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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Er lehnte sich in seinen Arbeitssessel zurück und schaute seinen Besucher erwartungsvoll an.
    »Das ist eine verblüffende Wendung in letzter Minute«, kommentierte Clarson, dem Böses schwante.
    »Das ist es tatsächlich«, strahlte Ashfield. »Unter uns gesagt, hinter den Kulissen war London nicht unbeteiligt am Zustandekommen des direkten Dialogs. Ich selbst hatte noch gestern am späten Abend die Gelegenheit, in einer Unterredung mit Außenminister von Ribbentrop in diesem Sinne zu wirken. Es ist wohl nicht zu viel behauptet, wenn ich sage, dass die britische Diplomatie einen Krieg abgewendet hat, der sich leicht zu einem ähnlichen Weltenbrand hätte ausbreiten können wie 1914. Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf einer einvernehmlichen Übereinkunft zwischen Hitler und Hácha. Die Regierung Seiner Majestät hat den Präsidenten entsprechend instruiert.«
    Clarson vergrub die Stirn in seiner Hand. Es war noch schlimmer, als er erwartet hatte.
    »Dies ist ein stolzer Moment für das Empire«, betonte Ashfield, irritiert über Clarsons Reaktion.
    »Man hat die Tschechoslowakei also komplett aufgegeben«, sagte Clarson, den Blick vor sich auf den Boden gerichtet.
    »Ich fürchte, Sie verstehen nicht. Wir setzen auf eine einvernehmliche Lösung.«
    »Nein, das tun Sie nicht.« Clarson heftete seine Augen auf den Diplomaten. »Um es ganz deutlich auszusprechen: Sie haben die Tschechen verraten und verkauft!«
    »Mein lieber Herr Clarson, Ihre nachgerade kindliche Naivität kann gelegentlich verstörend wirken. Zu Ihrer Information: Die Tschechoslowakei ist derzeit dabei, in ihre Bestandteile zu zerfallen. Ich muss Sie wirklich bitten, Äußerungen zu unterlassen, die leicht als eine Beleidigung der Regierung Seiner Majestät missverstanden werden könnten. Was geschehen ist, geschah im Interesse der Völker Europas. Wie ich bereits betonte, bin ich der festen Überzeugung, dass unsere Maßnahmen den Frieden in Europa festigen und sichern werden.«
    »London hat die Prager Führung also gedrängt, vor Hitler den Kotau zu machen, und zu tun, was immer er verlangt.«
    »Prag wird sich näher an das Reich anlehnen müssen, das war unausweichlich. Jeder der etwas von Geostrategie versteht, wusste das seit langem.«
    »Was ist aus dem Beistandsversprechen der Alliierten geworden?«
    Ashfield atmete tief durch. »Mit der Unabhängigkeitserklärung der Slowakei, die wir für heute erwarten, wird die Beistandsgarantie Frankreichs und Großbritanniens gegenstandslos werden.«
    »Das heißt, man hat Hácha deutlich gemacht, dass die Westmächte ihr Versprechen nicht einhalten werden und Prag alleine gegen das übermächtige Deutschland steht.«
    »Wenn ein Staat sich auflöst, gelten auch keine Abmachungen mehr, die man mit seiner Regierung getroffen hat.«
    »Sie machen es sich sehr einfach.«
    »Ich habe von Ihnen den gleichen Eindruck. Schauen Sie, ich bin weit davon entfernt, das Berliner Regime besonders zu mögen und eine ideale Welt stelle ich mir auch anders vor. Doch in dem äußerst komplizierten Mächtekonzert Europas kommt man mit simplem Idealismus nicht weit.«
    »Dieser Erfolg bringt Hitler nur näher an die Umsetzung seiner wahnwitzigen Lebensraumpläne heran. Verstehen Sie denn nicht, jedes Mal wenn ihm nachgibt, gießt man damit bloß Öl ins Feuer.«
    »Hören Sie, der Krieg zwischen der Tschechoslowakei und dem Reich, mit dem die Welt draußen immer noch rechnet, wird nicht stattfinden. Daher gibt es auch keinen Anlass für militärischen Beistand. Ein Bündnisfall, auf den sich Prag berufen könnte, ist nicht gegeben.«
    Kein Wunder, dass Hitler mit solch selbstzufriedenem Gesicht durch die Reichskanzlei stolziert war. Dank der diplomatischen Initiative der Briten wusste er, dass er von Hácha verlangen konnte, was er wollte, ohne einen Krieg zu riskieren.
    »Der Mann mit dem kleinen Bärtchen wird sich vor Freude auf die Schenkel klopfen.«
    »Ich denke, Hitler kann in der Tat sehr zufrieden sein«, antwortete Ashfield mit einer Miene, die Missbilligung über Clarsons Ausdrucksweise signalisierte. »Und wir mit ihm, denn er hat keinen Grund mehr, Europa in einen Krieg zu stürzen. Und das ist in der Hauptsache ein Verdienst von Premierminister Chamberlain und seiner Politik.«
    Clarson stampfte mit dem Stock auf den Boden. »Es ist dieser verdammte Irrglauben, dass Hitler irgendwie zähmbar sei. Er wird das Kriegsschwert ziehen und zwar dann, wenn er alle uns freundschaftlich verbundenen Kleinstaaten

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