalten über die unpassende Frage.
    »Meine Frau und ich haben die Ehre, heute zu den geladenen Gästen zu gehören«, erläuterte Clarson den Goebbels bekannten Umstand.
    »Dinge ändern sich rasch im nationalsozialistischen

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