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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die Fäuste, bis seine Handknöchel weiß hervortraten. Er musste unbedingt etwas von der Wut loswerden, die in ihm kochte. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Zejabel und Maara gegeneinander gekämpft hätten – am liebsten hätte er sich selbst in eine Rauferei gestürzt! Doch Josion hatte diese Hoffnung zunichtegemacht. Schon wich Zejabel zurück und gab die Kriegerin frei, die ihr einen letzten wutentbrannten Blick zuwarf. So war Guederic dem Gefühlsgewitter, das unvermittelt über ihn hereingebrochen war, schutzlos ausgeliefert. Nichts konnte ihn von seinem Schmerz ablenken. Bald würde der Kummer übermächtig werden, und Guederic wusste nicht, wie er das aushalten sollte.
    » Aber … wann? Was ist passiert? « , fragte Damián mit leichenblasser Miene.
    Zejabel machte eine entschuldigende Geste in Maaras Richtung. Dann legte sie ihren Dolch auf einer Kommode ab und lehnte sich gegen das Möbelstück. Einige Gefährten wurden die Knie weich, und sie mussten sich setzen. Lorilis rutschte an der Wand hinab, bis sie auf dem Boden saß, und vergrub das Gesicht in den Händen. Souanne, die starr nach vorne schaute, ließ sich neben Josion auf der Liege nieder. Die anderen rührten sich nicht, sondern blickten Zejabel erwartungsvoll an.
    » Vor vier Tagen « , begann die Zü endlich mit ihrer Erzählung, » mietete Amanón ein Boot, um zur Insel Ji überzusetzen. Es handelte sich um einen kleinen Kutter, gerade groß genug, dass wir alle darin Platz fanden. Wir waren vierzehn. Auf dem Meer brach ein Feuer an Bord aus. Der Kutter sank innerhalb weniger Dezillen … «
    Unwillkürlich stellte sich Guederic die alptraumhafte Szene vor: Seine Eltern, Großeltern und ihre Freunde, die verzweifelt gegen die Flammen kämpften … Das tosende Meer, das nur darauf wartete, sie zu verschlingen … Die Panik und Verzweiflung, die an Bord herrschten …
    Guederic presste sich die Fäuste an die Schläfen, als könnte er die schrecklichen Bilder auf diese Weise vertreiben. Im nächsten Moment ließ er die Hände sinken, weil er merkte, dass er wie ein Kleinkind wimmerte. Zum Glück beachtete ihn keiner der anderen: Alle waren mit ihrem eigenen Kummer beschäftigt.
    » Aber … du hast das Unglück überlebt « , sagte Damián. » Vielleicht konnten sich ja auch noch andere an Land retten … «
    Die Zü schüttelte den Kopf und war abermals den Tränen nah. Damián wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte: Ein Bericht, der ständig von Schluchzern unterbrochen wurde, nützte ihm nicht viel. Außerdem brauchten sie alle etwas Zeit, um der grausamen Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
    » Das kann nicht sein « , murmelte Guederic. » Nach allem, was sie durchgemacht haben. Nach all den Gefahren, die sie bestanden haben. Ein Schiffbruch … Ich glaube es nicht! Sie können nicht tot sein. Sie können nicht auf diese Weise gestorben sein! «
    » Hast du es denn mit eigenen Augen gesehen? « , fragte Maara. » Hast du beobachtet, wie sie ertrunken sind? Hast du ihre Leichen gesehen? «
    Die Worte der Kriegerin waren brutal, aber sie sprach nur aus, was alle dachten. Abermals ballte Guederic die Fäuste. Für seinen Geschmack ließ sich Zejabel zu viel Zeit, um ihre Fragen zu beantworten, dabei waren sie doch wirklich nicht kompliziert! Sicher, sie war aufgewühlt, aber sie musste doch begreifen, dass jede Verzögerung die Situation für sie alle nur verschlimmerte.
    » Nein, sie starben nicht vor meinen Augen … Aber macht euch keine falschen Hoffnungen. Das würde es euch nur schwerer machen, ihren Tod zu akzeptieren und um sie zu trauern. Ich sah, wie das Feuer ausbrach und wie der Kutter sank. Ein solches Unglück kann niemand überlebt haben. «
    Ein Schatten der Verständnislosigkeit huschte über die Gesichter. Guederic reagierte als Erster:
    » Wie soll ich das verstehen? Du warst gar nicht mit an Bord? «
    Zejabels Blick trübte sich. Es gelang ihr zwar, die Tränen zu unterdrücken, nicht aber, ihre Gewissensbisse zu verbergen.
    » Ich hatte das Beiboot genommen « , murmelte sie. » Eine ganze Weile, bevor das Feuer ausbrach … «
    Sie verstummte für einen Moment, und als sie weitersprach, bebte ihr Kinn: » Es war das einzige Beiboot … Ich hätte … Wenn ich bei den anderen geblieben wäre … dann würden sie jetzt noch leben! «
    Damián wagte nicht, sich zu rühren. Schon die Vorstellung, auch nur einen winzigen Schritt zu machen, machte ihm panische Angst. Die Welt schien aus den Fugen geraten zu sein, und es

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