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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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gleiche weiblich klingende Schrei, der die Erben am Abend zuvor aufgeschreckt hatte. In der Nacht war er noch zwei Mal ertönt. Es war, als hätte die Kreatur eine letzte Drohung an die Flüchtlinge in den Baumwipfeln gerichtet. Sie würde wiederkommen. In der nächsten Nacht. Und dann würde ihr keiner entkommen.
    » Ich weiß, wer das ist«, sagte eine leise Stimme neben Josion.
    Er schreckte hoch. Er hatte nicht gemerkt, dass seine Mutter an seine Seite gekommen war. Vielleicht hatte sie aber auch schon die ganze Nacht dort gelegen. Es war zu dunkel gewesen, um irgendetwas zu sehen, und die Erben hatten geschwiegen, um den Blutdurst der Verdammten nicht anzustacheln.
    » Was?«, flüsterte Josion.
    » Die Frau. Oder besser gesagt, die Dämonin. Es ist Zuïa.«
    Josion brach der kalte Schweiß aus. Er wusste alles über die Vergangenheit seiner Mutter. Wie sie als Kleinkind aus ihrer Familie gerissen worden war und von grausamen Priestern zum Morden ausgebildet worden war. Wie viel innerer Stärke es bedurft hatte, um deren Misshandlungen zu überleben, und welch großen Mut sie aufgebracht hatte, um der falschen Göttin zu entsagen und sich auf die Seite der Erben zu schlagen, die so großmütig gewesen waren, eine ehemalige Feindin in ihre Reihen aufzunehmen.
    Zejabel hatte die Dämonin eigenhändig getötet. Zwei Mal. Als die Erben das Jal vernichteten, hatte sie gehofft, sich ihrer für immer zu entledigt. Doch offenbar hatte sie sich geirrt.
    » Bist du sicher?«, fragte Josion.
    Das war eine dumme Frage, und er wusste es. Seine Mutter hätte etwas Derartiges nicht nur so dahingesagt und erst recht keine Scherze darüber gemacht. Schon die Art, wie sie Zuïas Namen ausgespuckt hatte, hätte ihren Sohn davon überzeugen müssen, dass sie es bitterernst meinte.
    » Vollkommen sicher. Ich spüre die Anwesenheit ihres Geists; genau wie damals, als sie mich den Zustand der Entsinnung lehrte. Ein Rest ihrer einstigen Macht muss ihr geblieben sein. Oder sie ist im Begriff, sie zurückzuerlangen, so wie Usul, Souanne und Gued…«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, aber es war zu spät. Jetzt wusste Josion, was seine Mutter über Souanne dachte und darüber, welches Schicksal seinem Vetter bevorstand. Doch er sah sich außerstande, in diesem Moment darüber zu sprechen. Deshalb konzentrierte er sich zunächst auf die Dämonin.
    » Kannst du ihre Gedanken lesen?«, fragte er. » Weißt du, was sie vorhat?«
    Zejabel wandte den Blick von der Landschaft ab und sah ihrem Sohn in die Augen. Dieser kam nicht umhin, die Müdigkeit in ihrem Gesicht und die Falten auf ihrer Stirn zu bemerken. Doch ihre Miene war voller Entschlossenheit, so wie es ihrer Kämpfernatur entsprach.
    » Nein. Jedenfalls bisher nicht. Aber ich dachte ja auch, dass es den Zustand der Entsinnung nicht mehr gibt. Vielleicht erwarten uns noch weitere Überraschungen. Zuïa ist jedenfalls zurzeit die Einzige, deren Gegenwart ich spüre, und sie hat sich die ganze Nacht von diesen Bäumen ferngehalten. Ich muss unbedingt herausfinden, warum.«
    Josion nickte. Damit war zumindest eine seiner vielen Fragen beantwortet: Die Dämonin war in der Nacht nicht um die Bäume herumgestrichen. Wäre sie es und er hätte es nicht bemerkt, hätte er sich schwere Vorwürfe gemacht.
    » Wir müssen Damián Bescheid geben«, beschloss er. » Das ist eine wichtige Entdeckung.«
    » Ja, du hast recht. Aber ich glaube, der Moment ist etwas unpassend.«
    Mit dem Daumen zeigte sie hinter sich. Josion richtete sich auf und sah ein ungewohntes Bild: Der Ritter und die Legionärin saßen nebeneinander, hielten sich im Arm und hatten die Köpfe aneinandergelehnt! Damián hatte die Augen geöffnet, während Souanne noch schlief. Die beiden Vettern lächelten sich verlegen zu, dann wandte sich Josion taktvoll ab. Schließlich ging ihn Damiáns Privatleben nichts an. Außerdem war es nur von Vorteil, wenn sich die Gefährten gegenseitig Trost spendeten.
    Dann vergewisserte er sich, dass es auch dem Rest ihrer kleinen Schar gut ging. Najel und Lorilis hatten sich ebenfalls aneinandergeschmiegt und wärmten sich gegenseitig, und selbst Maara und Guederic waren Hand in Hand eingeschlafen. Wenn man bedachte, dass die Kriegerin ihrem Verehrer noch ein paar Dekanten zuvor den Schädel hatte einschlagen wollen! Sie konnte wirklich launisch sein…
    Doch nach kurzer Überlegung nahm er sein Urteil wieder zurück. Vielleicht war die Wallattin gar nicht für ihre Stimmungsschwankungen

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