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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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weniger Kraft als ersterbende Glut inmitten kalter Asche.
    » Ich bin Guederic«, antwortete der Angesprochene fest.
    Nol schien ihn nicht zu hören. Er sah durch ihn hindurch wie auf der Suche nach einer längst vergessenen Gestalt aus der Vergangenheit. Nachdem er ein letztes Mal zum Höhleneingang gesehen hatte, hellte sich sein Gesicht auf, und er wirkte plötzlich zehn Jahre jünger.
    » Du konntest entkommen…«, sagte er und legte die Hände aneinander. » Du bist zurückgekehrt… Endlich!«
    Guederic und seine Gefährten trauten ihren Augen kaum. War da etwa Bewunderung im Blick des Hüters? Bewunderung für denjenigen, der ihn eben noch in Angst und Schrecken versetzt hatte?
    » Du bist zurückgekehrt!«, wiederholte der Greis und zog Guederic in seine Arme. » Du hast die Unterwelt verlassen!«
    » Ich glaube, Ihr verwechselt mich…«, stammelte der junge Mann.
    Trotzdem erwiderte er die Umarmung des Hüters, wenn auch nur, um diesen in seinem Sinneswandel zu bestärken. Doch dann drückte Guederic den alten Mann mit einer Inbrunst an sich, die er sich selbst nicht erklären konnte. Nol wehrte sich nicht, im Gegenteil: Ihm liefen Freudentränen über die Wangen.
    Guederic musste sich zwingen, den Greis loszulassen, damit die anderen die Begegnung nicht für ein echtes Wiedersehen hielten. Das hätte den Spekulationen darüber, dass er Sombres Wiedergeburt war, nur neue Nahrung gegeben. Er war tatsächlich zutiefst gerührt und von einer großen Last befreit, redete sich aber ein, dass das nur an seiner Erleichterung lag.
    » Wunderbar!«, sagte Nol überglücklich.
    Der Greis konnte die Augen nicht von dem jüngsten Spross der Familie von Kercyan lassen, was diesen in Gewissensnöte brachte, weil er nicht mehr wusste, wie er sich verhalten sollte. Doch dann wandte sich Nol seinen anderen Besuchern zu und musterte sie lächelnd einen nach dem anderen. Zejabel begrüßte er mit einem kurzen Nicken und zeigte so, dass er sie trotz der langen Jahre, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, nicht vergessen hatte. Dann fiel sein Blick auf die schlafende Souanne, und sein Gesicht hellte sich noch etwas mehr auf.
    » Wunderbar!«, wiederholte er. » Zwei an einem Tag… An einem Tag…«
    Er hielt inne und sah zur Sonne, die tief am Horizont stand. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, und die freudige Erregung wich sorgenvoller Unruhe. Plötzlich schien er es furchtbar eilig zu haben.
    » Wir können nicht bleiben«, sagte er tonlos. » Es wird bald dunkel. Wir müssen hier weg.«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, drang plötzlich lautes Geheul aus dem Höhleneingang, der gut hundert Schritte von ihnen entfernt war. Die Erben sahen einander besorgt an und setzten sich dann wortlos in Bewegung. Alle sammelten ihre Sachen ein, während sich Zejabel und Maara mit ihren Waffen in der Nähe des Tunneleingangs aufbauten, um ihn zu bewachen. Damián und Josion ließen indes den Blick schweifen und suchten die Umgebung nach einem geeigneten Unterschlupf für die Nacht ab. Als Letztes hob Guederic Souanne auf, bereit, sie notfalls bis zum nächsten Berg zu tragen.
    Als Nol seine Fürsorglichkeit bemerkte, erschien für kurze Zeit ein Lächeln auf seinem Gesicht. Dann wirkte er wieder verwirrt und mutlos.
    » Wo sind wir in Sicherheit?«, drängte ihn Damián.
    » Dort drüben«, sagte Nol der Seltsame und wies mit zitterndem Finger in eine Richtung. » Aber es ist zu weit. Das schaffen wir nicht…«
    Guederic spähte in die Richtung, in die der Alte gezeigt hatte, konnte aber nichts erkennen. Nol schien sie zu einer Stelle führen zu wollen, die links von der Pforte lag. Als sie losmarschierten, begriff der junge Mann, warum sie ihr Ziel nicht vor Einbruch der Nacht erreichen würden. Der greise Hüter bewegte sich viel zu langsam; seine müden Glieder waren der Anstrengung nicht mehr gewachsen.
    Mangels einer besseren Idee ging Guederic zu seinem Bruder und drückte ihm die schlafende Souanne in die Arme. Verdattert und mit hochrotem Kopf wollte Damián widersprechen, aber Guederic hatte sich bereits wieder abgewandt. Er ging zu Nol und hob ihn hoch, um ihn zu tragen. Zunächst wehrte sich der Alte, aber dann sah er ein, dass er keine Wahl hatte. Nun begann ein anstrengender Marsch durch das irdische Tal des Dara. Je tiefer die Sonne sank, desto lauter wurde das Geheul aus dem Tunnel, und nach einer Weile fielen die Erben in einen leichten Trab.
    Es wurde nicht viel gesprochen. Sie sparten sich

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