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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sprach dann seine letzten Worte an diesem Tag.
    » Ich habe auf Eurydis gewartet. Ich spürte, dass sie auf dem Weg hierher war…«
    Dann schwieg Nol. Selbst das Heulen der Verdammten verstummte, und bleierne Stille legte sich über die Erben. Sie waren eine kleine Schar Sterblicher, gefangen zwischen Himmel und Erde, inmitten eines von den Menschen vergessenen Tals, und um sie herum herrschte tiefe Finsternis.
    Die Legionärin zitterte am ganzen Leib und versuchte sich einzureden, dass dies lediglich an der Kälte lag und nichts mit den merkwürdigen Erlebnissen der letzten Zeit zu tun hatte, mit den seltsamen Visionen und dem Gefühl der Vertrautheit, das dieses Abbild des Jal’dara in ihr wachrief. Nichts mit dem, was Nol über Eurydis gesagt hatte… Nein, es war bloß die Kälte.
    Doch leider sahen ihre Gefährten das offenbar anders.
    » Souanne«, begann Damián. » Bist du…«
    Doch er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Ein weiterer Schrei durchriss die Nacht, lauter und bösartiger als alle bisherigen. Diesmal kam das Geheul nicht vom Höhleneingang, sondern von der anderen Seite des Tals, und es klang vage weiblich. Die Kreatur, die den Schrei ausgestoßen hatte, musste entweder riesig oder von übermächtigem Zorn beherrscht sein– beides keine besonders angenehme Vorstellung. Mehrere Verdammte antworteten dem Ruf, der direkt aus den Tiefen des Karu zu stammen schien. Und dann riefen Hunderte Stimmen den Erben und den wenigen verbliebenen Kindern des Dara aus allen Richtungen ihren geballten Hass entgegen.
    » Das wird eine lange Nacht«, stöhnte Maara.
    Souanne nickte schweigend und widerstand nur mit Mühe dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten und bis zum Morgen in einer Ecke zusammenzurollen. Sie beneidete Nol darum, dass er trotz des Gebrülls seelenruhig schlafen konnte. Wahrscheinlich war er im Laufe der Jahre zu seinem eigenen Schutz taub dafür geworden.
    Wie gern hätte auch sie sich wieder ihren Träumen hingegeben, statt sich mit dem Gedanken herumzuquälen, den Nol der Seltsame ihr in den Kopf gesetzt hatte.
    Trotz der Kälte, die ihm in die Knochen kroch, rührte Josion keinen Muskel. Er lag auf dem Bauch und spähte über den Rand der Plattform nach unten. Seine Sinne waren hellwach, und er hielt die Augen weit offen, um beim ersten Anzeichen von Gefahr reagieren zu können.
    Er hatte fast die ganze Nacht in dieser Position verbracht. Ein paarmal war er eingenickt, aber bald wieder vom Geheul der Kreaturen geweckt worden. Einige drangen bis zu den Bäumen vor und kratzten an der Rinde, schlugen gegen die Stämme und nagten an den Wurzeln. Dabei knurrten und heulten sie vor Wut, weil sie nicht an ihre Opfer herankamen. Zum Glück hatte Nol jedoch recht behalten: Keiner der Verdammten versuchte auch nur, am Stamm hochzuklettern und bis zur Plattform zu gelangen. Die Sprösslinge des Karu waren an das Leben in Höhlen und unterirdischen Gängen gewohnt. Das Erklimmen von Tannen, deren unterste Äste erst in Kopfhöhe begannen, war nicht ihre Stärke.
    Gewiss hätten sie eine behelfsmäßige Leiter bauen oder aneinander hochklettern können, aber sie hatten zu viel von ihrer Menschlichkeit eingebüßt, um auf eine solche Idee zu kommen. Die Kreaturen, die am Boden herumschlichen, waren Wiedergeburten der niederen Dämonen des Karu: Lemuren von affenartiger Erscheinung mit bestialischen Kräften. Menschen, die sich wie wilde Tiere gebärdeten und völlig vergessen hatten, wer sie einst gewesen waren.
    Zu Gesicht bekommen hatte Josion die Verdammten noch nicht. Er sah nur Schatten durch das Dunkel huschen und hörte das bedrohliche Knurren. Immer wieder waren wilde Prügeleien ausgebrochen. Zumindest hoffte Josion, dass sich die Verdammten gegenseitig zerfleischten und nicht Nols Schützlinge. Jedes Mal übertrug sich die Erregung der Streithähne auf andere Kreaturen in der Nähe, wodurch weitere Schlägereien ausgelöst wurden. Wenn sich die Lage nach einer Weile beruhigte, vernahm Josion nur noch widerwärtiges Schmatzen, und kurz darauf begannen die Kämpfe von Neuem. So ging es bis zum Morgengrauen.
    In den letzten Dezimen war es im Tal immer ruhiger geworden. Als die ersten Sonnenstrahlen über die Landschaft strichen und sich Frühnebel über dem Tal bildete, gab Josion seinen Wachposten auf. Nun konnte er sich endlich ein wenig ausruhen.
    In diesem Moment hallte zum letzten Mal ein schauriges Geheul von den Felswänden wider, und ihm verging die Lust zu schlafen. Es war der

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