Die Götter 2. Das magische Zeichen
Vielleicht waren sie der Meinung, dass Sombres Grab nicht mehr sicher war, und wollten verhindern, dass der Leichnam ihren Feinden in die Hände fällt! «
» Das ist aber eine sehr zuversichtliche Einschätzung der Lage « , warf Souanne ein. » Genauso gut können wir davon ausgehen, dass Sombre sich auf dem Schiff befindet. Oder zumindest seine Leiche. «
» Dann lasst uns endlich nachsehen gehen « , drängte Maara.
Najel war sicher, dass sie ihren Willen bekommen würde. Wenn sich die Prinzessin von Wallos etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie niemand davon abbringen.
» Wir können nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, ein Schiff von dieser Größe anzugreifen « , schmetterte Damián den Vorschlag ab. » Wir wissen nicht mal, wie viele Männer an Bord sind. «
» Dann lasst es uns herausfinden! Worauf warten wir noch? «
» Einverstanden « , sagte Zejabel plötzlich. » Kehren wir zum Strand zurück. «
Najel verfolgte den Streit der Erwachsenen aufmerksam. Dass sich die Zü auf Maaras Seite schlug, war überraschend. Im nächsten Moment wurde er kurz abgelenkt, weil er im Gang ein Geräusch zu hören meinte. Er spitzte die Ohren, hörte aber weiter nichts und kam zu dem Schluss, dass er sich geirrt hatte. Daraufhin wandte er sich wieder Damián zu, der nach wie vor auf Maara und Zejabel einredete.
» … ja gar nichts dagegen, das Schiff genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber wir müssen überlegen, was Sombres leeres Grab zu bedeuten hat. Wenn tatsächlich unsere Eltern die Leiche umgebettet haben, wo könnte sie jetzt sein? Sicher in der Höhle mit der Pforte ins Jal. Ich finde, wir sollten zuerst dort nachsehen. «
» Unsere Eltern sind nicht auf Ji « , entgegnete Guederic. » Weder auf der Insel noch auf dem Schiff, davon bin ich fest überzeugt. «
» Aber deine Überzeugung beruht auf einer Vorahnung, nicht auf Tatsachen « , konterte Maara. » Wenn wir schon dabei sind, wild herumzuspekulieren, habe ich auch etwas beizutragen. «
Najel war neugierig darauf, was seine Schwester zu sagen hatte, aber wieder meinte er, ein Geräusch aus dem Gang zu hören. Langsam bewegte er sich auf die Öffnung zu, den erhobenen Stock in der Hand. Er war bereit zuzuschlagen, egal, wen oder was er dort vorfinden würde.
» Habt ihr schon mal bedacht, dass die Mannschaft des Schiffs unsere Eltern nach dem Unglück aus dem Wasser gefischt haben könnte? « , fuhr Maara fort. » Vielleicht haben sie sogar den Brand gelegt, um den Kutter zu versenken! «
» Zejabel hat weit und breit kein anderes Schiff gesehen « , rief ihr Guederic in Erinnerung.
» Es war finstere Nacht! « , entgegnete Maara. » Was, wenn an Bord keine Laterne brannte, so wie heute Nacht? «
Najel hätte seiner Schwester gern aufmunternd zugeblinzelt, aber er wurde von Dezille zu Dezille unruhiger. Er konnte das Geräusch, das er zu hören meinte, einfach nicht orten … Spielte ihm seine Fantasie einen Streich? War es das Echo seiner eigenen Schritte? Ein Tier auf der Suche nach Nahrung? Oder was sonst?
» Das könnte natürlich sein « , gestand Damián. » Aber ich glaube einfach nicht, dass unsere Eltern ihren Feinden in die Falle gegangen sind. Wir müssen erst auf der Insel suchen, bevor wir … «
Plötzlich vibrierte Najels Trommelfell auf eine ihm wohlbekannte Weise. Die Schwingung übertrug sich auf seinen ganzen Körper. Diesmal hatte der Junge kein Geräusch gehört, sondern eine Stimme. Schlimmer noch, die Stimme eines Mannes. Jemand hatte » Los! « gesagt.
» Vorsicht! « , brüllte er.
Der Gang stürzte mit lautem Poltern ein.
Durch sein jahrelanges Kampftraining reagierte Josion blitzschnell: Er warf sich zu Boden und zog Lorilis im Fallen mit sich – etwas unsanft zwar, aber ein paar Kratzer waren weniger schlimm, als das Mädchen schutzlos der Gefahr auszuliefern. Aus dem Gang drang das ohrenbetäubende Poltern herabstürzender Steine. Nachdem die Gefährten dekantenlang jedes Geräusch vermieden und nur im Flüsterton gesprochen hatten, kam Josion das Getöse umso lauter vor. Der Krach versetzte ihn in Panik. Sicher war er noch auf der anderen Seite der Insel zu hören.
Zum Glück kehrte rasch wieder Stille ein, und die Erben rappelten sich auf, um nachzusehen, was passiert war. Als Erstes vergewisserten sie sich, dass sie alle unverletzt waren, dann näherten sie sich dem Tunnel, dem einzigen Zugang zu dem Felsplateau. Die Staubwolke, die aus dem Gang aufstieg, verhieß nichts Gutes. Josion bewegte sich
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