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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sich alle wieder an Deck ein. Sie betrachteten die Landschaft und beäugten jedes große Schiff misstrauisch. Maara und Guederic bedauerten sehr, keine genaue Beschreibung des Seglers ihrer Feinde liefern zu können. Leider hatten sie in der Dunkelheit vor Ji kaum mehr als dessen Umriss gesehen. So flößte ihnen jeder Drei- oder Viermaster, den sie kreuzten, Angst ein, und sie atmeten jedes Mal erleichtert auf, wenn das Schiff vorbeigefahren war.
    Damián war nicht weniger bang zumute als den anderen, auch wenn er es nicht zeigen wollte. Zwischenzeitlich bereute er sogar seinen Vorschlag, sich ins Hauptquartier der Grauen Legion einzuschleichen. Aber eigentlich war er überzeugt, das Richtige zu tun. Er setzte große Hoffnung in die Aufzeichnungen seines Vaters. Hielte er die Manuskripte doch nur schon in den Händen, um Kurs gen Süden zu nehmen und Lorelia weit hinter sich zu lassen! Doch leider würde das bis zum Einbruch der Nacht warten müssen – wieder einmal mussten sie im Schutz der Dunkelheit vorgehen.
    Bald kam der Hafen in Sicht, und Damián blieb keine Zeit mehr, sich zu sorgen. Er musste die Wasserratte in den Hafen hineinmanövrieren, was nicht ganz einfach war, da er so etwas zum ersten Mal machte. Vor allem durften sie nicht auffallen. Fast alle Gefährten hatten sich in der Kombüse versteckt, nur Najel stand mit ihm am Steuerrad. Den Segler sicher an den Anlegesteg zu bringen, war eine echte Herausforderung. Die anderen Schiffe schnitten ihnen ohne Skrupel den Weg ab und verhalfen Damián auf diese Weise zu einem Schnellkurs im Steuern. Nach einigen brenzligen Manövern und vielen Schweißperlen gelang es ihm, erfolgreich an einem Pier anzulegen. Zum Glück wusste er, welche Stege für die Boote auf der Durchreise reserviert waren, und musste nicht durch Fragen unnötig Aufmerksamkeit erregen.
    Doch auch in den folgenden Dezimen blieb die Lage angespannt. Damián hatte keine Ahnung, was nach dem Anlanden für gewöhnlich zu tun war: Musste man sich in der Amtsstube des Hafenkapitäns melden, eine Liegegebühr bezahlen, auf eine Kontrolle durch die königlichen Zollbeamten warten? Zunächst wartete er einfach ab und schaute sich um. Niemand kam, weder Zivilisten noch Uniformierte, und niemand stellte ihm Fragen. Vielleicht würde er Auskunft geben müssen, wenn die Wasserratte für mehrere Nächte im Hafen bliebe.
    Nachdem er das Geschehen eine Weile beobachtet hatte, verstand er schließlich, dass sich die Zollbeamten nur für Waren interessierten, die auf den Pier geladen wurden. Solange die Erben also keine Tonnen und Fässer vor ihrem Schiff auftürmten, würde man sie in Ruhe lassen. Ohnehin hatten sie nicht vor, lange in Lorelia zu bleiben. Sobald sie im Besitz der Aufzeichnungen waren, würden sie die Segel setzen.
    Im Moment blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf den Einbruch der Dunkelheit zu warten. Da saßen sie also zu acht auf engstem Raum und mussten sich irgendwie die Zeit vertreiben. Guederic verließ die Wasserratte wagemutig, um Vorräte für sie einzukaufen. Er betrat den erstbesten Laden in der Nähe des Anlegers, und sein Bruder ließ ihn keine Dezille aus den Augen. Alle freuten sich wie die Kinder über die Lebensmittel, die er hinunter in die Kombüse brachte.
    Najel war eine Zeit lang damit beschäftigt, Maara alles zu erklären, was er über das Manövrieren des Schiffs gelernt hatte. Die Kriegerin konnte es nur schwer ertragen, anderen das Steuer zu überlassen – sie wollte selbst navigieren können, wenn nötig bis ins Schöne Land. Währenddessen hatte Lorilis die Tagebücher ihrer Ahnen zu Ende gelesen und reichte sie an Souanne weiter, die ebenfalls neugierig auf deren Inhalt war. Josion wiederum hatte sich schlafen gelegt – sehr zu Zejabels Unmut, die offensichtlich mit ihm sprechen wollte. Damián war tief beeindruckt davon, wie ruhig sein Cousin wirkte. Er selbst war viel zu aufgeregt, um Schlaf zu finden, und das würde sich gewiss erst wieder ändern, wenn sie das Königreich Lorelien weit hinter sich gelassen hätten.
    Die Sonne näherte sich dem Horizont, und im Hafen ging es nun sehr viel weniger geschäftig zu. Als sich die Dämmerung über die Stadt senkte, waren nur noch wenige Menschen unterwegs: ein paar Fischer, die ihre Netze reparierten, Händler, die nach einer Herberge suchten, umherstreifende Kinder und ein paar tratschende alte Frauen. Ein Trupp Zollbeamter, der für die Nachtwache eingeteilt war, schlenderte über den Kai. Seltsamerweise

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