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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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verantwortlich. Dass die drei Paare so plötzlich zusammengefunden hatten, konnte auch an dem Ort liegen, an dem sie sich befanden. Das Jal– sowohl das Dara als auch das Karu– hatte seine Besucher schon immer dazu verleitet, sich ihren geheimsten Gefühlen hinzugeben. Josion selbst war in einer der ersten Liebesnächte seiner Eltern in den prächtigen Gärten gezeugt worden. Dasselbe galt für Eryne vor ihm. Und wenn man noch weiter in die Vergangenheit zurückging, war sogar das erste Götterkind auf diese Weise entstanden: Nol der Seltsame!
    Zwar war dieses Tal nur ein blasses Abbild des wahren Dara, aber auch hier herrschten seltsame Kräfte– zum Beispiel jene, die die Erben bei ihrer Ankunft in einen tiefen Schlaf hatten fallen lassen. Vielleicht waren diese Kräfte– wenn auch in schwächerem Maße– ja auch für das Aufkommen zärtlicher Gefühle verantwortlich.
    Wehmütig dachte Josion an die schöne Helione, seine Jugendliebe, die er verlassen hatte. Es war eine grausame und schmerzliche Entscheidung gewesen, denn er hatte niemals aufgehört, sie zu lieben. Selbst nach vier Jahren nicht. War es falsch gewesen, seine zarten Bande mit dem jungen Mädchen zu opfern, um ihr das Leid zu ersparen, das mehrere Generationen von Erben heimgesucht hatte? Damals war er überzeugt gewesen, den richtigen Weg zu gehen, aber jetzt war er nicht mehr sicher.
    Als er sich wieder zu seiner Mutter umwandte, sah er, dass auch sie eine sorgenvolle Miene aufgesetzt hatte. Natürlich musste sie sich nicht mehr fragen, wer ihr Auserwählter war: Es war Nolan, der Erzfeind, der erste Erbe, der ihr die Hand gereicht hatte! Aber Josions Vater war vor mehr als einem Mond im Meer ertrunken. Es sei denn, man glaubte den rätselhaften Aussagen eines halb verrückten einstigen Gottes und Lorilis’ Visionen. Ihnen zufolge befand sich Nolan im Jal, einem Ort, der eigentlich zwanzig Jahre zuvor vernichtet worden war.
    Einer spontanen Eingebung folgend legte er Zejabel einen Arm um die Schulter. Sonst ließ er sich nicht zu solchen Gefühlsbekundungen hinreißen, erst recht nicht nach dem Streit, der sie so lange Zeit entzweit hatte. Aber diesmal folgte er einfach dem Bedürfnis, seine Mutter zu trösten.
    » Wir werden bald mehr wissen«, flüsterte er. » Noch heute bekommen wir Antworten.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte begann Nol rasselnd zu husten. Die Erben, die noch geschlafen hatten, wurden von dem Geräusch geweckt und schlugen die Augen auf.
    Josion vermutete, dass der bevorstehende Tag ebenso lang werden würde wie die vergangene Nacht. Wie beschwerlich er allerdings tatsächlich werden würde, konnte er nicht ahnen.
    Als Nol der Seltsame zu husten begann, sprang Najel auf. Endlich war der Tag angebrochen und der Albtraum vorbei! Er hatte höchstens einen halben Dekant geschlafen – wenn man die kurzen Momente zusammenzählte, in denen die Müdigkeit Oberhand über Angst, Kälte und die unzähligen Sorgen gewonnen hatte, die ihn quälten. Der Junge brannte darauf, dem einstigen Hüter des Jal endlich all die Fragen zu stellen, auf die er eine Antwort suchte, auch wenn er dabei traurige Wahrheiten erfahren würde.
    Doch vorerst musste er sich gedulden, denn der Greis hustete immer heftiger, und die Erben umringten ihn besorgt. Als Nol wieder zu Atem kam, bat er sie mit einer Geste, die Leiter herunterzulassen, weil er selbst dazu zu schwach war. Damián erfüllte ihm den Wunsch, und die Gefährten sahen zu, wie der Hüter unbeholfen zum Waldboden hinunterkletterte und sich dann so würdig wie möglich entfernte. Najel fragte sich, was der Alte vorhatte. Wollte er vielleicht an einem Ritual teilnehmen, mit dem die Talbewohner den neuen Tag begrüßten? Doch dann hockte sich Nol hinter einen Busch, und Najel wandte rasch den Blick ab. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Nol war eben kein Gott mehr, sondern nur noch ein gewöhnlicher Sterblicher mit ganz natürlichen Bedürfnissen, genauso wie sie alle.
    » Nun gut«, sagte Maara, » unten scheint sich die Lage beruhigt zu haben. Es gibt also keinen Grund, auch nur eine Dezille länger auf diesem Baum hocken zu bleiben.«
    Sie packte forsch ihre Waffe und ihr Gepäck und stieg die Leiter hinunter. Die anderen taten es ihr gleich, und bald standen alle unten um den Baum herum. Josion zeigte auf die Löcher, welche die Verdammten in die Rinde gerissen hatten. Najel staunte nicht schlecht. Der Stamm war bis auf die Höhe von gut einem Meter völlig zerschunden. Einen solchen

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