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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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gesenkt hatte, war der finstere Umriss des Bauwerks noch deutlich zu sehen. Doch Nol, der immer noch von Guederic getragen wurde, zeigte weiter nach links zu einem Tannenwäldchen auf einem kleinen Hügel. Der Ort unterschied sich in nichts von anderen Baumgruppen in der Umgebung. Doch dann entdeckte Souanne– sowohl am Boden als auch in den Bäumen– menschliche Gestalten.
    Im ersten Moment fürchtete sie, es handele sich um die Kreaturen aus den unterirdischen Gängen, doch dann erkannte sie ihren Irrtum. Als die Gefährten nahe genug herangekommen waren, konnte Souanne sehen, welchen Unterschlupf Nol ansteuerte: Baumhütten, die über behelfsmäßige Leitern zu erreichen waren.
    » Soll das ein Witz sein?«, stöhnte Maara atemlos. » Ich will lieber auf dem Boden kämpfen, als mich abschießen zu lassen wie ein Fasan.«
    » Die Bäume werden uns beschützen«, beteuerte der Nol. » Das haben sie schon immer getan.«
    Damián wollte mehr darüber wissen, aber Souanne hörte schon nicht mehr zu. Sie war völlig verwirrt. Bis Kommandant Amanón verschwand, hatte sie nur die Straßen Lorelias gekannt. Noch nie war sie im Rideau-Gebirge gewesen, und erst recht nicht in dem sagenumwobenen Jal’dara. Warum also kam ihr alles so vertraut vor? Und warum fühlte sie sich den Männern und Frauen, die sie zwischen den Bäumen sah, so nah?
    Sie hätte die Talbewohner gern danach gefragt, aber diese hielten vorsichtig Abstand, und die wenigen Silben, die Souanne aufschnappte, gehörten zu keiner ihr bekannten Sprache. Wer waren diese Leute? Und was hatte sie in das Tal verschlagen?
    Souanne kam nicht dazu, sie weiter zu beobachten, denn plötzlich gellte ein lauter Schrei vom Rande des Tals zu ihnen herüber und löste Panik unter den Unbekannten aus. In Windeseile huschten die Talbewohner davon und kletterten mit der Geschicklichkeit von Affen in die Baumwipfel. Ihre Säuglinge hatten sie sich auf den Rücken gebunden.
    Die Erben zögerten nicht lange und folgten ihrem Beispiel. Nol führte sie zum allergrößten Baum und begann, eine primitive Leiter zu erklimmen, was ihm jede erdenkliche Mühe bereitete. Doch schließlich erreichte er eine Plattform aus Ästen, geflochtenen Zweigen und trockenem Laub– der ersten von vielen, die bis zum Wipfel übereinander errichtet worden waren. Dort ließ er sich schwer atmend zu Boden sinken. Damián baute sich am Fuß der Leiter auf und bestimmte, in welcher Reihenfolge sie hochstiegen: Lorilis und Najel als Erste, dann Souanne, Zejabel, Maara und Josion.
    Als Guederic an der Reihe war, machte sich im Wipfel Unruhe breit. Souanne konnte zwar nicht viel erkennen, aber es sah ganz so aus, als schwangen sich die Baumbewohner mithilfe von Seilen auf die Nachbarbäume oder sprangen kurzerhand hinüber. Wollten sie auf Abstand zu ihren Gästen gehen? Oder flohen sie vor Guederic? Der junge Mann schwieg bereits seit einer ganzen Weile störrisch, so als hätten sie ihn gegen seinen Willen auf den Baum geschleppt. Er sah aus, als wäre er am liebsten wieder auf den Boden gesprungen.
    Damián brachte sich als Letzter in Sicherheit. Als er die Plattform erreichte, holte er die Leiter ein, so wie er es bei den Baumbewohnern beobachtet hatte. Endlich konnten die Erben ein wenig verschnaufen, auch wenn die Nacht kalt und lang zu werden versprach. Und wie sollten sie bei dem Geheul der Kreaturen auch nur ein Auge zutun?
    » Die klettern doch nicht die Bäume hoch, oder?«, erkundigte sich Josion.
    Nols Gesicht war im Dunkeln nicht zu erkennen, aber seine Stimme klang erschöpft und verzweifelt.
    » Nein«, beteuerte er. » Wahrscheinlich kommen sie nicht einmal bis zu unserem Wäldchen. Und wenn doch, begnügen sie sich damit, die Bäume anzuheulen. Im Morgengrauen verschwinden sie dann wieder.«
    » Warum habt ihr euch keinen Unterschlupf gesucht, der weiter weg von dem Höhleneingang liegt?«, fragte Maara. » Auf der anderen Seite des Tals gibt es doch Bäume genug.«
    » Dort befinden sich weitere Gänge und Höhlen«, erklärte Nol. » Die Verdammten finden immer wieder neue Zugänge zum Tal. Wir müssen uns von den Felshängen fernhalten und in der Nähe der Pforte bleiben. Ja, vor der Pforte haben sie Angst.«
    Es klang, als würde er Selbstgespräche führen. Seine Stimme wurde immer undeutlicher.
    » Was habt Ihr dann dort drüben in der Nähe des Höhleneingangs gemacht?«, fragte Damián. » Das war doch gefährlich.«
    Zunächst erhielt er keine Antwort. Nol atmete röchelnd und

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