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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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weder die gedämpften Stimmen ihrer Eltern noch das wütende Fauchen des Dämons. Niemand schien sie am Ausgang der Höhle zu erwarten, es sei denn, wer auch immer dort lauerte, hielt sich versteckt.
    Gleich darauf nickte Zejabel Josion knapp zu und setzte sich wortlos wieder in Bewegung. Ihr Sohn schien das Zeichen mühelos zu verstehen: Er huschte an ihre Seite und bezog hinter Zejabels linker Schulter Stellung. Plötzlich entdeckte Lorilis, dass Mutter und Sohn Waffen in der Hand hielten. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie sie sie gezogen hatten. Im nächsten Moment sprangen beide ohne Vorwarnung aus dem Gang nach draußen, wie Raubtiere, die über eine Beute herfallen. Lorilis’ Herz krampfte sich zusammen. Würde es wieder zu einem Kampf kommen? Doch niemand stellte sich Zejabel und Josion in den Weg. Die beiden standen einfach nur reglos da und starrten auf etwas, das Lorilis nicht sehen konnte.
    Die anderen schlossen rasch zu ihnen auf. Als Lorilis unter den Sternenhimmel hinaustrat, blieb auch sie wie vom Donner gerührt stehen.
    Kein Zweifel: Sie hatten Sombres Grab erreicht.
    Es war leer.
    Najel war seiner Schwester nicht von der Seite gewichen, und so trat er als einer der Letzten aus dem Gang. Wie gebannt starrte er auf das leere Grab. Ihre schlimmste Befürchtung hatte sich bewahrheitet: Der Dämon war von den Toten auferstanden!
    Hektisch sah sich der Junge nach allen Seiten um, weil er plötzlich fürchtete, Sombre könnte von hinten über sie herfallen. Die düstere Atmosphäre des Orts verstärkte seine Angst noch: Der Gang mündete auf ein kleines Felsplateau, das ringsum von drei bis vier Schritt hohen Wänden umgeben war. Die Ebene selbst maß im Durchmesser etwa fünfzehn bis zwanzig Schritt und erinnerte an eine Kampfarena von Barbaren. In der Mitte dieses gruseligen Orts war ein Haufen loser Steine aufgetürmt, der Überrest einer Steinpyramide, die ihre Eltern und Großeltern über Sombres Grab errichtet haben mussten.
    » Und was jetzt? « , knurrte Maara. » Können wir endlich nachsehen, was mit dem Schiff los ist? «
    Najel kannte diesen Tonfall. So hörte sich Maaras Stimme immer dann an, wenn sie wütend oder enttäuscht war. Insgeheim hatte seine Schwester immer noch gehofft, Ke’b’ree an Sombres Grab vorzufinden.
    » Erst sollten wir hier alles absuchen « , meinte Damián. » Vielleicht haben unsere Eltern uns eine Nachricht hinterlassen, einen Hinweis, der uns zu ihnen führt … «
    » Aber sie waren doch gar nicht hier! « , rief Maara aufgebracht. » Seid ihr taub? Ich sage euch, sie sind an Bord dieses verdammten Schiffs! «
    » Nein, wir sind nicht taub « , sagte Zejabel gepresst. » Und unsere Feinde auch nicht. Also schrei hier nicht so rum. «
    Najel machte sich auf das Schlimmste gefasst. Wenn seine Schwester in Rage geriet, war sie unberechenbar. Und Zejabel schien ebenfalls kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Sie hatte gegen Sombre gekämpft. Sie wusste, zu welchen Gräueltaten der Dämon fähig war. Was mochte sie angesichts des offenen Grabs ihres einstigen Feindes empfinden? Würden die beiden Frauen aufeinander losgehen?
    Zum Glück verhinderte Damián eine Prügelei, indem er die Aufmerksamkeit aller auf sich zog: Zuerst kletterte er auf einen der Felsbrocken, die um das Grab herum verstreut lagen, und sah sich aufmerksam um. Dann ließ er sich wagemutig in die im Boden klaffende Felsspalte hinab und bat Guederic um die Laterne, um die letzte Ruhestätte des Dämons zu untersuchen.
    » Und, irgendwas Besonderes? « , fragte Josion schließlich.
    » Nein. Nichts. An den Wänden sind keine Kratzer zu sehen. Wenn sich Sombre aus eigener Kraft befreit hätte, müssten irgendwelche Spuren zu sehen sein. «
    » Und was bedeutet das? « , fragte Maara. » Dass irgendwer ihm geholfen hat? «
    » Vielleicht wurde die Leiche auch nur umgebettet « , murmelte Damián. » Womöglich waren es sogar unsere Eltern … «
    » Was? Warum sollten sie so etwas tun? «
    » Das ist nur so eine Idee « , meinte Damián. » Denkbar ist alles Mögliche. Sollten unsere Eltern das Unglück wider Erwarten überlebt haben, wollte sie Sombres Leiche vielleicht in Sicherheit bringen, nachdem sie das Schiff, das vor der Insel ankert, entdeckt hatte. «
    » Aber wohin? Und warum? « , beharrte die Kriegerin.
    » Keine Ahnung. Wer weiß, was geschah, nachdem Zejabel mit dem Beiboot ans Festland gerudert ist. Vielleicht konnten sich unsere Eltern tatsächlich auf die Insel retten.

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